Zoe und der maechtige Tycoon
sie es nicht vorher selbst herausfand. Allein diese Gefahr zwang ihn, sich mit der Zukunft zu beschäftigen.
Natürlich sah er Zoe Balfour nach seiner Internetrecherche mit anderen Augen. Nur, was sollte eine Frau mit ihrer Schönheit, ihrem Charme und dem sozialen Hintergrund an einem Mann finden, der nahezu blind war? Könnte sie so jemanden überhaupt lieben?
Seit wann geht es hier um Liebe? höhnte eine kleine Stimme in Max’ Hinterkopf. Was willst du von dieser Frau? Vor allem, was kannst du realistischerweise von ihr erwarten?
Nichts! lautete die Antwort auf beide Fragen.
Die dunkle Limousine rollte langsam auf die Stelle zu, wo Zoe und Max warteten. Er hörte das Türenklappen, schwere Schritte und dann die Stimme seines Chauffeurs.
„Mr Monroe …“
Frank wusste von seiner Krankheit. Max hatte ihn darüber informiert, als er spürte, dass er eine Gefahr für sich und andere wurde und das Autofahren ganz aufgeben musste.
Danach hatten sie nie wieder darüber geredet, und Frank war sensibel genug, um seine Hilfestellungen so dezent zu gestalten, dass sie nie zu Peinlichkeiten führten. Stets sorgte er dafür, dass der Weg zur Limousine sicher war, und Max vertraute ihm voll und ganz.
Inzwischen waren sie ein perfekt eingespieltes Team, was Max dabei half, seine zunehmende Hilflosigkeit überhaupt so lange geheim halten zu können.
Doch was war mit Zoe? Auch wenn er es hasste, bemitleidet zu werden, musste er irgendwann lernen, damit umzugehen. Warum nicht jetzt und bei ihr damit anfangen? Wenn er tatsächlich Anteil am Leben seines Kindes nehmen wollte, war das gar nicht zu umgehen.
Zumindest war das die Argumentation gewesen, die ihn dazu veranlasst hatte, Zoe Balfour noch einmal aufzusuchen. Doch die vage Euphorie, die ihn zu diesem Schritt beflügelt hatte, war längst verflogen. Und als er dann vor ihr stand, ihre raue, verführerische Stimme hörte und von dem betörenden Rosenwasserduft eingehüllt wurde, wäre er am liebsten gleich wieder geflohen.
Gleichzeitig dachte er an ihr gemeinsames Kind. Wie in den langen Nächten, nachdem er Zoe aus seinem Apartment geekelt hatte. Aus irgendeinem Grund sah er in dem ungeborenen Baby ein Mädchen … mit Zoes blonden Locken und jadegrünen Augen. Er selbst würde es nicht mit seinen Augen, sondern nur noch mit seinem Herzen sehen können.
Natürlich hatte er sich selbst verspottet und sich über derart abstruse romantische Fantasien lustig gemacht. Doch das Bild vor seinem inneren Auge wollte nicht weichen und war noch viel klarer und eindringlicher geworden, jetzt, da er Zoe so dicht an seiner Seite spürte.
Dabei hatte sein strenger Ehrenkodex es ihm bisher verboten, an Familie und Kinder überhaupt nur zu denken, sobald Dr. Ayers Diagnose feststand. Aber die Umstände hatten sich geändert. Jetzt gebot ihm derselbe Ehrenkodex, seinem zukünftigen Kind nicht den Vater vorzuenthalten. Schon einmal hatte er einen Menschen im Stich gelassen. Das durfte nie wieder geschehen.
Die Fahrt zur gynäkologischen Praxis verlief in tiefem Schweigen. Erst nach ihrem Eintreten räusperte sich Max, und Zoe warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Möchtest du, dass ich während der Untersuchung im Wartezimmer bleibe?“
Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. „Ich … nein, es ist schon in Ordnung, wenn du dabei sein willst.“
Doch als es dann soweit war und sie zur Untersuchung auf den Tisch mit der Papierunterlage steigen musste, während Max sich in eine Ecke des Raums zurückzog, fühlte sie sich alles andere als entspannt.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Dr. Hargreaves sich zu ihnen gesellte, eine energische Frau in den Fünfzigern mit raspelkurzem grauen Haar.
„Mrs Monroe?“
„Nein!“ Das kam so spontan und abwehrend, dass Zoe selbst erschrocken war. Hastig sah sie über die Schulter zu Max hinüber, doch der zeigte keine Reaktion. „Ich … mein Name ist Balfour. Zoe Balfour. Ich bin … wir sind nicht …“
„Schon gut, meine Liebe“, sagte Dr. Hargreaves beruhigend. „Ich entschuldige mich für meine vorschnelle Folgerung. Dann wollen wir mal sehen …“ Sie griff nach der Karteikarte, die ihre Sprechstundenhilfe von Zoe angelegt hatte. „Die letzte Periode liegt also acht Wochen zurück?“
„Ich … ich glaube schon.“ Einen erneuten Blick über die Schulter verkniff sie sich nur mit Mühe.
„Und Sie haben bereits zu Hause einen Schwangerschaftstest gemacht?“
„Ja.“
„Sie leiden unter massiver Übelkeit?“
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