Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
Vom Netzwerk:
und von draußen strömen die Leute wieder durch die Türen herein.
    Take a little trip in the moonlit dew
Down by the creek
Thinkin’ it through …
    Beim Refrain stimmt die gesamte Turnhalle mit ein.
    Maybe come and see you
Maybe come and see you
Hell, I’ve got the Moonshine Blues.
    Mich überkommt tiefe Erleichterung. Dann erspähe ich Heidi in einem Eck. Ihre Mundwinkel weisen nach unten, und sie gibt sich keinerlei Mühe, glücklich und zufrieden zu wirken.
    Nach »Moonshine« singt Wyatt die anderen Nummern von seinem ersten Album: »Small Town Girl«, »One Long
Night« und »Never Have To Guess«. Danach kommt ein ruhigeres Stück - »Losing You«. Ich habe einen Kloß in der Kehle. Leute kommen zu mir und gratulieren mir zu dem tollen Abend, aber ich will nichts weiter als allein hinten in der Turnhalle stehen und Wyatt zuhören.
    Steht er da oben, um mir zu helfen? Oder sich selbst? Hat er das hier gebraucht, um wieder zu singen - heimzukehren, zu den Menschen, die er kennt, an einen Ort, wo er sich sicher fühlt? Ich möchte gern denken, dass er es für mich getan hat, aber ich weiß, dass ihm das Singen im Blut liegt.
    Die Turnhalle ist jetzt gesteckt voll, Wyatt beherrscht die Bühne, und zu den letzten Versen von »Losing You« singen alle mit. Danach nimmt Wyatt einen tiefen Schluck aus einer Wasserflasche. »Und jetzt kommt etwas Neues. Ich habe es erst vor Kurzem geschrieben, nach einem langen Sommerabend auf der Veranda. Es heißt ›Take My Hand‹.«
    Er hängt sich die Gitarre um, und die Jungs von der Straßeninspektion verkrümeln sich nach hinten. Nur er und die Gitarre, allein auf der Bühne, in weiches Licht getaucht. Er singt.
    When you feel you’re all alone
When your heart has no place to turn
When your love has no home
Take my hand
     
    Take my hand
Hold on tight
Let me lift you up
Over the pain
Over the past
Into my arms

    Let me take you to that place
That words cannot reach
Don’t let go, feel us fly
Don’t wonder anymore, up into the sky
     
    Take my hand
Hold on tight
Let me lift you up
Over the pain
Over the past
Into my arms
    Danach herrscht ein paar Sekunden Stille - weil es so grandios war und niemand will, dass es zu Ende ist. Die Melodie habe ich nie zuvor gehört, aber es kommt mir vor, als würde ich sie schon mein Leben lang kennen. Und niemand könnte sie auch nur entfernt so singen, wie Wyatt es tut.
    Vermutlich denkt jeder, es sei ein Liebeslied. Aber ich weiß es besser. Es handelt vom Alkohol, natürlich, genau wie »Losing You«. Von der verführerischen Macht des Trinkens. Ja, das ist es. Wahrscheinlich hat Wyatt es geschrieben, als er eines Nachts allein auf der Veranda saß und kurz in Versuchung geriet, sich einen Drink zu genehmigen.
    Schließlich erhebt sich donnernder, nicht enden wollender Applaus. Bruce steht wieder neben mir. »Das ist sein bester Song überhaupt. Ich schätze, jemand hat ihn dazu inspiriert«, sagt er lächelnd.
    »O ja«, stimme ich zu. »Die Ehre gebührt voll und ganz Ihnen, Bruce.«
    Er bedenkt mich mit einem seltsamen Blick. Wyatt steigt von der Bühne, die Jungs von der Straßeninspektion legen mit »Celebration« von Kool and the Gang
los, und Heidi stürmt zu Wyatt hin, umarmt ihn und hält ihn fest umklammert, während sich die Menge um ihn schart.
    Selbst wenn ich wollte, ich würde wohl kaum zu Wyatt durchkommen. In der Turnhalle befinden sich gut und gern dreihundert Menschen. Und so oder so gehe ich innerlich ein wenig auf Distanz zu der Situation und rufe mir ins Gedächtnis, worum es heute Abend eigentlich geht: weder um mich noch um Wyatt oder sonst irgendeinen der Anwesenden. Es geht um einen Jungen, der davon träumt, seine Kuh auf einer Schau auszustellen. Und darum muss ich jetzt los und das Eintrittsgeld zählen, um herauszufinden, ob wir diesen Traum wahrgemacht haben.

40. KAPITEL
    Es ist fast Mittag. Ich liege im Cottage im Bett, und eben hat mich eine zugeschlagene Autotür geweckt. Vermutlich ist Bruce gekommen, um nach Wyatt zu sehen. Ich brauche ein Weilchen, um richtig zu mir zu kommen. Bis wir gestern Abend alles fertig aufgeräumt hatten, war es vier Uhr morgens (ich konnte den Fußboden in der Cafeteria unmöglich ungeputzt lassen), und bis ich endlich ins Bett fiel, war es fünf.
    Mit Wyatt habe ich kein Wort gewechselt - Heidi klebte an ihm wie ein Rankenfußkrebs. Wir haben mehr als zehntausend Dollar eingenommen. Casey war dabei, als Sheriff Billy die Gesamtsumme bekannt gab.

Weitere Kostenlose Bücher