Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
dass Lucas am Nachmittag wieder zu Hause sein würde, und beendete das Gespräch. »Weather Karkinnen, so, so. Dann strenge ich mich mal lieber an.«
    Als Lucas aus einem kleinen Dämmerschlaf erwachte, war die Wunde genäht und verbunden, und Del saß neben seinem Krankenbett.
    »Der Arzt sagt, wenn du halbwegs sicher auf den Beinen bist, können wir dich nach Hause bringen. Aber vorher will er dich noch mal sehen.«
    »Wie geht’s den anderen?«, murmelte Lucas ein wenig benebelt.
    »Jenkins hat Hanson zweimal in die Brust getroffen. Er beschreibt dem Sheriff gerade den Hergang der Schießerei. Betty Ludwig, die Frau aus dem Haus, ist in Ordnung, sie hat nur ein paar blaue Flecken. Sie haben sie mit dir ins Krankenhaus gebracht und ihr Tabletten gegeben … Shrake hilft Jenkins, die Leute des Sheriffs über die Ermittlungen zu informieren. Könnte sein, dass sie sauer sind, weil wir sie nicht angerufen haben. Sie wollen eine Aussage von dir, aber das muss nicht heute sein.«
    »Kein Problem«, meinte Lucas, dessen Gedanken sich allmählich klärten. »Hast du was von Johnston gehört?« Johnston, der Leiter des Einsatzkommandos.
    »Sie haben etliche Trophäen gefunden. Haarlocken, Unterwäsche, eine Kinderhalskette. Und Videos«, antwortete Del. »Videos von den Jones-Mädchen.«
    »Die will ich gar nicht sehen«, sagte Lucas.
    »Will wahrscheinlich keiner. Wir wissen, dass er sie gefilmt hat, und jetzt ist er tot. Warum sich noch damit belasten?«
    Wenig später kam der Arzt herein, überprüfte den Verband, stellte Lucas einige Fragen, verschrieb ihm Schmerzmittel und Antibiotika und erlaubte ihm zu gehen.
    »Lassen Sie sich von Ihrer Frau morgen und danach jeden zweiten Tag den Verband wechseln«, riet er ihm. »Wenn Sie wollen, können Sie jederzeit auch zu mir kommen.«
    Lucas bedankte sich und ging mit Del zum Wagen.
    »Mich würde aber jetzt schon interessieren«, sagte Del, als sie aus dem Parkplatz des Krankenhauses herausfuhren, »was da gelaufen ist.«
    »Ich wollte ihn packen. Ich war direkt hinter ihm, als er ins Haus ist, er hatte keine Pistole, also bin ich ihm nach. Aber plötzlich waren da diese Frau und das Messer, und ich hatte so viel Schwung, dass ich nicht mehr stoppen konnte. Ich wollte, dass er sie loslässt. Der Kerl war verrückt. Ich hatte Angst, dass er sie umbringt, einfach so. Und ich wusste ja, dass ihr direkt hinter mir seid.«
    »Du hast dich nicht in sein Messer gestürzt, damit Jenkins ihn erschießen muss?«
    »So durchgeknallt bin ich auch wieder nicht. Von dem Zeitpunkt, als ich durch die Tür war, bis zu dem, als ich ihn gepackt habe, war’s vielleicht eine halbe Sekunde. Ich wollte ihn bloß von ihr wegkriegen.«
    Der Arzt hatte recht gehabt: Der Heilungsprozess würde tatsächlich unangenehm werden. Die Unannehmlichkeiten begannen, als er nach Hause kam und Weather Del fragte, wie genau Lucas sich die Verletzungen zugezogen habe. Als sie es wusste, machte sie Lucas zur Schnecke und steckte ihn ins Bett. Wegen der Schnitte an Hals und Schulter fand er im Liegen so gut wie keine bequeme Stellung, und am Ende saß er halb aufrecht mit einem Kissen im Kreuz da.
    Später schauten Jenkins und Shrake vorbei, um über die Erkenntnisse der Spurensicherung zu berichten. Es würde keine Schwierigkeiten geben wegen der Schießerei, sagten sie, weil die Frau bedroht und Lucas mit dem Messer verletzt worden war – von einem mehrfachen Kindermörder.
    Sie erzählten außerdem, Rose Marie Roux, die Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Lucas’ eigentliche Vorgesetzte, sei zu Hansons Haus gefahren, habe sich seine Trophäen angesehen – Unterwäsche der Opfer, Videos aus den Achtzigern und Neunzigern, darunter auch die mit den Jones-Schwestern – und dann eine Pressekonferenz gegeben. Hanson, sagte sie, habe vermutlich mindestens sechs oder sieben Kinder ermordet, dazu seinen Onkel und Marcy Sherrill.
    Wochenlange Ermittlungen würden nötig sein, um seine Verbrechen aufzuklären und herauszufinden, wer all die Opfer waren.
    Rose Marie trat ein, als Jenkins und Shrake sich von Lucas verabschiedeten, und verbündete sich mit Weather gegen Lucas.
    »Shrake und Jenkins machen sich Sorgen, dass du sauer auf sie bist, weil sie dich gebremst haben«, bemerkte Weather. »Lucas, sie sind deine besten Freunde. Das musst du verstehen.«
    Rose Marie nickte. »Bin ganz deiner Meinung.«
    »Ich trage ihnen das nicht nach«, erklärte Lucas. »Und ich glaube, das wissen sie

Weitere Kostenlose Bücher