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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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mehr ins Haus, sondern nur noch halbfette Margarine ohne Transfettsäuren. Unermüdlich fertigte sie jeden Abend Gemüse-Aufläufe oder Dinkel-Bratlinge an, die sie ihrer Familie darbot, als wären es die leckersten Schnitzel oder Pommes. Bernd, Theas Ehemann, musste vor einem halben Jahr zum jährlichen Gesundheits-Check-up des Schwimmverbandes und da hatte man angeblich maßlos erhöhte Cholesterinwerte diagnostiziert. Ja sicher, vielleicht hatte er einen kleinen Bauchansatz, aber für deutsche, wohlgenährte Verhältnisse war das durchaus noch im oberen Normbereich. Meine Meinung!
    Thea war gerade damit zugange, die von eigener Hand gefertigte Möhrentorte, selbstverständlich mit Möhren aus biologischem Anbau, zu portionieren, während sie mich immer wieder eingehend beäugte. Jetzt geht’s los, dachte ich noch, und begleitet von einem tiefen Seufzer schritt Thea sozusagen verbal zur Tat.
    „Sag mal, wo hast du denn wieder diese alte Jeans ausgegraben?“, nörgelte sie, während sie den Kuchen fachgerecht in zwölf gleich große Stücke teilte. Ich trug eine meiner Lieblingsjeans, im Volksmund als ‚Sackhose’ bezeichnet, weil sie am Hintern hing, wie ein Sack. Das war meine Wohlfühlhose und da ich ja nicht zum 60. Thronjubiläum von Queen Elisabeth, sondern zum siebten Geburtstag meiner Nichte geladen war, wäre mir im Traum nicht in den Sinn gekommen, dass ich gegen die Etikette verstöße. Na, da lag ich wohl falsch!
    „Die hab ich mir gerade aus der Maltesertonne gefischt, bevor ich hier eintraf, ich glaube, sie stinkt nicht, und guck mal, gar kein Loch!“, konterte ich fröhlich und fest entschlossen, mir meine gute Laune nicht verderben zu lassen. Jedenfalls nicht wegen einer Sackhose! Da musste sie schon schwerere Geschütze auffahren. Thea startete den nächsten Versuch.
    „Und was ist das überhaupt für eine hässliche Farbe?“ Thea zeigte nun mit ihrem Messer auf meinen Pullover und verzog angewidert ihr Gesicht. Oh Gott, na der war ja wieder eine Laus über die Leber gelaufen.
    „Das ist Umbra!“, lehrte ich professionell die kleine Farbenkunde. „Ich bin eben der Herbsttyp“, versuchte ich rechtfertigend. Während ich Thea beim Nörgeln beobachtete, überlegte ich, wie Bernd ihre Launen ertrug oder Lucy, das arme Kind. Irgendetwas lag in der Luft, so als würde Thea kurz vor einer Explosion stehen. Sollte ich ihr eventuell präventiv das Messer entwenden? „Nee, ich mein ja nur, du hast eine so süße Figur! Du könntest die schärfsten Teilchen tragen“, tat sie nun versöhnlich. Thea seufzte.
    „Paula, ich sag dir eins: Hüll dich in Stretch, bevor du schwanger wirst! Danach kannst du Stretch vergessen. Dieser Stoff fördert wirklich jede Delle zu Tage. Meine Oberschenkel sehen aus wie der Mitsubishi von unseren Eltern.“ Ich wusste, dass das Auto unserer Eltern im letzten Herbst einen krassen Hagelschaden davongetragen hatte. Während sie ihren Cellulite- Vortrag hielt, wurde mir klar, dass Theas Stimmung auf einem elementaren Tiefpunkt war.
    „Und dann hört dein Mann irgendwann auf, mit dir zu schlafen!“ Bei diesen Worten schaute sie an sich hinab, um sich dann wieder auf den Kuchen einzuschießen. Ich merkte, dass sie mit ihren Gedanken überall war, nur nicht beim Kindergeburtstag. Wenn ich ständig dieses grüne Zeug essen würde, hätte ich wahrscheinlich auch so miese Laune, dachte ich bei mir. Um sie aus ihren Gedanken zu holen, fragte ich: „Wann kommt denn der Rest der Meute?“, und wie auf Knopfdruck klingelte es prompt an der Tür. Erleichtert über die Ablenkung sprang ich auf und öffnete.
    Vor der Tür warteten meine Eltern und, als wären sie zusammen gekommen, auch noch vier Kinder aus der Wohnung gegenüber, allesamt mit Geschenken und Luftballons bewaffnet. Laut krakelend stürmten die Kinder die Wohnung und meine Eltern hatten Mühe, sich im Türrahmen festzuklammern. Ein tolles Bild, wie ich fand! Ich wünschte mir, noch einmal sieben Jahre alt zu sein. Die Meute rasselte nun auch an mir vorbei, fiel Lucy um den Hals und sang in schiefem Ton „Happy Birthday“, während meine Mutter mich, noch echauffiert und nach Luft ringend wegen der gerade durchgemachten Attacke, genauso musterte wie meine Schwester Thea zuvor. Während der erste Luftballon mit einem lauten Knall zur Strecke gebracht war, fasste sich Ilse-Dore ans Herz und schüttelte dann erleichtert den Kopf, wahrscheinlich weil ihr klar wurde, dass niemand auf sie geschossen hatte.

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