Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
Vom Netzwerk:
Minuten nachdem du von der verdächtigen Zielperson in Mandy Gills Apartment angegriffen wurdest. Er zeigt null Kooperationsbereitschaft. Er hatte starke Schmerzen in der Seite, an dem ersten Abend, als wir ihn befragten – möglicherweise von einem Sprung aus ziemlicher Höhe. Und er hat uns ganz offensichtlich angelogen, was seine Arbeit im Mapleview betrifft. Was sonderbar ist. Wieso lügt er bei etwas so Unwesentlichem?«
    »Er meinte zu mir, es sei alles ein Missverständnis gewesen«, sagte Striker, und beide lachten. »Eine grandiose Erkenntnis, aber leider bloß ein Indiz.«
    Felicia fröstelte und nahm noch einen Schluck von Strikers Kaffee. »Indiz hin oder her, was machen wir jetzt?«
    »Was wir brauchen, ist ein Motiv .«
    Felicia nickte. »Und genau deswegen gibt es Befragungen.«
    Striker schloss sich ihrer Meinung an. »Da liegst du goldrichtig, aber das müssen wir auf später verschieben.«
    »Warum? Der Zeitpunkt ist so gut wie jeder andere.«
    Striker grinste bloß. »Vorsicht, quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es könnt geladen sein.« Er angelte nach seinem Kaffeebecher und trank, dann presste er die Luft aus der Lunge, dass sein Atem neblig im Licht der Straßenlaterne verwirbelte. »Nein, wir beenden erst mal unsere Ermittlungen, sammeln so viel Beweismaterial wie eben möglich, und dann kriegt Ostermann die volle Packung.«
    »Ab jetzt wird scharf geschossen«, giggelte Felicia.
    Striker grinste zurück.
    »Ich hab seit jeher eine Aversion gegen Platzpatronen.«

63
    Die Natter betrat den Spezialraum. Er war schon über ein Dutzend Mal hier gewesen. Immer wenn er sich seine Belohnung abholen durfte.
    Der Raum war anders als die anderen. Und definitiv anders als seine eigene Behausung. Weiche, blutrote Seidenvorhänge rahmten das Panoramafenster am hinteren Ende des Zimmers. Die Fensterscheiben waren dunkel verspiegelt – man konnte hinaussehen, aber nicht hinein. Rechts und links des Fensters standen zwei hochlehnige, mit rostbraunem Leder bezogene Stühle, passend zu der Bar aus Mahagoniholz, die in der gegenüberliegenden Ecke stand. Auf der Bartheke standen mehrere Flaschen. Ein fünfundzwanzig Jahre alter Bowmore. Ein fünfzehn Jahre gereifter Grey Goose. Vierzig Jahre gelagerter Rémy Martin. Und andere Spirituosen, die die Natter nicht kannte. Daneben ein paar Flaschen Mineralwasser, alle für ihn.
    Er berührte eine davon – das hatte er noch nie getan.
    Mitten im Zimmer stand ein großes Himmelbett mit Laken aus schwerem Baumwolldamast und dicken, weichen Kissen, so dick, dass man in sie hineinsank, weich wie in Engels Schoß.
    Die Natter schloss die Tür hinter sich. Seine Augen hüpften von der alten Bronzelampe auf dem Schreibtisch zu der eleganten mehrflammigen Deckenleuchte und dann zu dem antiken Spiegel, der an der Wand hing. Alles wunderschöne Antiquitäten.
    Und alle perfekt, um dort heimlich eine Kamera zu verstecken.
    Er schaute sich suchend im Raum um, konnte aber keine entdecken. Er hatte bisher nie eine entdeckt.
    Er knöpfte sein Hemd auf und ließ sich auf die weiche, weiße Daunendecke sinken. Dann zog er Jeans und Slip aus. Er betrachtete sich in dem Spiegel, sein Körper knochendürr und entsetzlich weiß. Seine Arme waren mit Kratzern bedeckt – von dem Brunnen, das wusste er –, zwei Fingernägel der linken Hand waren abgebrochen.
    Sein Spiegelbild lenkte ihn einen kurzen Moment lang ab.
    Dann wurde die Tür hinter ihm geöffnet und wieder geschlossen. Und die Natter wusste, dass sie da war. Sie trat hinter ihn, schlang ihre weiche Hand um seinen Rippenbogen, und sein Körper spannte sich automatisch an.
    »Du bist kalt«, sagte sie.
    Dann presste sich ihr Körper von hinten an seinen. Er spürte, wie sie ihre festen Brüste an seinen Rücken schmiegte. Ihr Fleisch an seinem Fleisch. Ihre Wärme drängte an seinen Körper.
    Er drehte sich um und fing ihren Blick auf, verlor sich in den dunklen Tiefen. Sie küsste ihn mit geöffneten Lippen, ihre Zunge glitt in seinen Mund. Streichelte, leckte, neckte. Dann schob sie ihn sanft auf das Bett zurück.
    Er wehrte sich nicht. Er sank auf die weißen Damastlaken. Und dann kletterte sie auf ihn. Brachte ihre Hüften auf seine, und ihre langen dunklen Haare fächerten sich wie ein schwerer Vorhang um seinen Torso. Dabei schaute sie ihm tief in die Augen.
    »Hat der Doktor dich wieder in den Brunnen gesteckt?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Du bist eiskalt.«
    »Ja.«
    »Komm, ich wärm dich.«
    Sie griff zwischen seine

Weitere Kostenlose Bücher