Zu viele Flueche
lang, dass es sich in der Küche bewegen konnte. Es ging in die Küchenecke und holte ein paar Kohlestücke für den Ofen.
»Danke.« Sie hob eine Hand an ihre Schnauze und flüsterte einen Zauberspruch. Die Kohle glühte rot auf.
Dan klapperte mit seinem Kiefer. »Immer hilfsbereit, Mister Bones. Hilfsbereiter, hilfsbereiter Mister Bones. Wärst nicht so hilfsbereit, wenn ich auf deinen Schultern säße, Mister Bones. Nein, dann wärst du nicht so hilfsbereit.« Er lachte wieder und knirschte dabei mit den Zähnen.
Das Nurgax beschnüffelte Mister Bones. Das Skelett tätschelte ihm den Kopf. Und schnurrte.
Nessy ging zum Kühlschrank, einer großen Holzkiste, die durch Magie kühl gehalten wurde. Dass Margle ihr solch eine bequeme Vorrichtung zur Verfügung gestellt hatte, machte ihn zu einem besseren Meister, als es die meisten anderen waren. Sie holte ein Hähnchen, ein paar Karotten, Steckrüben und anderes Gemüse heraus.
»Heute Abend gibt’s Hühnersuppe«, sagte Dan. »Immer Hühnersuppe am Abend. Schöne, berechenbare Nessy.«
Gerne gab sie zu, dass sie Trost in ihren Gewohnheiten fand. Für Nessy war das Leben ein Zeitplan, eine Aneinanderreihung von Aufgaben, ein ständiger Kampf gegen die Unordnung. Deshalb war sie auch so eine gute Schlossverwalterin, und deshalb war Margle nie dazu gekommen, sie zu töten. Jetzt, da er fort war, wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn vermissen würde. Zwar war er grausam und beleidigend gewesen, hinterhältig und verrückt, aber etwas anderes erwartete man auch gar nicht von einem schwarzen Magier. Außerdem war er nicht nur böse gewesen, und sie hatte immer daran geglaubt, dass in jedem etwas Gutes steckte. Auch wenn manche geköpft werden mussten, bevor es ans Licht kommen konnte.
Mister Bones stellte den großen Topf unter einen Hahn und füllte ihn mit Wasser.
»Dreiviertel voll«, erinnerte sie ihn.
Das Skelett klopfte zweimal auf den Wasserhahn.
»Oh, Mister Bones, was ist aus dir geworden - ohne den alten Dan, der dir zeigt, wies läuft?« Der Schädel wippte vor und zurück. »Schmerzlich wünscht sich der alte Dan, dass du diese Hände zu hübscheren Dingen benutzen mögest.«
Das Nurgax knurrte ihn an, und Mister Bones schüttelte eine Faust.
»Kein Grund, unfreundlich zu werden«, schalt Nessy, die Sellerie schnippelte.
Mister Bones zuckte die Achseln. Er stellte den Topf auf den Herd.
Ein langgezogenes Wehklagen erschütterte den Raum und kündigte das Erscheinen von Bethany, der Todesfee, an. Bethany durfte sich im ganzen Schloss bewegen, aber sie konnte nur dann erscheinen, wenn ein Unglück nahte. Sie war ein großgewachsener, schlanker Geist mit fein gemeißelten Gesichtszügen und langen, roten Haaren. Ihr schwarzes Gewand bauschte sich locker um sie herum. Sie hob den Kopf und stieß einen durchdringenden Schrei aus.
Nessy, die immer für ein ordentliches Geheul zu haben war, stimmte daraufhin ihr eigenes trauriges Lied an. Das Nurgax jammerte leise.
Der Demontierte Dan grummelte: »Was für ein Radau. Jetzt hätte der alte Dan aber zu gern seine Hände.«
Eine entschlossenere Todesfee konnte tagelang wehklagen, doch Bethanys Schrei ging nach zwei Minuten in ein Husten über. Sie räusperte sich. »Darf ich mich setzen?«
»Nur zu.«
Der leibhaftige Geist suchte sich einen Stuhl. Nahendes Unglück verlieh Bethany eine Solidität, die die meisten Geister nicht genießen konnten, wenn es auch nur vorübergehend war.
»Also, was führt dich her?«, fragte Nessy.
»Deine Suppe. Du wirst zu viel Salz hineingeben.« Ihr Haar peitschte die Luft wie Flammen, die aus ihrem Kopf schossen. »Schrrreeeeeckliiich saaaaalziiig!«, wehklagte sie.
»Das soll dein Unglück sein?«, lachte Dan. »Salzige Suppe?«
»Nicht nur salzig. Schrecklich salzig.« Sie stand auf und stöhnte. Eis bildete sich an den Wänden. »Füüüürrrrchterrrliiiiich, schrrreeeck…«
Nessy unterbrach sie. »Ja, danke schön.«
»Wo warst du, als Margle zerkaut wurde?«, fragte Dan. »Da hätte er eine Warnung gebrauchen können, der alte Margle.«
Bethany blickte finster. »Widerwärtiger Flegel.«
»Das stimmt, ich habe meine Eigenarten, richtig. Aber ich habe auch Ahnung von Margle, von Margles Schloss. Weil ich zuhöre, und ich höre das Schloss. Die Wände verraten dem alten Dan Geheimnisse.«
»Du bist ja verrückt.«
»So verrückt wie ein Schädel auf einem Gewürzregal. Aber ich kann euch Dinge erzählen, die eine Todesfee schon wissen müsste.« Ganz weit
Weitere Kostenlose Bücher