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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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wäre beinahe krepiert. Glauben Sie, ich lege es darauf an, mich selbst umzubringen?«
    »Tja, Ihr Plan ist leider in die Hose gegangen. Sie haben einen schweren Aschenbecher aus Jade auf eine Tür gelegt, die nur einen Spaltbreit geöffnet war, dann haben Sie die Tür aufgerissen, so dass der Aschenbecher Ihnen auf den Kopf geknallt ist.«
    »Und dabei haben Sie die Wucht des Aschenbechers unter- und die Stärke Ihres Schädels überschätzt«, fügte Wojnar hinzu.
    »Das ist doch alles Unsinn.« Langthaler lehnte sich in seine Kissen zurück und fasste sich an den Kopf.
    »Das sehen wir ganz anders. Zudem haben unsere Kollegen Spuren des Aschenbechers auf der Oberkante des Türblatts gefunden.«
    »Unsinn.« Langthaler schloss die Augen. »Alles Unsinn.«
    »Und dann haben wir noch etwas gefunden, und zwar in Ihrer Wohnung. Ein Tagebuch. Das Tagebuch von Vitus Novak mit brisanten Eintragungen aus den 70er Jahren. Und dann war da auch noch das Foto, das Sie aus Novaks Büro mitgenommen haben – wahrscheinlich weil es das letzte Foto ist, das Ihren Vater lebend zeigt.«
    Langthaler schaute die beiden entsetzt mit weitaufgerissenen Augen an.
    Weber stand auf und nahm den Zahnstocher aus dem Mund. »Sie sind hiermit offiziell verhaftet. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sie haben außerdem das Recht, die Aussage zu verweigern. Bis zu Ihrer Genesung werden wir einen Wachposten vor dem Zimmer platzieren. Schönen Tag noch.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ gemeinsam mit Wojnar den Raum.
    Die beiden Polizisten gingen den langen Flur entlang, und Weber wandte sich an seinen Kollegen. »Wieder einen Fall gelöst«, sagte er. »Und das in ziemlich kurzer Zeit. Du hattest tatsächlich den richtigen Riecher, Theo. Toll, wie du das mit der Kopfwunde erkannt hast. Gute Arbeit!«
    Wojnar schmunzelte. »Vielen Dank, Roman.«
    »Scheinst ja gerade eine echte Glückssträhne zu haben. Erst die Pietät und dann auch noch der Novak-Fall. Wie hast du das nur gemacht?«
    »Das hat sich so ergeben«, wiegelte Wojnar ab, während sie vor einer Glastür stehen blieben.
    »Apropos Pietät – sag mal, ist dir da ein gewisser Thomas Reiter begegnet? So ein großer, dicker Typ?«
    »Reiter? Nein, die Mitarbeiter hießen Eschener und Jedler, und dann gab’s noch eine Frau Summer.«
    »Und den Otto Morell, den hast du nicht zufällig dort gesehen?«
    »Warum soll denn der Otto in der Pietät gewesen sein? Ich weiß, dass er in Wien ist, aber was soll der in einem Bestattungsinstitut? Das gibt doch keinen Sinn, Roman.« Wojnar grinste in sich hinein, während er seinem Kollegen die Tür aufhielt.

»Ich glaube, es ist unmöglich,
    das Entzücken und die Wonne eines Menschen,
    der sozusagen unmittelbar dem Grabe entronnen ist,
    zu schildern.«
    Daniel Defoe, Robinson Crusoe
    An der Wohnungstür von Nina Capelli klingelte es drei-, vier-, fünfmal aufgeregt hintereinander: Lorentz war aus dem Gefängnis entlassen worden und stand nun mit Champagner und Kuchen vor der Tür.
    »Ihr seid die Besten«, rief er und fiel erst Capelli und dann Morell um den Hals. »Lasst uns anstoßen!«
    Zur Feier des Tages gönnte Morell sich ein großes Stück Sachertorte mit Schlagsahne. »Ist das gut«, schwärmte er, während er sich die Schokokouvertüre auf der Zunge zergehen ließ.
    »Das kannst du laut sagen.« Lorentz nahm sich ein zweites Stück. »Der Knastfraß, den ich in den letzten Tagen vorgesetzt bekommen habe, war ein echter Albtraum. Von dem harten Bett und den gemeinen Weck- und Schlafenszeiten gar nicht erst zu reden. Viel länger hätte ich es da drinnen nicht mehr ausgehalten, ohne durchzudrehen.« Er nippte am Champagner und schloss die Augen. »Moritz Langthaler. Nie im Leben hätte ich ihm das zugetraut.«
    Morell liebäugelte mit einem weiteren Stück von der traumhaft guten Sachertorte, entschied sich dann aber dagegen. »So ist das eben«, sagte er. »Es sind meistens die Menschen, von denen man es am wenigsten denkt: der unscheinbare Nachbar, die blasse Kassiererin oder der schüchterne Arbeitskollege.«
    Lorentz streckte sich. »Und von denen gibt es in einer Großstadt jede Menge.«
    Morell nickte. »Da lob ich mir das Leben auf dem Land. Dort gibt es nicht so viele Menschen auf engem Raum. Apropos – ich muss dann langsam los. Mein Zug fährt bald.«
    »Ach nein«, rief Capelli. »Bleib doch noch. Wir müssen Leander doch erzählen, was alles passiert ist.«
    »Das kannst du auch gut alleine, Nina«, sagte

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