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Zu Schnell

Zu Schnell

Titel: Zu Schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Mrs Kennedy.
    »Nein, ich habe überhaupt keine Geschenke gekriegt.«
    »Wie bitte? Du hast keine Geschenke gekriegt?«, rief Luke ungläubig. »Obwohl du Geburtstag hast?«
    »Das stimmt nicht ganz, Danny«, mischte Dad sich ein. »Deine Großmutter hat dir einen wunderschönen Pullover mitgebracht.«
    »Ah ja, richtig.« Es war ein grüner Strickpullover, den ich gleich in den Schrank gepackt hatte und den ich nie im Leben anziehen würde, nicht mal unter Androhung der Todesstrafe. »Den hatte ich schon ganz vergessen. Und Opa hat mir Geld gegeben.«
    »Geld?«, fragte Oma spitz und fixierte ihren Mann mit strenger Miene. »Was habe ich dir gesagt?«
    »Ach, es waren doch nur ein paar Pfund«, erwiderte mein Großvater mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Reg dich ab.«
    »Ich habe was für dich dabei, Danny«, sagte Mrs Kennedy. »Nichts Besonderes, nur ein Buch. Ich gebe es dir nach dem Essen.«
    »Und ich habe ganz vergessen, dir das hier zu überreichen«, sagte Dad und holte einen Briefumschlag von der Anrichte. »Er ist mit der Post gekommen.«
    Ich grinste. Diese Handschrift kannte ich. In dem Umschlag war aber keine Geburtstagskarte, sondern Glückwünsche zur Pensionierung. Typisch Pete. Solche Scherze fand er immer superlustig. Er verschickte nie die passende Karte zum passenden Anlass. Außerdem lag in der Karte ein Zehn-Pfund-Schein. Ich überflog schnell, was Pete mir geschrieben hatte, und war richtig froh, weil ich nämlich schon befürchtet hatte, er könnte mich vielleicht komplett vergessen haben. Am schönsten wäre es natürlich gewesen, wenn er zu meinem Geburtstag nach Hause gekommen wäre, das hatte ich heimlich gehofft, aber vor zwei Tagen hatte er aus Amsterdam angerufen und total unzusammenhängendes Zeug gebrabbelt. Dad hatte mir das Telefon weggenommen und Pete angemeckert, er solle erst wieder anrufen, wenn er klar im Kopf sei.
    »Warum sagst du dann, du hast nichts geschenkt gekriegt?«, fragte Luke.
    »Er wollte sagen, dass er von seiner Mutter und mir nichts bekommen hat«, erklärte Dad. »Aber wir gehen am Wochenende mit ihm los und kaufen was ganz Tolles.«
    »Das ist nicht das Gleiche«, erwiderte Luke. »Man muss es am Geburtstag selbst kriegen, sonst zählt es nicht.«
    »Halt den Mund und iss, Luke«, sagte Mrs Kennedy.
    »Aber wir haben doch noch gar nichts zu essen«, entgegnete Luke pampig, und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht loszuprusten.
    »Luke hat recht«, sagte Dad und schaute auf die Uhr. »Sie hätte schon vor fünfundzwanzig Minuten hier sein sollen.«
    »Sie kommt bestimmt gleich, Russell«, sagte meine Großmutter.
    »Nur gut, dass du so optimistisch bist«, murmelte Dad.
    »Einer von uns hätte sie begleiten sollen«, seufzte Oma dann. »Um ein bisschen auf sie aufzupassen.«
    »Soll ich sie suchen gehen?«, bot sich Mrs Kennedy an. »Vielleicht macht sie ja einen Spaziergang.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du so spät abends nicht mehr draußen herumläufst«, sagte Benjamin Benson und kratzte sich am Bart. »Sonst wirst du womöglich überfallen und umgebracht oder noch was Schlimmeres.«
    »Dein Vater hat eine lustige Art, die Dinge zu sehen«, sagte Opa zu Luke.
    »Er ist nicht mein Vater«, knurrte Luke.
    »Ich könnte doch schnell mal um den Block gehen und nachsehen, ob …«
    »Nein!« Mein Vater schlug so laut mit der Hand auf den Tisch, dass alle zusammenzuckten. Wir starrten ihn erschrocken an. »Sie ist eine halbe Stunde zu spät dran, und wir haben alle Hunger – und außerdem ist heute Dannys Geburtstag. Ich finde, wir fangen an zu essen.« Er schaute meine Großmutter an. »Belinda, vielleicht kannst du mir helfen, das Essen zu servieren.«
    Mit diesen Worten stand er auf und ging in die Küche. Und ich wusste, dass der achte Stuhl an meinem Geburtstagstisch leer bleiben würde.

    Es war Viertel vor neun, und wir hatten gerade den Geburtstagskuchen angeschnitten, als die Tür aufging und meine Mutter hereinkam, leise, leise wie ein Gespenst.
    »Was ist denn hier los?«, fragte sie, fügte aber schnell hinzu: »Ach, ja, stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Du wolltest heute Abend ja was kochen, stimmt’s?«
    »Ja, und das Essen war für sieben Uhr geplant«, knurrte mein Vater. »Du hast gesagt, bis dahin bist du zu Hause.«
    »Ich bin aufgehalten worden«, sagte sie. »Es tut mir sehr leid, aber …«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, unterbrach mein Vater sie mit dröhnender Stimme. »Heute ist Dannys

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