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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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MacKinnion tapfer ist, Sheena, der tapferste Mann, den wir kennen.«
    »Ich gebe zu, dass er dreist und tollkühn ist - aber du brauchst ihn nicht zu loben.«
    »Ich achte seinen Mut.«
    »Tu das - und bete darum, dass du ihm niemals gegenüberstehen wirst, sonst kannst du ihn vom Sarg aus bewundern.«
    Sheena beendete ihr Bad, stieg aus dem Teich und wand das Wasser aus ihrem Haar, um es zu flechten. Als sie sich anzog, verdarb Niall ihr den schönen Morgen mit der Ankündigung: »Heute kommt William zurück.«
    Sie Schloss gequält die Augen. »Bist du sicher?«
    »O ja.«
    »Dann muss t du stets in meiner Nähe bleiben, Niall. Bitte! Wenn er mich allein antrifft, wird er mich wieder mit seinen Drohungen heimsuchen.«
    »Es ist dir doch ohnehin gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen, nachdem er dir eine Ehe mit MacKinnion in Aussicht gestellt hat.«
    Sie nickte. »Und Vater hat sich glücklicherweise für MacDonough entschieden, während Willie verreist war, und die Hochzeit bereits in die Wege geleitet.«
    »Also bist du mit Sir Alasdair einverstanden?«
    »Der ist das kleinere Übel - wenn ich bedenke, dass Vater mich womöglich mit William verheiratet hätte. Aber noch bin ich ledig«, betonte Sheena, »und unser Vetter wird genug Zeit finden, um uns Ärger zu machen. Ich fürchte, er wird schrecklich verbittert sein und auf Rache sinnen.«
    »Das solltest du mit Vater besprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »William würde alles abstreiten und behaupten, ich wollte ihm irgendwelche Kränkungen heimzahlen, die ich mir nur eingebildet hätte. Vater würde ihm vermutlich glauben, weil er weiß, wie sehr ich diesen Menschen verachte. Und er vertraut ihm. William war nun mal Mutters Lieblingsvetter...«
    Sheena hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Warum hatte sie die Mutter erwähnt, die ein paar Tage nach Nialls Geburt gestorben war? Dummerweise gab er sich die Schuld daran und war todunglücklich, wann immer von ihr gesprochen wurde. Sheena, der Stolz und die Freude ihres Vaters, hatte ihrer Mutter nie besonders nahegestanden. Aber Niall hatte sie gar nicht gekannt.
    »Tut mir leid«, sagte sie zerknirscht. »Komm, gehen wir nach Hause, bevor die Sonne noch höher steigt.«
    Sie waren gerade unbemerkt in den Turm zurückgekehrt und nach hinten zu den Küchenräumen gelaufen, als ein Tumult ausbrach. Der Spähtrupp hatte in wildem Galopp einen bewußtlosen Gefangenen nach Tower Esk gebracht. Und die Nachricht, dass der Mann ein MacKinnion war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Haus Fergusson.
    An diesem Abend sonnte sich Dugald im Glanz seines Erfolges. In seinem Verlies lag ein MacKinnion, den die Gegner freikaufen konnten - mit dem Fergusson-Vieh, das sie in diesem Sommer gestohlen hatten. Gerade zur rechten Zeit, bevor der Markt begann... Vielleicht würde dieses jähr doch noch ein gedeihliches Ende finden.
    Die Möglichkeit, den wehrlosen Feind zu töten, wurde keine Sekunde lang erwogen. Das wäre reiner Selbstmord gewesen, denn damit hätten sich die Fergussons den ganzen MacKinnion-Clan auf den Hals geladen. Einen Mann im fairen Kampf zu töten galt als ehrbar. Um so verwerflicher war es, einen Gefangenen umzubringen.
    Sheena ging zu Bett, ohne einen Gedanken an den Mann im Verlies zu verschwenden. Statt dessen sann sie auf Mittel und Wege, ihrem Vetter William MacAfee zu entrinnen, während er als Gast im Turm wohnte.
    Und Niall verbrachte eine schlaflose Nacht, denn er konnte an nichts anderes denken als an den Mann im Verlies. Ein MacKinnion! Ein richtiger, lebendiger MacKinnion!

5.

     
    James MacKinnion erwachte mit einem schrecklichen Brummschädel und betastete eine große Beule an seinem Hinterkopf. Als er die Augen öffnete, sah er nur pechschwarze Finsternis und be Schloss , sie wieder zuzumachen, um seine Schmerzen zu lindern. Vorläufig fand er es viel zu anstrengend, sich zu fragen, wo er sein mochte und ob er womöglich erblindet war. Doch das Pochen in seinem Kopf war so qualvoll, dass er nicht mehr einschlafen konnte. Langsam begann er, gewisse Einzelheiten seiner Umgebung wahrzunehmen.
    Die Kälte an seiner Wange ließ auf festgestampfte Erde schließen, die Luft roch dumpf und feucht. Das Prickeln auf seinen nackten Knien könnte von Wanzen herrühren - oder von noch schlimmeren Geschöpfen. Er setzte sich auf, um das Ungeziefer zu verscheuchen, doch die Bewegung jagte eine heftige Schmerzwelle durch seinen Kopf, und er legte sich vorsichtig wieder auf den Boden.
    Allmählich

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