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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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stand ihm gut. Es war schwer zu bügeln, aber das war ihr Problem. Ein echter Gentleman. “Weißt du was”, sagte sie, und ihre Stimme klang genauso freundlich wie seine, “wenn dich der Topf in der Spüle stört, hab’ ich eine gute Idee.” Er sah sie verblüfft an. Diese Tonlage kannte er nicht. “Du schrubbst ihn, du wäschst ihn ab. Du hast doch auch zwei Hände?” Sprach’s und drehte sich um, um unter die Dusche zu gehen, ihre Haare zu machen. Schließlich mußte sie heute abend eine strahlend aussehende Gastgeberin sein. Sie kannte ihre Pflichten. Meistens jedenfalls. Für einen Augenblick fühlte sie sich wie ein Schulkind, das dem Lehrer eins ausgewischt hatte. Sie lächelte.
     
    Ostern auf der Insel Guernsey war ein Traum. Ein Traum von Blüten, rosa, weiß, violett, saftigen Wiesen, weißen Häusern, die die Hügel hinaufkletterten, roten Ziegeldächern, die sich aneinander drängten, leeren Puderzucker-Stränden und einem tiefblauen Himmel mit einer gleichmäßig warmen Sonne. Arm in Arm liefen sie über die Strände, umgeben von rotbraunen Felsen, zwei ausgelassen spielende Kinder vor ihnen, Eier und Speck in kleinen “Cottages”, heiße Schokoladenmilch, wenn der Wind die Haare zerzaust hatte und alle dummen Gedanken mit den feinen Federwolken auf und davon flatterten. Alex schmiegte sich an seine Eltern. “Küßt euch”, gebot er, wenn Hubert einmal nicht den Arm um sie legte, wenn Gaby in Gedanken versunken auf einen fernen, dunklen Punkt am Horizont sah. Wenn sie sich küßten, war seine kleine Welt in Ordnung.
    “Dies wäre ein Ort, der deiner Mutter gefallen würde”, begann sie vorsichtig. “Hierher könnten wir doch einmal mit ihr fahren.” Sie wollte keine Kraftprobe. Hubert sah sie an, drückte lächelnd einen Kuß auf ihre Stirn, schwieg. Alles ist gut. Abends gingen sie in ein Tanzcafe. Sie tanzten fast jeden Tanz, und Gaby versank in seiner Umarmung. Sie zitterte in den letzten Monaten wieder stärker, aber was machte es schon: Hubert war da, groß und stark. Ihr Beschützer. Niemand konnte ihr etwas tun. Ich werde dir nie ein Haar krümmen, hatte er gesagt. Nie, bis in alle Ewigkeit. Die Kapelle spielte ihre Melodie: “On the top of the world”, und Hubert zog sie noch dichter an sich: “Ich liebe dich, ich liebe dich über alles.” Alles ist gut. Wenn er mittags seine Ruhe haben wollte, verzog Gaby sich mit den Kinder an ein stilles Plätzchen. Er sollte sich ausruhen, er sollte schlafen können, er sollte fühlen, daß sie Rücksicht auf ihn nahm. Sie paukte in der Zwischenzeit ihre spanischen Vokabeln, las, beaufsichtigte die Kinder, bastelte mit ihnen Ostergirlanden, malte mit Alex glückliche Familien, Mamma, Pappa, zwei Kinder, ein Haus mit großen Blumen und einer lachenden Sonne, umgeben von lustigen, kleinen Schäfchenwolken. Alex schenkte eins der Bilder seinem Vater. “Das sind wir, nicht wahr?” — “Natürlich”, sagte Hubert, “das sind wir.”
     
    Im Mai fuhren sie zu Cornelia. Ihre beiden jüngsten Töchter feierten zusammen Konfirmation. Ein Familienfest, an dem auch Huberts Mutter wieder teilnehmen konnte. Nach ihrem letzten Krankenhausaufenthalt sah sie zart und zerbrechlich aus, und Gaby küßte sie vorsichtig auf die Wange. “Ich hoffe, es geht dir wieder besser, Mutter?”
     
    Wie ein Stachel saß eine ihrer Bemerkungen in Gabys Fleisch; es fiel ihr wieder ein, als sie ihre Schwiegermutter küßte. Es war das einzige Mal gewesen, daß Gaby wirklich ihre Stimme gegenüber ihrer Schwiegermutter erhoben hatte, entrüstet und voll Zorn. Es begann harmlos. Gaby wollte von ihrem verdienten Geld einen antiken Wohnzimmerschrank kaufen. Andere bekamen Möbel oder eine Aussteuer von zu Hause. Sie hatte nie etwas bekommen. “Verwöhne dich selbst”, hatte Jaap ihr in der Therapie geraten. “Und wenn du etwas gerne haben möchtest, gönne es dir.” Mit ihrem selbstverdienten Geld konnte sie machen, was sie wollte. “Ich sorge für die Familie, wofür du dein Geld ausgibst, ist deine Sache”, hatte Hubert gesagt. Sie wollte einen antiken Schrank, am liebsten Biedermeier, passend zu der kleinen Kommode, die sie auf einer Auktion erstanden hatte. Sie sprach mit ihm darüber. “Also, das finde ich nun doch nicht nötig. In unserem elterlichen Haus stehen diese Schränke in jedem Untermieterzimmer herum. Dafür brauchst du denn doch keine Tausende von Mark auszugeben.” — “Deine Mutter wird sich nicht von so einem Schrank trennen können”,

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