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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abschütteln können und einen Ehrgeiz entwickelt, der schon beängstigend war. Die Gedankenkette der Frau riss, als sie die ersten hohen Bäume erblickte, die den Friedhof einrahmten.
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Während andere Menschen eine instinktive Furcht vor einem Friedhof empfanden, freute sie sich darauf, das Gelände zu betreten. Sie, die Lady aus der Londoner Gesellschaft, fühlte sich auf diesem Gelände sehr wohl. In den letzten Monaten hatte sie der Chauffeur des öfteren hergefahren, und sie hatte etwas geschafft, das praktisch unmöglich war. Selbst Spiro, ihr Fahrer und treuer Vasall wusste nichts davon.
    Er lenkte den schweren Wagen auf den Parkplatz. Die Markierungen der Parktaschen waren unter dem Eis verschwunden. Sanft stoppte der Wagen.
    Mary Ann Baxter blieb sitzen. Sie stellte nur das Glas weg, griff nach hinten und zog den Mantel hoch. Weich schmiegte sich der Pelz um ihre Schultern.
    Ein Schatten fiel gegen das Fenster, als Spiro auf der rechten Seite die Fahrerseite öffnete. Er stieg aus. Seine Chefin bekam Zeit, ihn zu beobachten.
    Spiro war zwar keine große Leuchte, aber er war ein Mann. Das hatte er ihr in langen Nächten schon mehr als einmal beweisen müssen. Seine Herkunft lag im Dunkel. Er selbst sprach davon, russisches Blut in den Adern zu haben. Das konnte durchaus stimmen. Er trug die Pelzmütze leicht schief auf dem Kopf. Seine Haut wirkte wie rauhes Holz. Die Gesichtszüge waren kantig und das vorspringende Kinn dominierend. Spiro wusste, was er zu tun hatte. Pflichtbewusst öffnete er seiner Chefin den Wagenschlag. Sie stieg aus und nickte nur, als ihr Spiro galant in den Pelz half.
    »Wann werden Sie wieder zurück sein?« fragte der Mann. Er stellte stets die gleiche Frage und hatte stets die gleiche Antwort bekommen, aber heute war es anders.
    »Du begleitest mich, Spiro.«
    »Ich?«
    Die Frau lächelte schmal, holte ihre dunkle Brille hervor und setzte sie auf. »Ja, ich will es so. Du musst mir helfen.« Sie blickte Spiro an. Er konnte den harten und entschlossenen Ausdruck ihrer Augen nicht sehen, aber er nickte.
    »Sehr wohl.«
    Bevor sie gingen, schaute sich Mary Ann Baxter noch einmal um. Dieser kalte Wintertag war nicht nach ihrem Geschmack. Die Luft schien aus Eis zu bestehen. Wenn sie atmete, hatte sie das Gefühl, ihre Lungen würden allmählich vereisen. Sie wickelte den Schal um ihren Mund. Mit der dunklen Sonnenbrille wirkte sie wie eine Bankräuberin. Vom Friedhofstor her löste sich eine einsame Gestalt. Ein älterer Mann, der langsam und gebeugt quer über den großen, leeren Platz schritt und sich wahrscheinlich in der nahe gelegenen Gaststätte aufwärmen wollte.
    »Wir gehen!« entschied Mary Ann.
    Spiro wusste genau, wie er sich zu verhalten hatte. Es gab gewisse Dinge, auf die seine Chefin achtete. Da kannte sie kein Pardon. Er ließ sie rechts gehen, reichte ihr den Arm, aber Mary Ann Baxter lehnte ab. Mit einer ungeduldig wirkenden Geste rammte sie beide Hände in die Manteltaschen.
    In dieser freien Lage biss die Kälte noch stärker. Vor allen Dingen dann, wenn Wind aufkam. Er schien unsichtbare Eisstücke vor sich her zu treiben und gegen die Haut der Menschen zu wehen. Das große Friedhofstor wirkte wie die Trennlinie zwischen zwei Welten. Einmal war es die Welt der Lebenden, zum anderen die der Toten. Noch standen die beiden Ankömmlinge auf der Seite des Lebens, aber die Frau freute sich darauf, den Friedhof betreten zu können. Dort lag die Welt, die sie liebte. Die Umgebung des Vergänglichen, auf der der Hauch des Vergessens lastete. Blumen, die auf frisch aufgeworfenen Grabhügeln verwelkten und verfaulten, unterstrichen mit ihrem strengen Geruch diesen Eindruck.
    An den Gitterstäben des Tores klebte das Eis. Auch das Schloss war von einer weißgrauen Schicht überzogen.
    Spiro hatte Mühe, das Tor zu öffnen. Er zog es zu sich heran und schaute dabei seine Chefin an. Sie war anders als sonst. Zwar sprach sie nie viel, wenn sie zum Friedhof ging, heute hatte sich ihre Haltung verändert. Sie wirkte steifer und gleichzeitig, was ein Widerspruch zu sein schien, auch erwartungsvoller.
    Spiro redete nur, wenn er gefragt wurde und wenn etwas seine unmittelbaren Interessen berührte. Die Frau blieb neben ihm stehen. Sie schaute starr auf den Friedhof. »Du gehst mit, Spiro.«
    Im »Holzgesicht« des Mannes zuckte kein Muskel. »Zu den Gräbern?«
    »Wohin sonst?«
    Er wollte noch eine Frage stellen, traute sich aber nicht. Die

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