Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
bessere Idee, wenn du fertig bist mit Räumen, komm doch herunter zu mir und ich koche uns etwas? Annika ist bei ihrer Oma und ich hab‘ sturmfreie Bude.“ Er lehnte immer noch lässig im Türrahmen und blickte mich erwartungsvoll an. Er schien viel freundlicher und auch gelöster als gestern. War er einer von den Typen, die heute Dr. Jekyll und morgen Mr. Hyde waren? Und was faselte er da von sturmfreier Bude? Und wo bitte steckte Kerstin?
„Du kannst kochen?“, zog ich verwundert eine Augenbraue nach oben. Paul grinste und hob abwehrend die Hände: „Du hast mich ertappt, ich hatte vor, uns eine Fertigpizza in den Ofen zu schieben? Da kann ich ja nicht all zuviel verkehrt machen, oder?“ Er grinste immer noch und ein kleines Grübchen umspielte seinen rechten Mundwinkel. Wie gern hätte ich es berührt.
„Soll das heißen, du lädst mich auf eine Pizza ein?“, hakte ich nach.
„Ich würde mich freuen, wenn du später runter kommst“, entgegnete er. Ich ließ ihn einen Augenblick zappeln und kratzte mir unschlüssig die Stirn. „Okay, gut... Sagen wir in einer Stunde? Ich will noch ein wenig einräumen, dann komme ich runter. Ich bring dann auch den Vertrag mit.“ Ich merkte selber, dass meine Stimme beim Reden zitterte. Irrte ich mich oder hatte Pauls Hand ebenso gezittert, als er mir vor zwei Minuten den Mietvertrag in die Hand gedrückt hatte. Paul stieß sich vom Türrahmen ab und lief mit den Worten „bis gleich dann“ die Treppe herunter. Aufgeregt schloss ich die Tür. Oh Gott, ich war verabredet mit Paul. Ich hatte mein erstes Date mit meinem Traummann. „Falsch!“, keifte die Stimme in meinem Hinterkopf, „du hast dein erstes Date mit deinem verheirateten Traummann!“ Ich hatte natürlich nichts mehr wegzuräumen, außer der Bedenken, die an meinem Unterbewusstsein zottelten. Bevor ich zu Paul gehen würde, wollte ich noch unter die Dusche springen. Außerdem war ich müde, das sah man mir mit Sicherheit zehn Meter gegen den Wind an. Das hieß, ich musste alle Register ziehen, um nur einigermaßen frischer zu wirken, auch wenn dieses Vorhaben nicht im Ansatz sonderlich erfolgsversprechend schien.
Ich zog mich aus und duschte mehr kalt als warm. Sturmfreie Bude, ging es mir durch den Kopf. Pizza, vielleicht Rotwein. Erwartungsvolle Freude stieg in mir hoch. Gleichzeitig ärgerte ich mich darüber, dass ich mich so freute über so viel Aussichtslosigkeit, darüber, dass ich hoffte, Paul könnte zu meinem neuen Leben dazugehören. Ich war so naiv. Trotzdem, ich rasierte mir die Beine und benutzte die Kokoslotion, die meine Haut so wunderbar weich machte. Ich ließ meine Haare offen und wusste, dass ich ihn mit meiner Mähne beeindrucken würde. Wenig Make-up, dezent Wimperntusche, ich wollte nur nicht zu dick auftragen. Das wäre nicht ich gewesen. Als ich mich anziehen wollte, stieg Groll in mir hoch. Ich hatte mich zu entscheiden zwischen Biene Maja, Benjamin Blümchen, den Tele-Tubbys oder Garfield. Benjamin Blümchen gewann. Ich hörte Steffi in meinem Hinterkopf wettern: „Wen willste denn mit so einem Schlüpper scharf machen tun?“ Ich zog Jeans über Steffis Einwand und ein weißes T-Shirt an. Fertig. Ein Blick in den Spiegel sagte: „ganz passabel“.
Ich öffnete den Umschlag mit dem Mietvertrag, unterschrieb ihn und nahm die Kopie für Paul mit. Ich schnappte mir meine Schlüssel und zog hinter mir die Tür zu. Nervös stand ich nun eine Treppe tiefer vor Pauls Wohnungstür und klingelte. Paul öffnete.
Mit einer einladenden Geste bat er mich in seine Wohnung: „Schön, dass du kommst.“
Soweit ich sehen konnte, lag die Wohnung bis auf ein Zimmer im Dunkeln. Um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen und ein lockeres Gespräch zu beginnen, fragte ich: „Wie geht es eigentlich Annika mit ihrer neuen Gipsschale, kommt sie klar damit?“ Ich drückte Paul die Kopie seines Mietvertrages in die Hand und folgte ihm.
„Ihr geht es gut, ich habe gerade mit ihr telefoniert. Sie schläft heute bei ihrer Oma.“ Aha, das hieß, bis jetzt waren wir allein. Sollte ich nach Kerstin fragen? Wieso eigentlich nicht. Auch brannte mir die Frage unter den Nägeln, was Paul gestern auf dem Polizeirevier zu suchen hatte. Ich hatte das Versteckspiel so satt. Ich schwieg, mal wieder.
Wir betraten die Küche. Dort duftete es köstlich nach Pizza. Der Tisch war schon gedeckt, für nur zwei Personen. Zwei Teller und, wie ich vermutet hatte, zwei Weingläser. Paul öffnete eine Flasche
Weitere Kostenlose Bücher