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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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“Wenn ich sehe, daß du es nicht richtig machst.” — “Wer bestimmt, was richtig ist?” — “Sei nicht kindisch. Der Geschirrspüler ist doch unwichtig.” — “Drum. Warum läßt du ihn mich nicht allein einräumen?” — “Prima. Wenn du meinst. Helfe ich dir eben nicht mehr.” Er ging ins Wohnzimmer, vergrub sich hinter der Zeitung. Der Fernseher plärrte. Die Kinder saßen gebannt davor. “Ich lege mich hin”, sagte Gaby zu all den Rücken. “Tue das”, sagte die Zeitung und knisterte.
     
    Der Korken knallte, der Sekt schäumte aus der Flasche hoch. “Schnell, die Gläser!” Jean lachte. “Natürlich wieder gekleckert.” Mit dem Pulloverärmel wischte sie den Tisch trocken. “Also Prost. Trinken wir auf mein zukünftiges Patenkind.” — “Und auf meins.” Ursel hob ihr Glas. “So ein Patenkind wie meinen Daniel müßt ihr erst einmal zustande bringen.” Dagmar strich Daniel über die Haare. Promptdrehte der Kleine sich um. “Tante Dagmar lieb ”Die Frauen lachten. Wenn jemand Gabys Jüngsten auf den Arm nahm, ihn streichelte, ihn fütterte oder ihn auch nicht besonders beachtete, für Daniel war jedermann lieb. “Ganz der Vater”, sagte Dagmar. “Das wird noch ein richtiger Herzensbrecher.” — “Ja, du hast schon Glück gehabt.” Ursel seufzte ein wenig. “Hubert liest dir wirklich jeden Wunsch von den Augen ab. Zeig doch noch einmal den schönen Ring, den er dir geschenkt hat. Weil du schwanger bist.” Gaby spreizte den Ringfinger und streifte den Goldring vom Finger. Ja, das war sehr aufmerksam von Hubert gewesen. Er hatte den Ring letzte Woche aus Kolumbien mitgebracht. “Für unser Baby”, hatte er gesagt. Das ungute Gefühl, das sie dabei beschlich, hatte sie mit freudigen “Ahhs” und “Ohhs” zu übertönen versucht. “Ein echter Smaragd”, bestätigte sie Dagmar. “Von einem solchen Mann kann man nur träumen.”
    “Wenn das dann man kein Alptraum wird.” Jean schüttelte energisch ihre kurzen braunen Haare nach hinten. “Nobody is perfect. Er wird auch seine Fehler haben, nicht wahr, Gaby?” Gaby fühlte die Röte bis unter ihre Haarwurzeln kriechen. “Nein, nein, ich kann nicht klagen. Er liest mir wirklich jeden Wunsch von den Augen ab. Hab’ noch einmal Glück gehabt.”
    Das sagte sie öfter in der letzten Zeit. Sie hatte noch einmal Glück gehabt. Noch einmal eine Chance. Ihre erste Ehe war gescheitert. Mit zwei heran wachsenden Kindern hatte sie allein dagestanden. Bis Hubert kam. Und dieser besondere Mann war jetzt mit ihr verheiratet. Und sie trug das zweite Kind von ihm. Nein, das dritte. Das zweite hatte sie verloren. Aber jetzt würde alles gut gehen. “Ich kann nicht klagen”, wiederholte sie und machte sich ganz gerade.
    “Mein Pappi würde das nie tun”, hatte sie bei der Befragung auf der Volksschule gesagt. Damals, als er mit Elli etwas getan hatte. Warum hatte sie das gesagt? Um ihn zu schützen. Um Mutti zu schützen. Und um sich selbst zu schützen. Sie hatte doch schuld. Sie tat es auch. Sie war befragt worden. In der Schule, später bei der Polizei. Warum hatte man nie ihn befragt? Weil man die Antwort fürchtete?
    “Ich kann eigentlich auch nicht klagen”, sagte Ursel. “Was will man mehr als einen Mann, der fleißig, ehrlich und treu ist?”
    “So verwöhnt zu werden wie Gaby ist natürlich auch nicht schlecht.” Dagmar gab Gaby den Ring zurück. “Ein prächtiger Stein. Der hat schon eine Kleinigkeit gekostet.”
    Alles im Leben hat seinen Preis, dachte Gaby und wußte nicht, warum sie das dachte. Der Ring war wirklich sehr schön. Gestern war Edwin, ein Geschäftsfreund, bei ihnen zu Besuch gewesen. Er hatte Hubert auf der letzten Geschäftsreise begleitet. “Ich habe übrigens noch ein paar Fotos von der Reise”, sagte er. Zusammen mit Hubert bewunderte sie die Aufnahmen. Hubert im Botanischen Garten von Medellin, Hubert im Zentrum der Stadt vor einem typischen Souvenirladen, Hubert am Swimmingpool unter einer Palme mit einem Getränk in der Hand. Dann fiel ein Foto zu Boden, das Edwin unter den Stapel gelegt hatte. Gaby hob es auf. Auch darauf war Hubert. Er saß auf dem Boden unter einem riesigen Baum und hielt mit beiden Armen eine junge Frau umschlungen. Japanerin, mal etwas ganz anderes, dachte Gaby, und fragte sich, warum sie nicht als erstes ‘oh Gott’ oder ‘oh weh’ dachte. Oder fühlte. Sie fühlte gar nichts. Schweigend gab sie das Bild an Edwin zurück. “Ach das, auch gut geworden, nicht

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