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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Stück: »American Idiot«, ein liberaler Protestsong von Green Day.
    Chris plärrt ins Mikro, ich stehe da wie vom Donner gerührt.
    Aber noch lange nicht so platt wie das Publikum, das etliche Jagdfreunde mit Jacken in Tarnfarben aufweist.
    »Ich lass mich nicht von den Stiernacken catchen …« , grölt Chris.
    »Ich zahl doch nicht teuer Geld, um mir so einen Stuss anzuhören«, schäumt ein stiernackiger Hüne neben mir. »Den sollte man über den Haufen schießen.«
    »Und diese englische Schnepfe gleich mit dazu«, stimmt wer anders ein.
    »Ist die’ne Spionin, was meinst du?«
    »Kann gut sein. Kommt ja schließlich von da irgendwo aus Europa.«

    O nein. Wenn ich nicht aufpasse, komme ich hier nur noch in Einzelteilen heraus. Die Zahl derjenigen, die in Stinklaune den Saal verlassen, entspricht mittlerweile etwa derer, die hereinströmen, um nachzusehen, was hier eigentlich los ist. Endlich ist Chris mit dem Lied fertig. Ich spreche ein stummes Gebet. Jetzt brauchen wir nur eins: eine richtig gute Krautstampfhymne, die alle auf die Beine bringt.
    Chris schnappt sich das Mikrofon, das einen scheußlichen Rückkopplungskreischer von sich gibt.
    »Hallo Barnsley!«, röhrt er. Keine Reaktion.
    Das Schweigen wird nur vereinzelt von aufmüpfigem Gemurmel gebrochen. Ich ziehe feindselige Blicke auf mich. »Zwanzig Piepen für so was«, höre ich jemanden verächtlich sagen. »Tolles Konzert.«
    Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Hier kann nur noch einer helfen. Ich schließe die Augen. »Bitte, Dr. Vaizey«, sage ich. »Was soll ich tun?«
    Dr. Vaizey erscheint vor meinem inneren Auge. Er sitzt in seinem Ledersessel und reibt sich nachdenklich übers Kinn. »Hmmm. Eine interessante Frage, Alice. Ich habe keinerlei Erfahrung mit Wohltätigkeitsveranstaltungen in Barnsley. Das werden Sie wohl leider allein durchstehen müssen.«
    Und weg ist er.
    »Dieses aufgescheuchte englische Huhn sollte den Leuten ihr Geld zurückgeben«, höre ich als Nächstes.
    »Wer ist Dr. Vaizey?«, fragt die Frau neben mir ihren Mann.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Logans Bruder sich aus dem Saal in Richtung Bar verdrückt. Na schön, das war’s dann wohl. Wenn uns der Fusel ausgeht, werden sie mich mit Wonne durch und durch grillen.
    Außer knurrigen Kommentaren ist nichts zu hören. Vereinzelt
ziehen sich die Besucher schon die Mäntel über. Die Jungs von der Straßeninspektion stehen wie erstarrt auf der Bühne.
    Und dann: Schritte. Von einem Mann. In Stiefeln. Ich kann sie nicht zuordnen. Doch dann steht jemand vor den Stufen zur Bühne.
    Es ist Wyatt.
    In demselben alten Arbeitshemd, das er schon am Morgen angehabt hat, den Jeans, die er immer zur Arbeit auf dem Hof trägt, und so verwuschelt, als hätte er sich mindestens eine Woche lang nicht gekämmt. Ich traue meinen Augen nicht. Er turnt auf die Bühne hoch, klopft Chris auf den Rücken und übernimmt.
    »Gebt mir eine Band!«
    Die Menge johlt Beifall, Chris räumt bereitwillig seinen Platz, und die Jungs von der Straßeninspektion greifen zu ihren Instrumenten. Während noch alle klatschen und pfeifen, kämpft Bruce sich zu mir durch.
    »Wir wollten eigentlich zu einem Treffen gehen, aber Wyatt hat darauf bestanden herzukommen«, sagt er völlig verstört und deutet zu Wyatt auf der Bühne. »Ist das klug?«
    »Ja. Sehr sogar.«
    »Ich finde, ich sollte ihn aufhalten. Ich gehe jetzt da rauf.«
    Ich packe Bruce beim Handgelenk. »Nein, das dürfen Sie nicht.«
    »Das könnte ihm einen unmittelbaren Rückfall bescheren.«
    »Ja, das könnte es.« Mir wird klar, dass ich jetzt nicht mehr an mich denke, obwohl Wyatt da oben steht, um mir die Haut zu retten. »Ich weiß aber auch, dass Sie ihn nicht in alle Ewigkeit beschützen können. Das da ist sein Ding, Bruce. Jetzt muss er da rauf und lernen, wie man es nüchtern
durchzieht. Wo wäre das wohl besser als vor den Leuten, die ihn lieben?«
    Bruce schweigt ein paar Sekunden. »Sie haben recht.«
    Wir drehen uns beide zu Wyatt hin.
    Er steht auf der Bühne und wirkt total locker. »Na, dann bringen wir mal ein bisschen Schwung in die Bude«, sagt er, während die Jungs von der Straßeninspektion sich in Position stellen. »Jemand Lust auf einen kleinen Spaziergang runter zum Bach im … Moonshine?«
    »Moonshine !«, gellt es aus allen Kehlen, und die Jungs schlagen die ersten Akkorde an.
    Dann fängt Wyatt an zu singen. » Take a little walk … «
    In der Turnhalle ist die Hölle los. Alle stürmen auf die Tanzfläche,

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