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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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zu werden. »Hoffentlich schmeckt er. Ich bin etwas aus der Übung, da ich sonst nur Muffins backe«, gebe ich mich so normal wie möglich. Ich will mir meine Unsicherheit unter keinen Umständen anmerken lassen. David bildet sich möglicherweise wer weiß was darauf ein.
    »Bestimmt.« Er stellt das Kuchenblech auf der obersten Treppenstufe ab, ehe er fortfährt: »Hast du heute Abend schon was vor?«
    Ich schnappe nach Luft. »Wie bitte?«
    Er wirkt plötzlich verunsichert. Sein Gesicht ist undurchdringlich. Durch den Lichtschein der Straßenlaterne wirkt es fremd, anziehend. Eine gefährliche Mischung. Ich schlucke heftig.
    »Wir könnten zum Hafen hinuntergehen, uns auf eine der Bänke setzen und uns deinen Kuchen schmecken lassen. Ich esse ungern allein. Aber in Begleitung einer schönen Frau …« Ein schalkhaftes Glitzern huscht über seine Augen.
    Verblüfft starre ich ihn an. »Zieht diese Masche allen Ernstes bei uns Frauen?«, erkundige ich mich perplex.
    »Zieht sie denn bei dir?«, dreht er den Spieß um, kein bisschen beleidigt. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass er sich über mich lustig macht. Der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht.
    »Nein.«
    Er lächelt entwaffnend. »Schade.«
    Ich bin mir nicht sicher, was ich darauf antworten soll. Am vernünftigsten wäre es wohl zu sagen, dass er mit seinem Charme bei mir auf Granit beißt. Wenn es doch bloß so wäre, seufze ich und verbiete mir jeden weiteren Gedanken an ihn.
    »Ich kann dich nicht zu einem romantischen Date überreden?«
    Mir klappt die Kinnlade herunter. »Ein D-D-Date?«
    David verzieht keine Miene. »Du willst mit deinem Freund nicht den Abend verbringen? Das trifft mich tief«, erwidert er betrübt.
    »Du bist nicht mein Freund«, platze ich entgeistert heraus. Ich beiße mir auf die Zunge. David liefert mir eine 1A-Steilvorlage, ihn zu bitten, weiter meinen Freund zu spielen, und ich vermassele es. Wie blöd muss man sein? Ich bin kurz davor, meinen Kopf gegen die Wand zu hauen. »Also, das … das meine ich … äh … ich …« Ich verheddere mich hoffnungslos. Mein Gesicht ist mit Sicherheit knallrot.
    »Du bist hart zu knacken, weißt du das?«
    Ich blinzele.
    »Gib doch zu, dass du mich mit dem Kuchen bestechen wolltest, damit ich dieses Theater weiter mitspiele.« Er klingt kein bisschen sauer. Die ganze Angelegenheit scheint ihn mehr und mehr zu erheitern.
    »Hör auf, andauernd meine Gedanken zu lesen!«, beschwere ich mich. Dass ich für David quasi ein offenes Buch bin, gefällt mir nicht. Absolut nicht! Auch wenn es mir erspart, ihn selbst zu bitten, meinen Freund zu spielen.
    »Dann denk nicht so laut!«
    »Ich gehe trotzdem nicht mit dir aus.«
    »Mein Herz blutet.«
    »Charmebolzen.«
    »War das ein Kompliment?«
    Ich breite die Arme aus und zucke mit den Achseln. Der Anflug eines Lachens huscht über meine Lippen.
    Er grinst. »Du bist also weiter meine Freundin.« Ein klares Statement. Ohne Wenn und Aber.
    »Ja.« Dafür komme ich definitiv in die Hölle!
    Wahrscheinlich sollte ich ihn trotzdem darauf hinweisen, dass ich seine Freundin bestenfalls mime , aber ich will nicht kleinlich erscheinen. Ich schulde David sowieso mehr, als ich je gutmachen kann. So ganz verstehe ich immer noch nicht, warum er bei dem Spiel mitmacht. Was hat er davon? Irgendwie werde ich nicht schlau aus ihm.
    »Die Verabredung wird nachgeholt«, sagt David herausfordernd. Er hat ein verschmitztes Glänzen in den Augen, wie Don Quijote im Kampf gegen die Windmühlen.
    »Abwarten«, gluckse ich.
    »Verlass dich drauf!«
    »Drohst du mir?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Eine kühle Brise umstreift meine Beine. Der erste Regentropfen fällt auf meine nackte Schulter. Die heißersehnte Abkühlung eines weiteren schwülen Sommertages.
    Ich lege meinen Kopf in den Nacken, schließe die Augen. Kleine, feuchte Tropfen prasseln auf mein Gesicht nieder. Sie perlen ab und werden zu Rinnsalen, die meine Wangen hinunterlaufen und meine warme Haut abkühlen.
    Mit ausgestreckten Armen drehe ich mich im Kreis, bis mir schwindelig wird. Der leichte Sommerregen rieselt auf meinen Körper, durchdringt meine Kleidung. Ich atme tief ein. Ich liebe den Geruch von Regen, diese unbeschreibliche Herbheit in der Luft. Eine erfrischende Belebung. Auch für meinen Geist. Ich fühle mich plötzlich leicht und unbeschwert. Wie ein Kind, das keinerlei Sorgen hat. Das nur das Hier und Jetzt kennt und nicht an morgen denken muss.
    Schwerfällig öffne ich die Augen. David

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