Zoe und der mächtige Tycoon
Vielleicht waren es ja seine Gene?
„Wer so erfolgreich in Sachen Finanzen ist wie Sie, Mr Anderson, kann bestimmt auch gut rechnen“, fuhr sie selbstbewusst fort. „In diesem Juni wird es siebenundzwanzig Jahre her sein, dass Sie meine Mutter getroffen haben. Und ich werde im April sechsundzwanzig.“
Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich unangenehm aus, besonders, da es mit Elektrizität geladen zu sein schien. Thomas Andersons Blick war nicht anders als eiskalt zu bezeichnen.
„Ich befürchte, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen, Miss Balfour.“
Zoe starrte ihn an, während das kleine Flämmchen Hoffnung, das sie seit ihrer Ankunft in New York mühsam genährt hatte, zu erlöschen drohte. Was hatte sie denn gedacht? Dass er sie ohne Weiteres als seine Tochter anerkennen und an die breite Brust drücken würde? Und würde sie das denn überhaupt akzeptieren, nachdem er sie bisher verleugnet und sich nie um sie gekümmert hatte?
„Ich weiß nicht, inwieweit die Zeitungen in New York sich damit befasst haben, aber vor etwa einem Monat erschütterte ein ziemlicher Skandal einen jährlich stattfindenden Event unserer Familie, der durchaus internationale Beachtung erfährt. Den Balfour Charity Ball.“
Nichts rührte sich in der eisigen Miene ihres Vaters.
„Anlass für den Skandal war ein Tagebucheintrag meiner Mutter, den meine beiden Schwestern erst kürzlich entdeckten. Er besagt, dass meine Mutter vor siebenundzwanzig Jahren eine außereheliche Affäre hatte, der ihre jüngste Tochter entstammt.“
Das Lächeln, das Thomas Anderson sich jetzt abrang, ließ sie frösteln. „Die Art von Zeitschriften, die sich mit derartigen Geschichten befassen, lese ich grundsätzlich nicht, Miss Balfour.“
„Und trotzdem sind Sie in eine derartige Geschichte verstrickt“, verkündete Zoe ihm unerschrocken. „In ihrem Tagebuch hat meine Mutter Sie namentlich als meinen Vater angegeben.“
So, nun war es heraus! Obwohl es nicht ganz stimmte. Einen Namen hatte Alexandra nämlich nicht genannt, sondern ihrem Tagebuch nur anvertraut, wie sehr sie die Aufmerksamkeiten eines smarten Geschäftsmanns aus New York genossen habe, der in jenem Sommer von Oscar nach Balfour Manor eingeladen worden war und sie mit seinen jadegrünen Augen verzaubert hatte.
Thomas Anderson starrte sie sehr lange einfach nur an, und Zoe dachte für eine Sekunde, er würde es zugeben. Erklärungen abliefern. Sich möglicherweise sogar bei ihr entschuldigen. Wenn er wenigstens einen Funken Reue zeigen würde …
„Tut mir leid“, sagte er schließlich. „Aber ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.“
Ihr Pulsschlag schoss in die Höhe. „Sie bestreiten, dass Sie damals eine Affäre mit meiner Mutter hatten?“
Er zögerte kaum merklich. „Ich habe Ihre Mutter auf einer rein gesellschaftlichen Ebene kennengelernt, für eine sehr kurze Zeit.“
„Wollen Sie damit sagen, dass meine Mutter gelogen hat? Dass sie ihrem Tagebuch, das niemand jemals zu Gesicht bekommen sollte, eine Lüge anvertraute?“
„Tut mir leid“, wiederholte Thomas und hob die breiten Schultern.
„Was tut Ihnen leid?“, fauchte Zoe ihn an. „Dass Sie mich gezeugt haben oder dass Sie zu feige sind, es zuzugeben? Ein DNA-Test würde …“
„Eine Auseinandersetzung vor Gericht bedeuten“, schnitt Thomas Anderson ihr ruhig das Wort ab. „Ich denke nicht, dass einer von uns beiden so weit zu gehen wünscht.“
Ein weiterer Skandal! Erneute Schande!
Zoes Schultern sanken kraftlos nach vorn. „Warum wollen Sie es nicht zugeben?“, fragte sie rau und spürte Tränen hinter ihren Lidern brennen. „Wir beide haben die gleiche Augenfarbe. Niemand in meiner Familie – von den Balfours – hat dieses ganz besondere Grün, aber du …“
Thomas Anderson versteifte sich. Wenn überhaupt möglich, war sein Blick noch kälter als zuvor. „Mein Sicherheitschef wird Sie hinausbegleiten“, informierte er Zoe gelassen und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. „Unsere Unterhaltung ist beendet, Miss Balfour. Ich glaube nicht, dass ich Sie extra warnen muss. Sollten Sie diese Geschichte allerdings irgendwo verlauten lassen, werden Sie mich noch von einer ganz anderen Seite kennenlernen.“
Bei diesen Worten wurde Zoe leichenblass. Ihre Augen schillerten wie kostbare Smaragde, als sie fassungslos zu ihrem Vater hochschaute. „Du drohst mir?“
„Ich konstatiere nur einen Fakt.“
Abwehrend schüttelte sie den Kopf und wollte
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