Zorn
Eingangsbereich des Motels ging.
An der Motelrezeption begrüßte sie eine Frau mit gepflegten, blond getönten Haaren und Fargo-Akzent, die große Augen machte, als Lucas ihr seinen Dienstausweis zeigte.
»Wir suchen nach einem Mann namens Roger Hanson, der vermutlich gestern eingecheckt hat. Dick, schwarze Haare, möglicherweise dichter schwarzer Bart. Er fährt einen Chevrolet-Van.«
»Klingt nicht nach jemandem, den ich gesehen habe, aber ich überprüfe das gern für Sie.«
Als sie an ihren Computer trat, klingelte Lucas’ Telefon. Er entfernte sich ein wenig von der Rezeption.
Der Leiter des Einsatzkommandos informierte ihn: »Unglaublich, in der Gefriertruhe liegt eine männliche Leiche. Wir lassen sie drin, bis die Spurensicherung da ist, was bedeutet, dass wir noch keine Identifizierung haben.«
»Mitte siebzig, weiße Haare, stämmig …?«, fragte Lucas.
»Ja. Wer ist das?«
»Wahrscheinlich sein Onkel, Brian Hanson, war früher Detective in Minneapolis. Bei der Mordkommission in Minneapolis gibt’s ein paar ältere Beamte, die ihn identifizieren könnten. Auch Quentin Daniel, der frühere Polizeichef von Minneapolis, hat mit ihm zusammengearbeitet. Daniel ist im Ruhestand, also hat er wahrscheinlich Zeit für Sie. Ich kann Ihnen seine Telefonnummer geben. Haben Sie sonst noch was entdeckt?«
»Jede Menge Pornos mit kleinen Mädchen. Das ist der Kerl, Lucas. Sie haben eine heiße Spur, stimmt’s?«
»Ja, das glauben wir zumindest.« Er sah Jenkins an, der neben der Rezeption stand. »Ich halte Sie auf dem Laufenden. Melden Sie sich, wenn Sie einen Hinweis darauf finden, wo er sein könnte. Lassen Sie das Fernsehen nicht an das Haus ran. Und halten Sie den Mund. Nur so haben wir eine Chance, den Kerl zu überrumpeln.«
»Verstanden.«
Als Lucas das Gespräch beendete, sagte Jenkins mit einem Blick auf die Rezeptionistin: »Hier gibt’s keinen Hanson, und sie erinnert sich an niemanden, der aussieht wie er. Das Gleiche gilt für den Van. Am Ortsende befindet sich noch das kleinere Motel, das ist billiger.«
»Fahren wir hin«, meinte Lucas. Und an die Frau an der Rezeption gewandt: »Bitte reden Sie mit niemandem über unseren Besuch. Wir sind dem Mann auf der Spur. Wenn sich das herumspricht, ist er möglicherweise gewarnt.«
»Ich verrate niemandem was«, versprach sie.
»Später können Sie gern darüber reden«, erklärte Shrake. »Aber erst, wenn wir ihn haben. Er ist gefährlich.«
Auf dem Parkplatz fragte Shrake: »War das das Einsatzkommando?«
Lucas nickte. »Ja. Sie haben eine Leiche in Hansons Gefriertruhe gefunden. Der Beschreibung nach zu urteilen, ist das mit ziemlicher Sicherheit Brian Hanson. Jetzt hat der Typ zwei Cops auf dem Gewissen, und Todd Barker steht auf der Kippe.«
»Und weiß Gott wie viele Mädchen«, fügte Del hinzu.
»Holen wir ihn uns«, sagte Jenkins.
Auf dem Weg zu dem anderen Motel wandte Lucas sich Del zu: »Über die Sache von vorhin müssen wir uns noch mal unterhalten. Vertraust du mir nicht? Wir haben schon viel miteinander erlebt …«
»Herrgott, ich würde dir mein Leben anvertrauen«, erklärte Del. »Und das hab ich auch schon ein paar Mal gemacht. Wir sind uns nur nicht sicher, ob wir dir dein Leben anvertrauen können. Deswegen machen wir uns Sorgen.«
»Ich bin stinksauer.«
»Schluck’s runter«, empfahl ihm Del.
Wadell’s Inn war ein älteres Etablissement am äußersten westlichen Ortsende, ein einstöckiges, L-förmiges graues Gebäude mit schmutzig weißen Zierleisten und fünfzehn bis zwanzig kleinen Zimmern, die hinter dem Eingang am einen Ende in östlicher Richtung lagen und auf den kiesbedeckten Parkplatz gingen. Jedes Zimmer hatte eine Tür zum Parkplatz und ein Fenster neben der Tür. Der im Bungalowstil gebaute Eingangsbereich, der andere Teil des L, diente vermutlich als Wohnung des Inhabers. Hinter dem Motel lagen Felder, und auf der anderen Seite des Highways befand sich ein Tante-Emma-Laden namens Pit Stop.
Als sie sich dem Motel näherten, bemerkte Del: »Da ist der Van.«
Auf halber Höhe der Zimmerlinie stand ein älterer weißer Van. Lucas warf im Vorbeifahren einen Blick auf das Kennzeichen.
»Das ist er.«
Del lenkte den Wagen, gefolgt von Shrake, am Motel vorbei, ohne mit der Geschwindigkeit herunterzugehen. Etwa einen halben Kilometer weiter wendeten sie, fuhren zurück und hielten vor dem Teil des Motels, der vermutlich als Wohnbereich des Inhabers diente und wo man sie vom Van aus nicht sehen
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