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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Wußte sie mehr, anderes? Noch immer gingen sie zusammen in die Stadt, tranken sie in ihrem kleinen Cafe “Im Himmelreich” ihren Kaffee mit geschlagener warmer Milch und aßen ein Stück frische Obsttorte dazu. Gaby hatte sich einen neuen Lippenstift gekauft, ein warmes Rot, und einen Eyeliner in weichem Grün. Und Ursel hatte sie überredet, das leuchtende Blau zu versuchen, das ihre blauen Augen betonen würde. Sie war so blaß in der letzten Zeit. “Hubert meint, morgens, noch verschlafen, sehe ich am süßesten aus”, erzählte sie auf einmal der Freundin, “so ganz ohne Make-up. Wie ein kleines Mädchen, sagte er gestern. Aber, na ja, was verstehen Männer schon davon, daß man Make-up in erster Linie für sich selbst trägt.”
    Ursel antwortete nicht. Sie rührte in ihrem Kaffee. Gaby sah sie prüfend an. Sie war wirklich blaß. “Hast du etwas?” fragte sie eindringlich. “Kann ich dir helfen?” Ursel zuckte zusammen. “Nein, es ist nichts. Wirklich nicht. Gestern, sagtest du, gestern...” Sie schwieg einen Moment, holte Luft, als wollte sie etwas sagen, doch dann nahm sie nur einen Schluck Kaffee. “Der tut gut”, sagte sie, “ich bin ein wenig abgespannt, nichts Besonderes.”
    Dagmar hatte die Veröffentlichung in der Zeitschrift sehr mutig gefunden. “Und toll geschrieben”, betonte sie, “es dreht sich ja nicht nur darum, worüber du schreibst, sondern auch darum, wie du das anpackst. Aber ich habe ja immer gesagt, du kannst schreiben.” Das stimmte. Gaby hatte ihr ganz zu Anfang ihres Studiums ihre kleinen Geschichten zur Beurteilung gegeben, und Dagmar war immer begeistert gewesen. Gaby hatte jede Anerkennung aufgesogen wie ein Schwamm, sie konnte nicht genug davon bekommen. Hubert äußerte sich beinahe nicht, ein “Ja, das ist ganz nett”, war aus seinem Mund eine Lobeshymne. Meistens machte er sie nur auf den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler aufmerksam.
    “Nein”, hatte Ingrid gesagt, “ich verstehe nicht, daß du dich wieder so in deine Jugend zurückversetzen konntest. Da kommt doch alles wieder hoch? Am besten ist, man rührt an so etwas nicht. Ich finde es gut, versteh mich nicht verkehrt, aber du wühlst doch alles wieder auf.” Gaby hatte genickt. “Das stimmt, aber ich hatte keine andere Wahl mehr. Ich mußte es schreiben.”
     
    Vor ihrem Urlaub hatte Hubert gesagt, daß in ein paar Wochen alles vergessen sein würde. Die Erregung über ihre Serie in der Zeitschrift ebbte tatsächlich ab, aber Gabys Bestreben war, einen guten Verlag für ihr Manuskript zu finden. “Ich möchte zur Buchmesse in Frankfurt”, sagte sie zu Hubert, “es wäre doch gelacht, wenn ich dort keinen Verleger finden würde.”
    Und wie immer, wenn sie einen Wunsch äußerte oder einen Einfall hatte, nahm Hubert dann die Dinge in die Hand. “Ja, das ist keine schlechte Idee. Scheint ganz interessant zu sein, so eine Buchmesse. Wir können dann bei meiner Mutter schlafen. Meine Mutter wollte auch schon immer mal wieder nach Frankfurt. Die Messe wird ihr gefallen.” Gaby hatte so ihre Zweifel. Sie war schon früher auf der Messe gewesen: Es war viel Betrieb in den großen Hallen, die Luft war warm und stickig, und man mußte Kilometer laufen, bevor man vom einen Stand beim anderen angekommen war. Aber gut, wenn er meinte, daß es seiner Mutter gefallen würde...
    Doch es gefiel ihr, am Arm ihres Sohnes gemächlich von einem Stand zum anderen zu schlendern, zu schauen, bei einer Lesung kurz stehenzubleiben, dort ein Häppchen zu essen, hier ein Glas Wein in der gemütlichen Bodega zu trinken. Gaby hatte anderes im Sinn. Sie hatte ihr Manuskript und die fotokopierte Serie aus der Zeitschrift unterm Arm; außerdem hatte sie sich die Standnummern von einigen großen Verlagen herausgeschrieben. “Ich treffe euch in zwei Stunden wieder hier”, sagte sie zu Mutter und Mann. “Mal sehen, was ich in der Zwischenzeit erreiche.”
    Sie vergaß keinen Augenblick, daß ihre Knie zitterten und sie sich im quasi ungezwungenen Gespräch mit den zuständigen Lektoren irgendwo festhalten mußte, aber es war ihr egal. Und wenn ich vor Aufregung und Angst der Länge nach auf die Nase falle, ich will und muß dieses Buch gedruckt bekommen. Und sie spürte, daß ihr Engagement, ihre eigene Überzeugung, daß dies ein wichtiges, gutes Buch war, ansteckend wirkte. Sie konnte Kontakt herstellen, und nach dem letzten Gespräch mit einer Lektorin wußte sie: Das wird es. Hier würde mein Buch gut

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