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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Baxter hatte es bemerkt und lachte leise. »Heute ist ein wichtiger Tag für uns, Spiro. In den nächsten Stunden werde ich die Weichen für eine Zukunft stellen, die auch dich berührt. Deshalb musst du mitkommen. Ich will dich in ein Geheimnis einweihen. Zudem wirst du mir zur Seite stehen und mir helfen.«
    »Natürlich.«
    Mary Ann Baxter ging vor. Den Kaschmirschal wickelte sie zweimal um den Hals.
    Steinhart war der Boden gefroren. Sie passierten die gewaltige Leichenhalle mit dem Zeltdach und den großen, bis zum Boden reichenden Scheiben darunter. Im Sommer war die Halle lichterfüllt und sonnendurchflutet. Zu dieser Jahreszeit wirkte das Glas blaugrau. Spiro ließ das Tor offen. Er blieb diesmal hinter seiner Chefin. Der Mann besaß einen etwas schwerfällig wirkenden Gang, als hätte er früher einmal als Holzfäller gearbeitet. Es war ihm nicht anzusehen, welch eine Geschmeidigkeit und Sprungkraft in seinen muskelgestählten Körper steckte.
    Der Friedhof war unterteilt in einen alten und einen neuen Bereich. Mary Ann Baxter wandte sich nach rechts, wo der alte Bereich lag. Dort befanden sich die großen Familiengruften, wo sie auch ihre drei Männer beerdigt hatte.
    Grabsteine und Denkmäler waren die stummen Zeugen eines eiskalten Wintertages. Auf den Gräsern und dem Geäst der Bäume und Büsche schimmerte der Rauhreif.
    Mary Ann Baxter hatte für die Umgebung keinen Blick. Sie wollte so rasch wie möglich zum Grab ihrer verstorbenen Männer gelangen. Die Gruft gehörte ihr. Sie hatte alle drei in einem Totenhaus begraben lassen.
    Mary Ann Baxters Gang war federnd. Es war ihr anzusehen, dass sie tanzen konnte. Fast jeder Schritt wirkte wie eine tänzerische Bewegung. Die Umgebung wurde düster, der Weg schmaler. Hier wuchsen die Bäume höher. Im Sommer, wenn sie dicht belaubt waren, spendeten sie kühlen Schatten. Sie hielten aber dann auch die Sonne ab, so dass die Erde immer eine gewisse Feuchtigkeit enthielt.
    Die großen Grabsteine waren von Moos überwuchert. Kaltes Sonnenlicht schien durch das dunkle Geäst der Bäume.
    Ohne sich nach Spiro umzusehen, bog die Frau in einen schmalen Weg ein. Er führte im rechten Winkel in ein altes Gräberfeld hinein. Nicht weit von der Einmündung entfernt stand eine mächtige Trauerweide. Auf ihren Zweigen hockten einige schwarze Krähen. Mary Ann Baxter beachtete sie nicht, Spiro um so mehr.
    Er war ein Mann, der von sich behauptete, keine Angst zu haben. Irgendwann hatte er mal geprahlt, der Rambo von London zu sein. Das allerdings sagte er nicht öffentlich, nur wenn er mit irgendwelchen Kumpanen aus alten Zeiten zechte.
    Auf diesem Friedhof aber fühlte sich Spiro unglücklich und unwohl. Er mochte die in der Kälte stehenden Grabstätten nicht. Sie strahlten eine gefährliche Düsternis aus, waren für ihn Vorboten des Todes, die mit ihren langen Schatten nach ihm griffen.
    Manchmal behauptete er, am Rücken Augen zu haben. Dann warnte ihn seine innere Stimme, wie auch jetzt, denn er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
    Dass sich eine zweite Haut auf seinen Körper legte, kam nicht durch die Kälte. Innere Spannungen trugen dafür die Verantwortung. Unter seiner Jacke steckte ein schwerer Magnum-Revolver. Vorsichtig zog Spiro den Reißverschluss der fellgefütterten Lederjacke nach unten, um im Ernstfall schnell an die Waffe zu gelangen. Mary Ann Baxter war stehen geblieben und zeigte nach rechts. »Hier ist es!« Spiro kam näher. Sein Lächeln wirkte etwas unsicher und verlegen.
    »Wo ist…?«
    Sie ließ ihn nicht aussprechen und zeigte erneut auf das Grab. »Dort.«
    Spiro schaute es sich an. Nein, das konnte man beim besten Willen nicht als normales Grab bezeichnen. Es war schon ein kleines Haus, aus grauen Steinen errichtet, das auf der Südseite nass glänzte. Hier hatte die Kraft der Sonne ausgereicht, die dünne Eisschicht abzutauen. Eine Tür, die ein dachförmiges Oberteil besaß, bildete den Eingang. Als Betrachter schaute man auf die Schmalseite der Grabstätte. Das Haus selbst wuchs der Länge nach in das von Buschwerk bedeckte Grundstück hinein.
    »Hier liegen Ihre Männer, Madam?« fragte Spiro.
    »Ja, ich habe sie nebeneinander bestatten lassen.«
    Spiro wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Jeder Mensch hatte seinen Tick, Mary Ann Baxter machte da keine Ausnahme. Sie hatte es eben mit den Toten und tat manchmal so, als würden sie noch leben, wenn sie mit Spiro über sie sprach.
    Er trat von einem Fuß auf den

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