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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hinterherlief, die seine Abenteuerlust befriedigte. Und es war auch Sheena, die ihm die ganze Liebe schenkte, die er brauchte, während er vom kleinen Jungen zum Mann heranwuchs. Sie waren nach wie vor unzertrennlich. Mit ihren neunzehn Jahren hatte Sheena das heiratsfähige Alter längst überschritten, und Niall war erst dreizehn und zuweilen immer noch sehr kindlich.
    In einem Augenblick unvermuteter Reife hatte Niall gemeinsam mit seinem Vater beschlossen, dass Sheena innerhalb der Turmmauern bleiben müßte. Tagsüber konnte sie ihres Lebens nicht mehr sicher sein, wenn sie sich ins Freie wagte. Das ärgerte sie am allermeisten - MacKinnion war der einzige Clan, der bei Tag angriff. Alle anderen, auch die Fergussons, unternahmen ihre Plünderzüge im Schutz der nächtlichen Dunkelheit. Aber die tollkühnen MacKinnions musste n ihre Gegner bei Tageslicht überfallen.
    Die Angst, die sie seit einem Monat verbreiteten, war widerwärtig und hatte Sheenas Leben in mancher Hinsicht verändert. Sie musste auf ihre Freiheit verzichten, der Gefahr einer Ehe ins Auge blicken und viel zuviele Kämpfe ausfechten. Die Streitigkeiten mit den Schwestern waren ihr nicht neu, doch der Zwist mit ihrem Vater drohte ihr das Herz zu brechen. Und warum zankten sie sich? War es so falsch, dass sie einen Mann heiraten wollte, den sie liebte? War es ihre Schuld, dass sie sich noch nicht verliebt hatte?
    Schon in ihrer Kindheit hatte man von einer Ehe gesprochen, die ein vorteilhaftes Bündnis mit einem anderen Clan schließen würde. Aber dieses Gerede war vor zwei Jahren verstummt, und sie hatte angenommen, man würde ihr erlauben, eine Liebesehe einzugehen. Ihr Vater war auch gar nicht dagegen und stets auf Sheenas Seite gewesen, wann immer ihre Schwestern ihn angefleht hatten, die Älteste zu einer Ehe zu zwingen, damit auch sie heiraten konnten. Jede hatte sich ihren künftigen Mann schon ausgesucht und wartete ungeduldig auf die Hochzeit, sogar die vierzehnjährige Fiona. Es war ihnen nicht schwergefallen, Männer zu finden, die ihre Liebe erwiderten und den Fergussons außerdem zu ein fluss reichen Bündnissen verhelfen würden. Dieses Glück war bisher Sheena versagt gewesen.
    Aber Dugald hatte sich geweigert, seine Älteste zu drängen und den Jüngeren verboten, vor ihr zu heiraten und sie damit in Schande zu bringen. Jetzt war plötzlich alles anders - jetzt war es lebenswichtig, dass sie einen Mann aus einem mächtigen Clan wählte, um die Verteidigungskraft der Fergussons durch neue Bündnisse zu stärken. Noch in diesem Monat musste sie sich entscheiden, oder ihr Vater würde sie nach seinem Gutdünken verheiraten. Sheena war fassungslos. Warum tat er ihr das an? Er liebte sie doch, sie war sein Schatz - das Juwel von Tower Esk, wie er sie zärtlich genannt hatte.
    Aber tief im Herzen wusste sie, warum er ihre Wünsche überging, und sie konnte es ihm auch gar nicht übelnehmen. Er wollte seinen Clan durch starke Bündnisse und eine dreifache Hochzeit schützen. Sir Gilbert MacGuire hatte schon vor langer Zeit um Margarets Hand angehalten, nachdem er von Sheena abgewiesen worden war. Margaret, die soeben ihren siebzehnten Geburtstag gefeiert hatte, wartete schon seit anderthalb Jahren auf ihre Hochzeit. Die sechzehnjährige Elspeth war Gilleoman Sibbald versprochen, und Dugald hatte dieser Verbindung mit Freuden zugestimmt. Nun sollte auch Sheena ihre Wahl treffen, doch sie kannte niemanden, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte.
    »Ich hätte mir denken können, dass ich dich hier finden würde - jetzt, wo du nicht mehr durch den Morgennebel reiten darfst.«
    Sheena drehte sich um, sah den Vetter ihrer Mutter verächtlich an und kehrte ihm sofort wieder den Rücken. »Ich mag es nicht, wenn du mir nachspürst, Willie.«
    »Ich habe dich gebeten, mich nicht mehr Willie zu nennen.«
    »Also gut - William.« Sie zuckte mit den Schultern. Langsam begann sie ihn zu hassen, mochte er nun ihr Vetter sein oder nicht. »Was macht das für einen Unterschied? Am liebsten würde ich überhaupt nicht mit dir reden.«
    »O Sheena, du bist wirklich ein böses Mädchen! Ich habe doch nur dein Wohl im Auge.«
    Sie fuhr herum und starrte ihn voller Abscheu an. »Tatsächlich? Hast du meinem Vater nur eingeflüstert, dass ich heiraten muss , weil du es so gut mit mir meinst? Das bezweifle ich, mein lieber Vetter. Ich glaube viel eher, dass dir nur deine eigenen Interessen am Herzen liegen. Aber deine Machenschaften werden dir

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