Zoe und der mächtige Tycoon
Untertreibung des Jahrhunderts gewesen!
Seufzend presste sie die heiße Stirn gegen die kühle Seitenscheibe des Taxis. Der sonnige Morgen hatte sich ihrer Stimmung angepasst. Aus dem grauen, verhangenen Himmel nieselte es jetzt unaufhörlich.
Warum war sie Max gestern Abend nur in sein Apartment gefolgt? Was hatte sie sich davon versprochen? Obwohl sie Partys liebte, war sie stets vorsichtig mit ihren Begleitern gewesen und bis auf letzte Nacht noch nie mit jemandem ins Bett gegangen, den sie nur flüchtig kannte. Warum ausgerechnet Max?
Mit ihm war alles anders, so einfach lautete die Antwort. Oder zumindest hatte sie das gedacht!
Sie erinnerte sich noch gut an das beschwingte Gefühl, als sie in seinem Bett von den ersten, vorwitzigen Sonnenstrahlen wachgeküsst worden war. Da war sie noch voller Optimismus gewesen und hatte sogar einen magischen Moment geglaubt, endlich zu sich selbst gefunden zu haben.
Was für ein grausamer Irrtum!
Nichts hatte sich geändert! Und sie selbst schon gar nicht! Max Monroe war ein arroganter, selbstverliebter Womanizer, dem sie keine Träne nachweinen würde! Und sie war das, was sie auch vor der letzten Nacht gewesen war. Ein Niemand.
Das Apartment war dunkel und verlassen, als Zoe es betrat und den Schlüssel klirrend auf den Marmortisch in der großzügigen Eingangsdiele warf. Oscar hatte zwar eine Vollzeit-Haushälterin eingestellt, die im Dienstbotentrakt des Penthouses wohnte, doch Lila hatte sich übers Wochenende freigenommen. Darüber war Zoe ausgesprochen froh. Denn sie wollte allein sein.
Wie eine Marionette zog sie sich aus, warf die Kleidung angewidert in eine Ecke und schwor sich, sie nie wieder zu tragen. Dann ging sie in das luxuriöse Marmorbad und ließ Wasser in die Wanne laufen – so heiß, dass sie vor Schmerz leise aufschrie, als sie sich langsam in den duftenden Schaum sinken ließ.
Sie blieb so lange im Wasser, bis ihre Finger verschrumpelt waren und sie fröstelte. Mit steifen Bewegungen zog sie sich anschließend einen bequemen Pyjama an, in dem sie niemals jemand gesehen hatte oder je zu Gesicht bekommen würde. Dann schlüpfte sie unter ihre Bettdecke, rollte sich zusammen und zog die Knie bis zum Kinn hoch.
Im Apartment war es totenstill, und obwohl sie unbedingt allein sein wollte, fühlte Zoe sich plötzlich schrecklich verloren, unsicher und nutzlos.
Bevor sie dagegen ankämpfen konnte, flossen auch schon die Tränen, die sie nicht nur in den letzten Stunden, sondern bereits seit Wochen mühsam zurückgehalten hatte. Sie wusste nicht, wie lange sie weinte. Immer wieder wurde ihr Körper von heftigem Schluchzen geschüttelt, und Zoe versuchte gar nicht erst, sich zu beherrschen.
Wem wollte sie auch etwas vormachen? Es gelang ihr ja nicht einmal sich selbst gegenüber. Sie war eben nicht so stark, wie Oscar es vermutete oder gerne hätte. Erst als auch ihre Kraft zu Weinen erlahmte, wischte sie sich mit zitternden Fingern die Tränen von den Wangen und atmete ein paar Mal tief durch.
„Ich weiß sehr wohl, wer ich bin!“, versuchte sie es zur Abwechslung mal mit Autosuggestion. Im besten Fall hörte es sich pathetisch an, aber nicht überzeugend. Allein ihre dünne, verlorene Stimme strafte die wagemutige Behauptung Lügen.
„Du musst stark sein, Zoe!“, lautete das nächste Mantra, für das sie sich nach kurzem Nachdenken entschied. Aber so oft sie es auch wiederholte, es führte nur dazu, dass ihr irgendwann vor körperlicher und mentaler Erschöpfung die Augen zufielen.
4. KAPITEL
Zwei Wochen nach ihrer Liebesnacht mit Max Monroe meldete sich Oscar telefonisch bei seiner Tochter. Normalerweise hätte Zoe das Gespräch gar nicht angenommen, weil sie ihren so genannten Vater nicht sprechen wollte. Doch da sie bis eben noch im Tiefschlaf gelegen hatte, griff sie benommen und ganz automatisch nach ihrem Handy.
„Zoe?“ Der scharfe Ton in Oscars Stimme bewirkte, dass sie in der nächsten Sekunde aufrecht im Bett saß.
„Dadd…“
Sie brach ab, ehe die vertraute Anrede ganz heraus war, und kniff die Lippen zusammen. Am anderen Ende der Leitung hörte sie Oscar seufzen.
„Seit du in New York gelandet bist, habe ich noch kein einziges Lebenszeichen von dir erhalten, Kind. Ich rufe nur an, um sicher zu sein, dass es dir auch wirklich gut geht. Du hörst dich ziemlich verschlafen an.“
„Das bin ich auch.“
„Aber bei dir muss es zwei Uhr nachmittags sein.“
„Ich war gestern Abend lange unterwegs.“
Die kleine,
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