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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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sprach dabei in ein Diktiergerät. Der Boden unter ihnen war aufgeweicht und matschig.
    »Hallo Max, habt ihr schon was für uns?«
    Der fast zwei Meter große, stabile Endvierziger hob reflexartig seine Hände und sah den Hauptkommissar mit zusammen gekniffenen Augen an. Seine Miene verfinsterte sich zusehends. Für eine Sekunde bedauerte Joshua den forschen Ton, mit dem er seine Frage formuliert hatte.
    »Klar, wir sind ja schon geschlagene zehn Minuten hier. Ich gehe sofort zum Auto und schreibe einen Bericht.«
    Hat der wieder eine Laune, dachte sich Joshua. Aber es nutzte nichts, die ersten Stunden konnten für eine Mord-ermittlung entscheidend sein.
    »Schon klar, Max. Du weißt, wie ich es meine. Eine kleine Info. Irgendetwas, was du sofort wahrgenommen hast. Ich will jetzt keinen exakten Bericht von dir, sondern deine persönliche Einschätzung.«
    Der Kollege von der Spurensicherung atmete schwerfällig ein. Das gehörte zum Spiel. Es war ein immer wiederkehrendes Ritual. So wie ein Automechaniker nach dem Öffnen der Motorhaube zunächst fassungslos den Kopf schüttelt, um sich einen größeren Freiraum für Reparaturen zu verschaffen, hob Drescher zuerst abwehrend die Hände, atmete tief durch und bediente sich seines griesgrämigsten Gesichtsausdruckes, um die Bürde seiner Aufgabe ausreichend zu dokumentieren. Wurde diese entsprechend gewürdigt, folgte gewöhnlich eine detaillierte Beschreibung des Tatortes.
    »Also dieses Sauwetter den ganzen Tag über macht es uns nicht leichter, soviel kann ich schon mal sagen. Kampfspuren konnten wir auf den ersten Blick auch nicht erkennen. Aber«, Drescher machte eine kurze Pause und drückte sein Kreuz durch, »neben den Fußspuren des Opfers gibt es noch einige weitere, zum Teil sehr deutliche Fußabdrücke. Außerdem befanden sich in unmittelbarer Nähe des Opfers zwei Zigarettenkippen. Die sind schon eingetütet und so gut wie im Labor. Ich glaube zwar kaum, dass der Täter die hierhin gelegt hat, aber wir werden sie untersuchen. Das Fahrzeug des Opfers steht dort drüben. Die Kollegen schleppen es gleich ein.«
    »Danke Max, das ist doch schon was.«
    »Bitte. Noch etwas: Raubmord könnt ihr wohl als Motiv streichen. Wir haben beim Opfer seine Brieftasche mit über zweitausend Euro gefunden. Da kommt übrigens der Doc. Vielleicht kann der dir auch noch was erzählen, ich muss jedenfalls weiter machen.«
    Sie hatten sich mittlerweile daran gewöhnt, anstelle des Dienst habenden Arztes den Gerichtsmediziner persönlich am Tatort zu begrüßen. Eugen Strietzel war zum einen der Ansicht, die Totenscheine würden von den niedergelassenen Kollegen allzu leichtfertig ausgefüllt, zum anderen wollte er sich gerne vorab ein Bild vom Tatort machen. Seine hellrot gelockten Haare, seine leuchtend blauen Augen und seine helle Gesichtsfarbe ließen die Tristesse dieses Ortes für einen Augenblick vergessen. Der Gerichtsmediziner zog die Handschuhe aus und ließ sie kurz darauf in seinen Kitteltaschen verschwinden. Daniel setzte gerade zu einer Frage an, als der Mediziner ihm zuvor kam.
    »Tödlicher Schuss aus kurzer Distanz, Kaliber vermutlich, ich betone vermutlich, neun Millimeter. Näheres entnehmen Sie bitte in Kürze meinem Bericht. Sie entschuldigen mich.«
    Noch bevor die beiden Ermittler reagieren konnten, lief der Mediziner mit schnellen Schritten an ihnen vorbei zu seinem Wagen. Joshua wurde wütend.
    »Sag mal, hat hier keiner mehr Bock, Freitagabend zu arbeiten? Sind wir bei der Stadtverwaltung, oder was?«, schrie er dem Mediziner hinterher.
    »Ich schon, da steh ich drauf«, antwortete Daniel, »ich fahre jetzt zum Präsidium und lege los.«
    Während seiner letzten Worte lief van Bloom bereits zum Parkplatz.
    »Ja super, und wer verständigt die Angehörigen?«
    »Immer der, der fragt«, rief er Joshua noch herüber, bevor Daniel in sein altes MG-Cabriolet versank.
    Joshua fragte sich, warum dieser Rosinenpicker ihm ständig die Drecksarbeit überließ. Dabei würde es ihm wohl aufgetragen werden, die Ermittlungen zu leiten.
    Während er zu Max ging, um sich die Adresse des Toten zu besorgen, dachte Joshua an das letzte Gespräch mit seinem Chef. Es ging um seine fällige Beurteilung. Winnie wusste, dass er sich irgendwann um eine Stelle beim Landeskriminalamt bewerben wollte und dazu gute Referenzen äußerst hilfreich waren. Der Kriminalrat teilte ihm unverblümt mit, er wiese noch Defizite im menschlichen Bereich auf. Er sei einfach zu kumpelhaft, ihm

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