Zornesblind
bisschen nach hinten und lächelte ihn an. »Ich sterbe vor Hunger. Fast erschossen zu werden weckt bei einem Mädchen den Appetit.«
Striker nötigte sich ein Grinsen ab und sagte nichts. Sie fuhren die Boundary hinunter und erstanden in einem McDonald’s Drive-thru ein paar Burger: einen Big Mac und einen Kaffee für Striker, ein Filet-o-Fish und einen Milchshake für Felicia. Er warf einen Blick auf die Kombination und feixte.
»Toller Geschmacksmix. Was bestellst du dir als Nächstes? Steak Tartar mit Karamellsauce?«
»Hey, entspann dich. Sei ein bisschen festlich drauf.«
»Wir haben Januar. Weihnachten war vor vier Wochen.«
»Spaßbremse.«
Sie parkten auf der Boundary hinter einem Harley-Davidson-Motorradshop, etwas abseits von dem Chaos der Straße. Beim Essen besprachen sie ihr weiteres Vorgehen. Striker vertiefte sich in sein Notizbuch. Dann las er in Billy Mercurys Krankenakte. Er fand Rechnungskopien, die an die Regierung gerichtet waren. Die Mitschriften der Therapiesitzungen waren von Dr. R. Richter abgezeichnet, die Rechnungen hatte wiederum Dr. Ostermann unterschrieben.
»Das ist eigenartig«, sagte er zwischen zwei Bissen. Er tippte die Nummer der Mapleview-Klinik in sein Handy ein. Als die Empfangsschwester seinen Namen hörte, klang sie erkennbar nervös.
»Oh, hallo Detective«, sagte sie. »Dr. Ostermann ist momentan unabkömmlich.«
»Kein Problem. Ich wollte auch gar nicht mit ihm sprechen.«
»Was kann ich dann für Sie tun?«
»Ich hab noch eine Frage an Sie«, führte Striker aus. »Wie kommt es, dass Dr. Ostermann die Rechnungen für Billy Mercurys Behandlung ausstellte, obwohl aus den Unterlagen hervorgeht, dass Dr. Richter die Therapiesitzungen durchführte?«
Die Rezeptionistin schien bestens im Bilde. »Dr. Richter arbeitet nachts. Überstunden sozusagen. Auf privater Basis.«
»Dem kann ich jetzt nicht folgen«, räumte Striker ein.
»Alle Ärzte hier bei uns geben einen Teil ihres Einkommens an die Klinik ab, folglich geht das Geld zunächst an EvenHealth – unter Dr. Ostermanns Zulassungsnummer –, dann überweist die Klinik den Rest an den betreffenden Psychotherapeuten.«
Striker nickte. Das klang logisch.
»Hat sich Dr. Richter inzwischen bei Ihnen gemeldet?«, wollte er wissen.
»Leider nein, Detective.«
»Und Sie wissen nicht zufällig, wann Dr. Richter zurückkehrt?«
»Nächsten Montag, steht auf dem Urlaubsantrag.«
Montag, aha.
Striker erkundigte sich bei der Rezeptionistin nach der Zulassungsnummer von Dr. Richter. Als er sie in sein Notizbuch übertrug, sah er, dass sie mit den Nummern auf den Rezepten übereinstimmte. Er dankte der Dame und beendete das Gespräch. Dann rief er im College of Physicians and Surgeons of British Columbia an, gab seine Dienstnummer durch und bat den Zuständigen darum zu verifizieren, ob die Zulassungsnummer überhaupt existierte. »Ja«, wurde ihm nach kurzem Warten beschieden. Und der Name stimmte auch.
Dr. Riley M. Richter.
Nach dem Anruf schüttelte der Detective deprimiert den Kopf. Er presste den Zeigefinger auf die Nasenwurzel. Verdammt, hinter seinen Augäpfeln pochte es, das war ein sicheres Zeichen für beginnende Kopfschmerzen.
»Ich hab Tylenol dabei«, bot Felicia mitfühlend an.
Er ignorierte ihr Angebot. »Mandy Gill und Sarah Rose nahmen beide am SILC -Programm teil.«
»Da lernen die so was wie soziale Selbstbestimmung und Lebensbewältigung, oder?«
Striker nickte. »Ja, im Rahmen des EvenHealth-Programms. Der Punkt ist, dass sie die Sitzungen gemeinsam mit Billy hatten. Und jetzt sind alle drei tot. Larisa hatte ihre Therapie ebenfalls im Mapleview, bei Dr. Richter, der sämtliche Rezepte unterschrieb. Larisa ist überaus wichtig für uns. Wir müssen sie finden.«
Felicia strich ihm begütigend über den Arm. »Wir werden sie finden. Mach dir darüber keinen Kopf, Jacob, und verlier nicht den Blick für das Wesentliche. Dieser Fall ist beendet. Und es scheint mir alles sehr plausibel.«
»Ach ja?«, ätzte Striker.
»Für mich schon. Billy Mercury war traumatisiert, ein Psychopath, der zunächst eine Obsession für Mandy Gill hatte und dann für Sarah Rose. Wir kennen nicht alle Details, aber wir wissen eins: Beide Frauen sind tot.«
»Und was ist mit Larisas Voicemail?«, hakte er nach.
»Das hatten wir bereits. Larisa sagte, sie wisse, dass es Mord gewesen sei, ja, aber ihre Warnung kam, nachdem wir überall in den TV -Nachrichten aufgetaucht waren. Und selbst wenn sie was über den
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