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Zuckermond

Zuckermond

Titel: Zuckermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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aufspüren und einladen. Ich müsste sie dann lediglich noch treffen und sie ein wenig kennen lernen.“ „Ach – du darfst sie vorher kennen lernen? Ich dachte, dein Ehemann wird dir erst nach der Hochzeit vorgestellt.“ „Sabina!“ „Na, ist doch wahr! Das klingt doch wahrhaftig alles nach einer arrangierten Ehe. So etwas lässt doch heutzutage niemand mehr mit sich machen.“ Helena hob mit traurigem und resigniertem Gesichtsausdruck ihre Schultern. „Und was ist mit Liebe? Ich meine, wenn der entsprechende Mann dann gefunden ist, müsst ihr euch doch schließlich auch noch ineinander verlieben.“ „Aus der Sicht meiner Eltern ist Liebe vollkommen unwichtig, denn es ist ja schon schwer genug, den passenden Mann zu finden. Da reicht es, wenn man sich mag und gegenseitig respektiert.“ Sabina riss schockiert die Augen auf. „Da hast du aber doch hoffentlich andere Vorstellungen oder? Ich meine, Romantik und Leidenschaft gehören doch dazu wie das Salz in der Suppe.“ „Mit Leidenschaft habe ich keinerlei Erfahrungen. Denn der Sex, den ich bisher hatte, war für mich eher ein ‚so tun, als ob’. Wie sich Romantik anfühlt, weiß ich. Mein erster Freund, den ich mit siebzehn hatte, war sehr romantisch. Er war der Sohn meines Kindermädchens. Zuerst waren wir nur Spielgefährten, doch daraus wurde mehr. Aber als meine Eltern dahinter kamen, dass wir mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander hegten, haben sie meine Nanny entlassen und ihrem Sohn verboten, das Gut jemals wieder zu betreten.“ „Und somit war dein erster Liebeskummer vorprogrammiert. Dafür hättest du eine Entschädigung von deinen Eltern verdient und nicht umgekehrt. So etwas Herzloses sollte man seinem angeblich geliebtem Kind meiner Meinung nach wirklich nicht antun.“ „Das Schlimme ist, ich weiß, dass meine Eltern mich wirklich lieben. Sie können bloß nicht raus aus ihrer Haut. Sind in alten Konventionen gefangen und wollen einfach nur das Beste für mich – ohne auch nur andeutungsweise zu spüren – wie sehr sie mich damit verletzen.“ „Ich nenn so etwas nicht Liebe, sondern besitzen wollen. Liebe ist bedingungslos und straft nicht mit Liebesentzug und Kälte, nur weil den eigenen Vorstellungen nicht zur Genüge entsprochen wird. Und wie kalt deine Eltern dir gegenüber sein können, nur um dich dazu zu bewegen, das zu tun, was ihnen gerade vorschwebt, das habe ich ja schon mehr als einmal mitbekommen.“ „Ich weiß. Und ich leide furchtbar darunter.“ „Das Schlimme ist, dass sie ganz genau wissen, wie sie dich manipulieren und treffen können. Du gibst beiden eine Macht über dich, die ihnen nicht zusteht. Um den kalten Blick deiner Mutter in ein warmes Lächeln zu verwandeln, würdest du ja fast deine Seele verkaufen. Das kann nicht Sinn des Lebens sein. Befreie dich endlich aus ihren Klauen, sonst sehe ich schwarz für dich und deine Pläne.“ „Leichter gesagt als getan, auch wenn ich dir vollkommen recht gebe. Nur, wie stelle ich das an?“ „Kommt Zeit, kommt Rat. Jedenfalls werde ich nicht zulassen, dass deine Eltern dich an irgendeinen Scheich verschachern, nur um ihr Prestigedenken zu befriedigen. Und glaub mir, das ist ein Versprechen.“ Sie umarmte ihre Freundin. „Aber jetzt lass uns arbeiten, Süße. Ich hab noch viel zu tun.“ „Dito!“ Als Sabina im Nebenraum verschwunden war, sann Helena noch eine ganze Weile über die Worte der Freundin nach. Irgendwie hat sie Recht! Verdammt Recht! Helena erinnerte sich mit Tränen in den Augen daran, dass der Ehrgeiz ihrer Eltern ihr schon als Kind die Luft zum Atmen genommen hatte. Sie wurde in einer Schule für besonders begabte Kinder untergebracht, durfte mit Kindern aus der Nachbarschaft, die nur die Schule für „Normalsterbliche“ besuchten, auf gar keinen Fall spielen und wurde von ihren Eltern sogar nach einem anstrengenden Schultag noch mit Algebra, Deutsch und Geschichte gequält. Ewig darauf getrimmt, nur die besten Ergebnisse nach Hause zu bringen. Das Zusammensein mit ihren Eltern war stets von Worten und Gesten bestimmt gewesen, zu denen sie sich verpflichtet gefühlt hatte. Und von peinlichen Gesprächspausen, wenn einmal nicht über Schule, Lernfächer, Wissenschaften und Fakten, Fakten, Fakten gesprochen wurde. Sie hatte stets das Gefühl gehabt, ihren Eltern etwas ganz Besonderes bieten zu müssen, um wenigstens ein winzig kleines Lächeln auf ihr Gesicht locken zu können. Und hatte lange darauf gehofft, endlich

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