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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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atemberaubend schön – selbst mit der Trauer in ihren Augen.
    Als sie sanft den Kopf schüttelte, schaukelten die berühmten Lawton-Diamanten an ihren Ohrläppchen hin und her. »Es ist nur ein Anflug von Melancholie«, murmelte Angela. »Vermutlich auch Erschöpfung nach einer sehr hektischen Ballsaison. Und der Lärm da drinnen ...« Sie schauderte anmutig in gespielter Abscheu.
    »Wünschen Sie, daß ich Sie nach Hause begleite?« fragte Kit. Es gab wilde Gerüchte um Major Joe Mantons plötzliche Heirat und deren Folgen für seine jahrelange Affäre mit der Gräfin. Ihr Bedürfnis nach Abgeschiedenheit war verständlich. Und dann fiel ihm plötzlich wieder ein, was der Duft des Rosenöls in seiner Erinnerung angeregt hatte. Die Gräfin hatte das gleiche Parfüm getragen, als er ihr vor Jahren in Biarriz begegnet war, wo sie die Ferien mit dem Prinzen von Wales verbrachte.
    »Wie kann ich denn fortgehen? Bertie ist doch noch da«, erwiderte sie mit einem langen Seufzer. Niemand durfte eine Gesellschaft vor einem königlichen Gast verlassen.
    Kits Augen blitzten schelmisch auf. »Ich könnte Sie ja über die Balustrade herablassen, und dann entkämen wir beide.«
    Ihre Mundwinkel zuckten leicht in dem Versuch zu lächeln. »Wie verlockend! Werden Sie der Festlichkeit auch langsam überdrüssig, Mr. Braddock?« fügte sie wohlwollend hinzu. »Ich bin übrigens Angela de Grae, eine gute Freundin von Priscillas Mutter.«
    »Ich hatte es mir gedacht«, erwiderte er scheinbar unbeteiligt – es war sehr großzügig von ihr, mit ihrer Berühmtheit als professionelle Schönheit nicht zu prahlen. Fotos von ihr waren in ungeheurer Auflage in England zu kaufen. »Ja, aber überdrüssig ist gewiß ein sehr höflicher Ausdruck für meine momentane Stimmung. Ich habe morgen früh ein weiteres Rennen und würde lieber schlafen gehen, statt zuzusehen, wie alle anderen immer betrunkener werden.«
    »Der Champagner fließt wirklich in Strömen, aber Bertie freut sich so über seinen Sieg – besonders, da er ihn letztes Jahr an seinen Neffen hat abtreten müssen.«
    »Willie hat die Niederlage heute verdient. Man hätte ihn disqualifizieren sollen, als er uns bei der Wende fast den Bug abgesäbelt hat. Doch im Augenblick denke ich eigentlich nur daran, wie ich dieser Party entfliehen kann. Wenn meine Crew morgen früh zu irgend etwas taugen soll, dann brauchen wir alle jetzt Schlaf.«
    »Wartet man auf Ihre Rückkehr?« Die Stimme der Gräfin hatte einen leicht heiseren Unterton – als flirte sie nun unbewußt. »Priscilla weiß natürlich von nichts.« Kit Braddock hatte zwar von seiner ›Crew‹ gesprochen, aber Gerüchten zufolge hielt er sich an Bord einen kleinen Harem, der ihn bei seinen Reisen um die Welt in Stimmung hielt.
    »Sie ist zu jung, um so etwas zu wissen«, erwiderte er leichthin, »und die Gerüchte übertreiben vermutlich.«
    Die Gräfin bemerkte seine zweideutige Ausdrucksweise, aber auch sie war mit den Regeln der Etikette vertraut und sagte: »Ganz gewiß«, – sich auf beide Teile seiner Bemerkung beziehend. Diese Welt, in der sie lebten, war eine Männerwelt, und obzwar ihr ungeheurer persönlicher Reichtum ihr immer mehr Freiheiten ermöglicht hatte als anderen Frauen, mußte auch Angela de Grae zuweilen die nüchterne Realität der Doppelmoral akzeptieren.
    »Nun?« Seine tiefe Stimme klang herausfordernd.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob mein Hang zum Grübeln heute abend wirklich ein gebrochenes Bein wert ist«, erwiderte Angela spielerisch, erhob sich von der Bank und trat einen Schritt auf die Balustrade zu. Sie warf einen raschen Blick über die Kletterrosen zum Boden hinab. »Sind Sie stark genug? Ich hoffe doch sehr«, fügte sie rasch hinzu, schwang sich auf die Brüstung und hob die Beine mitsamt der seidenen Röcke auf die andere Seite. »Ich muß allerdings sagen, Mr. Braddock«, fuhr sie dann in einem entzückenden Neckton fort, wobei sie ihn über die Schulter anlächelte: »Sie sehen ganz gewiß so aus, als hätten Sie die Kraft, uns von diesem langweiligen Abend zu erretten.«
    Wie alt ist sie eigentlich? fragte er sich unvermittelt. Sie sah aus wie ein junges Mädchen, wie sie da auf der Terrassenmauer hockte, die Hände ausgestreckt, um sich abzustützen. Im nächsten Bruchteil der Sekunde entschied er aber, daß es absolut keine Rolle spielte. Und in einem weiteren blitzartigen Moment reagierte er auf ihr Lächeln, das schon Legionen von Männern bezaubert hatte, seit die kleine

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