Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
Gesellschaft genau das: seelenlose, unbewegliche Gemälde. Und es war sicherlich eine Tortur. Aber Margle musste sie auf seine ganz eigene, verzerrte Art doch geliebt haben, wenn er ihr den Luxus eines ewigen Sonnentages gewährte.
    Lord Gilgamesh dagegen war in einem feuchtkalten, düsteren Raum gemalt worden, mit einem kleinen Fenster, das wenig Licht durchließ. Es gab nur eine Tür auf dem Gemälde, und etwas grauenhaft Schreckliches war auf die andere Seite gemalt worden. Das Einzige, was das Monster in Schach hielt, war Gilgamesh, der die Tür zuhielt. »Ich wünschte, ich hätte sehen können, wie er was aufs Dach bekam«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann verlagerte er seine Schultern, und die Tür ging einen Spalt auf. Ein Tentakel schlüpfte hindurch. Gilgamesh biss erbittert hinein, und das Gräuel zog sich mit einem gellenden Schrei zurück.
    Caliban, der Ogerkönig, der in der Kohlezeichnung eines finsteren Waldes lebte - und einer miserabel gemachten noch dazu -, streckte den Kopf hinter einem Baum hervor. »Hast du ihn selbst sterben sehen, Nessy?«
    »Nicht direkt, aber ich habe es gehört.«
    Das Nurgax hickste verlegen.
    »Jeder weiß, dass ein Zauberer nicht tot ist, bis sein Kopf entfernt und sein Leichnam mit Kiefernnadeln ausgestopft wurde«, warf ein gelehrter zwergenhafter Herzog ein, der in das Ölgemälde einer Bibliothek mit hohen Regalen und ohne auch nur eine einzige Trittleiter gebannt worden war. »Dann muss man ihn bei Vollmond verbrennen, während ein Hahn kräht.«
    Ein Drachenkaiser, der in eine sehr kleine Höhle eingesperrt war und nur eine einzige Kupfermünze hatte, die er zwischen seinen Krallen rollen konnte, zischte: »Papperlapapp! Man muss die Leiche in Flusswasser kochen und den Namen des Zauberers sechs Mal rückwärts aufsagen.«
    »Bist du bescheuert?«, entgegnete der Zwerg. »Das ist der sicherste Weg, ihn wieder aufzuwecken!«
    »Lächerliche Sterbliche!«, brüllte ein Halbgott in einem Aquarellkerker. »Der einzige Weg, einen Zauberer wirklich zu töten, ist, seine rechte Niere zu essen und dabei einen Titanen-Grabgesang zu pfeifen! Oder war es die linke? Welche ist noch mal die böse Niere?«
    Sie überließ die Gemäldebewohner ihrem Gezänk. Als sie an einem Spiegel vorbeikam, sagte ihr Spiegelbild: »Er muss tot sein.« Es war Melvin In Den Spiegeln, der in Spiegelbildern Gestalt annahm. »Ich hab das alles von dem Ganzkörperspiegel in der Ecke des Turms aus gesehen. Zwei Bissen, und er war weg. Zauberer oder nicht, ich kann mir nicht vorstellen, wie man das überleben sollte.«
    »Ich nehme es an.«
    Sie war sich nicht ganz sicher, und sie hatte auch kein besonderes Interesse am Theoretisieren. Ihre einzige Sorge galt der Pflege des Schlosses wie immer. Weder Margle noch seine ständigen Drohungen waren je ihre wahre Motivation gewesen. Sie mochte ihre Arbeit um der Arbeit willen, und sie betrachtete das Schloss genauso als ihr Zuhause wie das von Margle. Eigentlich sogar noch mehr. Während der Zauberer auch anderswo viel Zeit verbracht hatte, um arkane Artefakte zu sammeln, Königreiche in den Untergang zu führen und allerlei andere düstere Zauberdinge zu erledigen, war sie diejenige gewesen, die immer hiergeblieben war, tagein, tagaus, und die Unordnung im Zaum hielt. Wahrlich ein schwieriger Job, aber doch bereichernd und angenehm.
    Das Merkwürdigste an dem Ding Das Verschlingt war, dass es gar nicht so viel verschlang. Nur einen Eimer voll Gehirne einmal im Monat. Es war nicht mal ein sehr großer Eimer. Nicht annähernd so groß wie der Gehirneimer, mit dem sie die Leichendrachen fütterte. Und nur halb so groß wie ihr Eingeweidekübel für Huxtable, das Schwein.
    Sie eilte weiter in Richtung des Gewölbes mit dem gewaltigen Vorrat an Gehirnen, Haut, Herzen, Nieren (sowohl guten als auch bösen) und so weiter - alles befand sich in riesigen, vorsortierten Kupfergefäßen. Das war nicht immer so gewesen. Vor Jahren hatte das Gewölbe ein furchtbares Durcheinander dargestellt. Nessy hatte einen starken Magen, aber sie hatte nie gern in diesen Organ-Bergen nach bestimmten Mahlzeiten gestochert. Viele der Kreaturen in Margles Sammlung hatten einen sehr speziellen Speiseplan. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass niedere Zombies explodierten, wenn man ihnen auch nur einen Löffel voll Wolfshirn fütterte.
    Die Gewölbe waren riesig und erstreckten sich meilenweit. Zum Glück war es nicht nötig, all die Strecken zu Fuß zu

Weitere Kostenlose Bücher