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Zons 03 - Kalter Zwilling

Zons 03 - Kalter Zwilling

Titel: Zons 03 - Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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hielt die Silbermünze ins Licht. »Nun, die Prägung mag gleich sein, aber seht selbst, Bastian. Die Inschrift der Silbermünzen ist tiefer.«
    Bastian biss sich auf die Unterlippe und legte eine Silbermünze flach auf seine Hand. »Ihr habt recht, Pfarrer Johannes. Woran kann das liegen? Wurden die Münzen in zwei verschiedenen Münzstätten geprägt?«
    »Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Eigentlich ist Silber härter als Gold. Die Prägung müsste demnach flacher sein, als die der Goldgulden.« Pfarrer Johannes schüttelte den Kopf. »Lasst uns meinen alten Freund im Kloster Brauweiler befragen. Es ist weniger als einen halben Tagesritt entfernt und ich bin mir sicher, dass Bruder Anselmus auf den ersten Blick erkennt, ob hier Münzfälscher am Werk waren.«
     
     
    ...
     
     
    Lautlos wie eine Katze bewegte sich August hinter der Steinmauer. Er verfolgte den buckligen Gilig nun schon den ganzen Tag und konnte sich auf seine Machenschaften keinen Reim machen. Ständig schleppte Gilig schwere Säcke durch Zons. Manche landeten im Hafen auf einem Schiff, andere wiederum im Haus des Bruderältesten. August knirschte mit den Zähnen. Er spürte unbändigen Hass auf Gilig, der es gewagt hatte, sein eigen Fleisch und Blut unsittlich zu berühren. Am liebsten hätte er ihm bei Nacht in seinem Haus aufgelauert und ihm die Kehle durchgeschnitten. Doch irgendetwas hielt August von seinem Vorhaben ab. Eine innere Stimme gebot ihm Einhalt und beruhigte das Ungeheuer in ihm. Töten konnte er ihn immer noch. Hin und wieder flackerte die Ungeduld wie ein sterbendes Feuer in ihm auf und wollte die Sache zu Ende bringen, doch August ließ sich nicht beirren.
    Er verfolgte Gilig zurück zum Krötschenturm. Dabei achtete er darauf, die Parallelgassen zu nutzen, damit der Bucklige ihn nicht entdeckte. Während Gilig entlang der westlichen Stadtmauer durch die Wendelstraße lief, schlich August durch die Hubertusstraße. Sein Tempo hatte er genau an Giligs Schritte angepasst, sodass er ihn in regelmäßigen Abständen durch die kleinen Quergassen, die alle fünfzig Meter kreuzten, beobachten konnte.
    Vor einem großen Holzverschlag blieb Gilig stehen und holte abermals einen schweren Leinensack heraus. August musste unbedingt herausfinden, was sich in diesen Säcken befand. Er gab seine Deckung auf und schlich sich bis auf zehn Meter an den Buckligen heran. Dabei duckte er sich in die Hauseingänge der kleinen Lehmhütten, die rund um den Krötschenturm gebaut waren.
    Plötzlich legte sich eine alte, knochige Hand auf seinen Arm. Verwirrt über die Berührung, jedoch ohne Furcht, drehte August sich um. Die alte Jonata Heusenstamm blickte ihn aus trüben Augen an und wollte gerade zu einem lauten Schrei ansetzen, doch August legte ihr in einer blitzschnellen Reaktion seine Hand auf den Mund und drängte die Alte mit aller Kraft in ihre Stube hinein.
    »Seid still, alte Hexe!«, zischte er wütend. Die Alte störte seinen Plan. Sie hielt ihn davon ab, Gilig zu beobachten. Er überlegte, was er mit ihr anstellen sollte. Sie hatte ihn erkannt und sie war eine Klatschbase. Es gab nur einen Ausweg. Jonata Heusenstamm bäumte sich auf, als sie erkannte, was August vorhatte. Doch es war zwecklos. Seine starken Hände drückten ihren Kehlkopf unbarmherzig zusammen. Ihr Gesicht lief blau an und innerhalb weniger Augenblicke begann ihr Körper unkontrolliert zu zucken.
    August wartete ab, bis Jonata schlaff in sich zusammensank. Dann ließ er sie achtlos liegen und begab sich erneut nach draußen, doch Gilig hatte das Lager längst wieder verlassen. Eine Welle des Zorns durchströmte August. Diese alte Hexe hatte alles verdorben! Doch dann hatte August eine neue Idee. Er schlich hinüber zu dem Holzlager und machte sich an der Tür zu schaffen. Geschickt öffnete er das schwere Schloss und trat ein.

 
     
    X.
    Gegenwart
     
     
    Hans Steuermark saß ungewöhnlich ruhig an seinem Schreibtisch. Er hielt den Kopf gesenkt, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und massierte dabei seine Schläfen. Die Bilanz der letzten Wochen sah katastrophal aus. Seine beiden besten Ermittler musste er wegen groben Fehlverhaltens suspendieren oder versetzen. Seine neue Ermittlerin hatte im Team fast keine Akzeptanz und seit heute Morgen hatte er einen neuen Leichenfund auf dem Tisch. Steuermark spürte ein dumpfes Ziehen im Kopf, das den Druck auf seine Schläfen noch erhöhte. Kopfschmerzen konnte er jetzt gar nicht gebrauchen.

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