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Zons 03 - Kalter Zwilling

Zons 03 - Kalter Zwilling

Titel: Zons 03 - Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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sinnloses Leben. Niemand würde sie vermissen. August erinnerte sich genau, wie er sie an einen Holzbalken gefesselt hatte. Sie hatte ihn angefleht, Mitleid zu zeigen. Doch dieses Gefühl war ihm vollkommen fremd.
    Nachdem er sie festgezurrt hatte, nahm er sich die Hunde vor. Zuerst wollte er die Hündin erdrosseln, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders. Er wollte sie leiden sehen und er bekam, was er begehrte. Die Hündin verteidigte ihre Welpen bis zum letzten Atemzug, während das Bettelweib so laut jammerte, dass er ihr schließlich einen Knebel in den Mund steckte.
    Mit den Welpen hatte er leichtes Spiel. Einer nach dem anderen hauchte sein Leben aus, ohne sich großartig zu wehren. Nur ein kleiner Rüde biss ihm in die Finger und ließ nicht mehr los. Mit erstaunlicher Kraft hatte er sich so festgebissen, dass August ihn mehrfach mit aller Wucht auf den Boden dreschen musste, bis er ohnmächtig aufgab. Aber selbst dann knurrte er noch. Dies war der Moment, in dem August entschied, den kleinen Kämpfer am Leben zu lassen. Seine Blutgier war nach diesem Akt in höchstem Maße gestillt. Er empfand keine Lust mehr, die Alte zu erdrosseln. Also machte August es sich einfach und legte stattdessen ein Feuer zu ihren Füßen. Mit wohligem Schaudern sah er dabei zu, wie sie im giftigen Qualm erstickte.
    Ein erneutes »Wuff« riss August aus seinen Gedanken. Christan tollte ausgelassen mit dem Welpen herum. Doch diesmal konnte die Freude seines Zwillingsbruders die Leere in ihm nicht ausfüllen. Mit kaltem Blick betrachtete August das Spiel der beiden. Dann hatte er genug. Er würde sich sein eigenes Vergnügen suchen.
     
     
    ...
     
     
    Gilig Ückerhoven humpelte durch die Mauerstraße. Es war helllichter Tag und das Laub fiel in dieser Jahreszeit bereits zu Boden. In der Nacht zuvor hatte es stark geregnet und Gilig musste Acht geben, um nicht auf den glitschigen Blättern auszurutschen. Er war vorgestern mit dem Knöchel umgeknickt, und obwohl der Arzt Josef Hesemann ihm eine übelriechende Salbe verabreicht hatte, ließ das dumpfe Stechen nicht nach. Gilig blickte in den Himmel. Die Sonne hatte ihren Zenit fast erreicht. Er musste sich beeilen.
    Das Metall in dem Leinensack lastete schwer auf seinem Rücken, doch Reinhard Nolden hatte ihm verboten, einen Karren zu benutzen. Das wäre zu auffällig, hatte er Gilig vorgehalten. Mit dem Karren hätte er die ganze Last mit einer einzigen Fahrt transportiert. Nur mit seiner Muskelkraft würde er den Weg mindestens fünf Mal zurücklegen müssen. Gilig wusste, dass er nicht besonders hell im Kopf war. Trotzdem fragte er sich, ob es nicht viel auffälliger war, so oft von einem Ende der Stadt zum anderen zu laufen. Er war mit seinem Buckel unschwer zu erkennen. Wenn er an die Alte beim Krötschenturm dachte, konnte sich Gilig lebhaft vorstellen, wie sie mit ihrem Gezeter die ganze Stadtwache auf ihn hetzte. Bastian Mühlenberg war ein anständiger Mann. Aber wenn er diesem Wernhart erneut in die Hände fiel, würde er wenig zu lachen haben.
    Gilig stöhnte unter der Last. Noch ein paar Meter, dann hatte er die erste Tour geschafft. Der Zollturm erhob sich vor ihm wie ein riesiger Wächter. Kurz vor dem Turm bog er ab. Geschwind verschwand er im Schatten eines Hauses und trat ein. Laute Stimmen waren zu hören. Sie stritten sich.
    »Mehr als zehn Weißpfennige zahle ich Euch nicht für Eure Dienste!«, dröhnte ein tiefer Bass.
    »Aber die Münzstätte in Deutz nimmt zwölf Weißpfennige. Wie könnt Ihr von mir erwarten, dass ich diesen Dienst für zehn Weißpfennige verrichte. Ich habe hohe Kosten.«
    Der Bass ertönte erneut: «Ihr seid aber nicht die Münzstätte in Deutz und was ich bisher von Euch gesehen habe, war nicht besonders überzeugend. Seht doch selbst. Die Inschrift ist kaum lesbar. Was glaubt Ihr, was es mich kostet, wenn diese Münzen hier keinen Abnehmer finden?«
    Die andere Stimme murmelte etwas Unverständliches.
    »Zehn Weißpfennige. Das ist mein letztes Wort. Schlagt ein oder ich suche mir einen anderen Münzmeister.« Der Bass hatte einen drohenden Unterton angenommen.
    »Also gut.« Die andere Stimme klang aufgebracht. »Dann bestehe ich darauf, dass Ihr mir die Hälfte im Voraus zahlt.«
    »So sei es!«, erwiderte der Bass.
    Die Stubentür wurde aufgestoßen und ein großer, hagerer Mann in einem prachtvoll bestickten Umhang stieß Gilig grob zur Seite.
    »So gebt doch acht!«, dröhnte seine tiefe Stimme, als er schnellen

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