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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Mord weiß, dann höchstens, dass Billy daran beteiligt war. Deshalb hat sie sich gemeldet. Jetzt ist sie in der Versenkung verschwunden, weil sie auf gar keinen Fall wieder in eine Anstalt eingewiesen werden will.«
    Striker erwiderte nach längerem Überlegen: »Und was ist mit dem Handabdruck, der in Mandy Gills Kühlschrank genommen wurde? Er ist nicht von Billy.«
    »Erstens ist es bloß ein Teilabdruck«, erinnerte Felicia ihn, »und zweitens könnte er von jeder x-beliebigen Person stammen, dem Vormieter, einem Gast, dem Hausverwalter, was weiß ich.«
    »Das macht Sinn«, räumte er ein.
    »Klar macht das Sinn, du hast dich bloß zu sehr in die Geschichte mit Larisa verrannt, um das zu erkennen. Du willst es nicht wahrhaben . Folglich hast du ein Problem damit, den Fall abzuschließen.«
    »Nicht wegen Larisa«, erklärte er, »sondern wegen der Lücken in dem Fall.«
    »Welche Lücken?«
    Striker resümierte. »Die Videos, zum Beispiel. Mandy Gill und Sarah Rose wurden beide bei ihrem Todeskampf gefilmt, das ist Fakt. Fakt ist auch, dass ich in Billys Apartment war – aber da stand nirgendwo Videoequipment herum. Das weiß ich mit Bestimmtheit.«
    Felicia blieb hartnäckig. »Dann hatte er es offenbar woanders untergebracht. In einem angemieteten Lagerraum. Oder er hatte die Kamera in einem Schließfach versteckt. Da gibt es zig Möglichkeiten. Wir werden das klären.«
    Striker nickte, ihm war jedoch nicht wohl bei der Sache. Es war zu einfach. Zu glatt. Und er machte sich große Sorgen wegen Larisa. Die Frau brauchte professionelle Hilfe.
    Er war entschlossen, sich dieses Mal zu kümmern.
    Er nahm sein iPhone, loggte sich in seinen G-Mail-Account ein und schickte ihr eine Nachricht. In die Betreffzeile tippte er DRINGEND !!! Dann schrieb er:
    Larisa, ich kenne Ihre Anamnese und Verfügung 21. Und weiß von den Morden. Der Mörder ist mit hoher Wahrscheinlichkeit gefasst. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir beide müssen reden. Bitte rufen Sie mich zurück oder mailen mir kurz. Es ist dringend. Ich bin für Sie da.
    Striker
    Er schickte die E-Mail ab, dann legte er sein iPhone auf das Armaturenbrett und schnappte sich seinen angebissenen Hamburger. Knabberte lustlos daran herum und steckte ihn zurück in die Tüte. Stattdessen schlürfte er seinen Kaffee und beobachtete dabei, wie der Himmel langsam tintenschwarz wurde. Er wünschte, etwas für Larisa tun zu können. Oder dass sie wenigstens mal zurückrufen würde.
    Die Minuten verstrichen, sein Handy blieb stumm.
    Felicia, die ihr Filet-o-Fish verdrückt hatte, wischte sich mit einer Papierserviette den Mund. »Hey, alles okay mit dir?«
    Striker reagierte nicht. Er stierte missmutig durch die Windschutzscheibe in eine Welt, die kalt und dunkel erschien. Vor allem für Larisa, dachte er. Er machte sich große Vorwürfe. Dass er ihre Anrufe nicht angenommen hatte. Und jetzt war es zu spät.
    Er hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen.

61
    Die Natter lag auf dem harten Betonboden und schwitzte am ganzen Körper. Er fühlte, wie der Schweiß in kalten Tropfen über sein Gesicht lief. In den Nacken. Über die Wirbelsäule. Aus allen Poren.
    Sein Herz raste. Und je länger er an die Polizistin dachte, die den Schuss überlebt hatte, desto schlimmer wurde dieses Herzrasen.
    Entspann dich, dachte er.
    Du musst relaxen.
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin klingelte es. Die hohe Klingel. Nicht die, die dunkel und tief sein Zimmer erfüllte wie der Ruf eines gottlosen Dämons – nein, die hohe Klingel bestellte ihn in das Büro des Doktors. Es war die Stimme der Engel. Sphärenklänge. Folglich hatte er seine Sache heute gut gemacht.
    Die Natter zog sich in Sitzposition hoch. Wischte sich mit dem Ärmel die Stirn. Schaute sich benommen im Zimmer um.
    Auf dem Boden lag die zerstörte DVD . Er wusste nicht mehr, dass er sie zerbrochen hatte. Seine Erinnerung versagte. Er empfand nichts als Verlorenheit, fühlte sich einsam, ausgegrenzt, innerlich ausgebrannt.
    Hinzu kam das entsetzliche Gefühl des Schmerzes.
    Die Glocke läutete erneut, zweimal hintereinander. Da wusste er, dass es höchste Zeit wurde. Der Doktor erwartete ihn, und man durfte den Doktor nicht warten lassen.
    Er rappelte sich auf. Schlurfte zur Leiter. Kletterte wie betäubt die Stufen hoch, mechanisch, bis zur Falltür. Während er sie entriegelte, überkam es ihn unterbewusst. Die surreale Erkenntnis, dass es Zeit wurde, die Rolle abermals zu spielen. Seine Maske aufzusetzen. Fassade zu

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