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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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verlassen hatten, wurden wir in einer dunklen Nebenstraße von zwei Männern überfallen. Es ging alles ziemlich schnell. Die Männer waren nicht maskiert, wahrscheinlich Süchtige auf der Suche nach schnellem Geld und ängstlichen Opfern.“ Paul lachte zynisch. „Das waren wir. Ängstliche Opfer. Wir haben ihnen eingeschüchtert unsere Portemonnaies vor die Füße geworfen. Franziska hatte sich panisch allen Schmuck vom Körper gerissen, bis auf ihren Ehering. Den hat sie nicht schnell genug vom Finger bekommen, da ihre Hände geschwollen waren. Einer der beiden Bestien verlor die Geduld und zückte ein Messer.“ Ich war schockiert über Pauls Bericht und schloss die Augen. Was musste dieser Mann durchgemacht haben? Paul atmete abermals tief durch und sammelte sich.
    „Noch in der Notaufnahme erlag Franziska ihren zahlreichen Stichverletzungen. Einer der Täter hatte in seinem Rausch mehrmals auf meine Frau eingestochen, das andere Schwein hatte mich mit Fäusten und Schlägen traktiert. Ich war zu schwach, ich konnte ihr einfach nicht helfen. Ich wusste nicht, wie. Wenn ich mich doch nur schon früher mit Selbstverteidigung auseinander gesetzt hätte. Heute würde mir so etwas nicht mehr passieren.“ Er schüttelte verloren den Kopf. „In der Nacht starb nicht nur meine Frau, sondern auch die Mutter meiner Tochter.“ Paul rieb sich mit den Fäusten seine Augen, als könne er damit die grausamen Erinnerungen einfach wegwischen.
    „Wie du dir vorstellen kannst, bin ich in ein ziemlich schwarzes Loch gefallen. Kerstin und meine Mutter waren mir in dieser schweren Zeit eine große Stütze in jeder Beziehung. Wir haben als Familie zusammengehalten. Franziska hat eine klaffende Lücke im Leben meiner Familie hinterlassen. Und wir mussten lernen, mit dem Verlust umzugehen.“ Paul stand auf und räusperte sich. Er ging zum Fenster und blickte hinaus.
    Ich spürte seine Trauer fast körperlich. Während er seine Erlebnisse schilderte, wischte ich mir verstohlen die Tränen von meinen Wangen.
    „Wie kannst du mir deine Geschichte erzählen und nicht weinen?“, fragte ich leise, fast tonlos. Paul drehte sich zu mir um und nur der Mond schien durchs Fenster. Vor mir auf dem Couchtisch erlosch gerade das Licht der jetzt abgebrannten Kerze. Paul zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe zwei Jahre lang geweint, jeden Tag, da ist nichts mehr. Ich habe mich nur langsam erholt. Irgendwann habe ich angefangen, Sport zu treiben, bin jeden Tag an meine körperlichen Grenzen gegangen. Im Fitnessstudio hat mich dann jemand angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, meinen Schein als Personal-Trainer zu machen. Später habe ich mich dann auf Selbstverteidigung spezialisiert. Es heilt mich, anderen zu helfen. Ich verarbeite mit der Ausübung meines Berufes meinen Schmerz.“ Er lächelte befangen in meine Richtung. „Was soll ich sagen? Es hilft.“ Wir schwiegen eine Weile.
    „Und hat man die Täter gefasst?“, stellte ich die Frage, die sich mir schon seit einer Weile aufdrängte. Paul nickte langsam.
    „Vorgestern Abend, kurz nachdem du bei mir warst, rief Kerstin mich zur Gegenüberstellung. Sie hatte mir schon am Vortag völlig aufgebracht davon erzählt, dass ihre Kollegen jemanden festgenommen hatten, der einem der damals angefertigten Phantombilder sehr ähnlich sah. Kerstin trug die beiden Phantombilder jederzeit mit sich und hatte sie immer direkt vor Augen. Jedenfalls war ich deshalb auch so nervös und angespannt als du vorgestern bei mir auftauchtest. Ich wartete die ganze Zeit auf einen Anruf der Polizei. Offiziell durfte ich ja von nichts wissen. Und als dann endlich das Telefon klingelte, wusste ich, dass ich zur Gegenüberstellung musste.“ Erleichterung spiegelte sich in Pauls Mine wider.
    „Ich konnte eines der Dreckschweine identifizieren. Kerstin sagt, es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann sie seinen Komplizen stellen, den eigentlichen Mörder meiner Frau. Der Typ, den ich identifiziert habe, ist allem Anschein nach drogensüchtig und würde für nur einen Schuss seine Großmutter verkaufen.“
    Ich sog tief die Luft ein.
    „Wow, ziemlich viel Vergangenheit für nur eine Nacht“, sagte ich, stand auf und ging zu Paul ans Fenster. Ich schmiegte mich in seine willkommenen Arme.
    „Könntest du mit meiner Vergangenheit leben?“ Paul küsste meine Stirn. „Das muss ich gar nicht, aber vielleicht kann ich dir helfen, mit deiner Vergangenheit zu leben.“
    „Das wäre schön“, lächelte Paul,

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