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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Leuchter senkte. »Komm ruhig näher, Spiro!« hauchte sie dabei. »Komm her, ich will dir etwas zeigen…«
    Er ging, auch wenn ihm nicht wohl dabei war. Über seinen Rücken rann der Schauer in langen Bahnen. Zum Spaß hatte ihn die Baxter nicht in dieses verdammte Totenhaus geführt. Damit bezweckte sie etwas.
    »Stopp!« sagte sie.
    Spiro verhielt seinen Schritt. Er beobachtete, wie seine Chefin den Leuchter in einem Halbkreis schwenkte. Jetzt konnte er die drei Särge deutlicher sehen. Sie standen offen, und die Leichen waren verschwunden…
    Leere Totenkisten!
    Es war nicht zu fassen, einfach verrückt. Da hatte ihn die Frau hergeführt, um ihm diese schaurigen Dinge zu zeigen. Drei leere Särge, wo sie doch immer von ihren Männern gesprochen hatte. Im flackernden Licht der Kerzen, das einen zuckenden Schleier über die Särge warf und diese als Schatten gegen die Wände schleuderte, sah auch das Gesicht der Frau aus, wie von einem dünnen Feuer übergossen. Die Augen erinnerten an zwei Kohlestücke, die ebenfalls glühten, aber von einem inneren Feuer sprachen, das die Frau erfüllt hatte. Spiro hatte endlich seine Sprache wiedergefunden. »Die Särge sind ja leer.«
    Mary Ann lachte. »Das sollen sie auch.«
    »Und Ihre drei Männer?«
    Die Frau gab noch keine Antwort. Statt dessen kam sie auf ihren Leibwächter zu und begann leise zu lachen. »Meine drei Männer?« fragte sie und zog ihre Lippen in die Breite. »Sie haben die Särge verlassen.«
    Spiro verengte seine Augen, da ihn das flackernde Kerzenlicht blendete.
    »Ich begreife nicht. Weshalb haben Sie die Toten aus den Särgen geholt, Madam?«
    »Ich?« Sie bog den Kopf zurück und begann zu lachen. Es war ein widerliches Kichern, ein hohes Gelächter, und Spiro, dieser sonst so abgebrühte Typ, fühlte sich noch unwohler. Abrupt brach das Lachen ab.
    »Nein, mein Freund, nicht ich habe sie geholt…« Sie wartete auf seine Antwort und schaute ihn dabei lauernd an.
    »Wer dann?«
    »Ist nicht vorhin das Wort Zombie gefallen?« fragte sie lauernd. »Hast du es nicht selbst erwähnt?«
    Spiro nickte langsam. »Ja, ja, ich erinnere mich.«
    »Genau, und ich habe ebenfalls nichts vergessen. Meine drei Männer haben ihre Särge ohne fremde Hilfe verlassen. Sie lagen darin als Untote, eben als Zombies!«
    Spiro gab keine Antwort. Er ließ sich die Worte der Frau noch einmal durch den Kopf gehen, schaute auf die leeren Särge und dachte wieder über die Wortschöpfung Zombie nach.
    »Dann leben sie?«
    Mary Ann nickte. »Ja, sie sind nicht tot.«
    »Aber…« Spiro hob die Schultern. »Sie haben ihre Männer regelmäßig besucht. Standen Sie immer nur vor leeren Särgen?«
    »Nein, sie lagen darin.« Plötzlich lachte sie wieder, und dieses Lachen erzeugte bei Spiro eine Gänsehaut. Es klang höhnisch und wie aus einer alten Gruft.
    »Aber jetzt ist die Zeit abgelaufen, Spiro. Ich hole sie wieder zurück, meine drei Lieben. Verstehst du?«
    Der Mann nickte, obwohl er am liebsten die Stätte des Todes verlassen hätte und weit weggelaufen wäre, aber das brachte er nicht fertig. So stand er mit offenem Mund da und überlegte.
    Etwas wehte ihm entgegen. Ein widerlicher Geruch. Leichengestank… Mary Ann Baxter hatte etwas bemerkt. Der Aufpasser fühlte sich unwohl, und sie stieß ein leises Lachen aus. »Du hast sie noch nicht gesehen, Spiro, aber gerochen. Das ist gut. Dann weißt du Bescheid. Sie sind ganz in deiner Nähe. Gleich wirst du sie sehen können, gleich…« Sie drehte sich herum und ging tiefer in das Totenhaus hinein. Wieder wurden die Särge aus dem Dunkel gerissen. Die unförmigen Gegenstände schienen in dem Wechselspiel aus Licht und Schatten über dem Boden zu schweben und zu tanzen.
    Spiro verfluchte sein Schicksal, seinen Job und hätte sich am liebsten auf eine einsame Insel gewünscht. Das konnte er nicht. So blieb er stehen, den Kopf leicht vorgebeugt, die Haltung gespannt, und mit der rechten Hand tastete er nach seinem Revolver. Sollte eine lebende Leiche auftauchen, wollte er schießen. Er hatte mal einen dieser Zombie-Filme gesehen. Da wurden die lebenden Toten auch mit Kugeln vernichtet. Man schoss ihnen in den Kopf.
    Mary Ann Baxter sprach. Aber sie redete nicht mit ihrem Leibwächter, sondern meinte ihre Ehemänner.
    »Kommt!« flüsterte sie. »Kommt zu mir. Ich will, dass ihr wieder bei mir seid. Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Euer Traum geht in Erfüllung. Kommt ruhig näher…«
    Und sie kamen.
    Spiro konnte sie zwar

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