Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
mehr. »Also, wo treibt sich dieser Vater herum, dem du solche Opfer bringst?«
»Er hat sich ein Cottage in Schottland gemietet.«
»Wie bitte?«
»Eine Schäferhütte, um genau zu sein. Sie steht an einem See und ist meilenweit von jeder Zivilisation und mehr als eine Meile von der Straße entfernt.«
»Guter Gott!«
»Wir waren früher in den Ferien manchmal dort. Für Kinder ist es toll – viele Bäche, wo man Dämme bauen kann und so. Wir haben über offenem Feuer gekocht.«
»Aber es muß doch einen Herd gegeben haben!«
Patrick zog die Schultern hoch. »Kann mich nicht dran erinnern. Wir waren schon einige Jahre nicht mehr da. Zum Pinkeln mußten wir rausgehen, und waschen konnten wir uns nur im Bach.«
Polly rutschte unbehaglich hin und her. »Gib mir die Adresse, dann schreib ich deinem Vater einen Brief.«
Patrick schüttelte den Kopf.
»Sag nichts. Die Hütte ist zehn Meilen vom nächsten Postamt entfernt, und er würde keine Post abholen, selbst wenn er im Ort einkaufen geht.«
»Sie haben’s erfaßt.«
»Dann werde ich wohl warten müssen, bis er zurückkommt.«
»Wenn Sie nicht zu ihm fahren, wird er vielleicht nie mehr nach Hause kommen. Und dann bleibe ich als armes, schutzloses Waisenkind zurück.«
»Das mit dem Waisenkind lasse ich dir noch durchgehen – aber arm und schutzlos?«
»Wie auch immer, Polly, Sie müssen hinfahren – das heißt, wenn Sie ihn wirklich lieben.«
Polly starrte lange auf den abgetretenen Teppich vor dem Kamin. »Ja, ich liebe ihn. Und ich fahre.«
Patricks Gesicht blühte auf wie eine Sonnenblume. »Es ist verdammt schwer zu finden. Schafft Ihr Auto die Strecke?«
Der Gedanke, daß ihr Auto mit vierzig Meilen in der Stunde über die Autobahn zuckeln mußte und wahrscheinlich zehn Stunden oder mehr brauchen würde, jagte ihr Schauer über den Rücken. Genauso gut könnte sie Selina auffordern, zehn Runden mit einem Pitbull zu kämpfen. »Eher nicht. Es ist alt und muß zum TÜV – ohne größere Reparaturen kommt es nicht durch. Was soll ich tun? Mir deinen Wagen ausborgen?«
»Nee. Meiner ist noch schlimmer als Ihrer. Sie werden sich einen Mietwagen nehmen müssen.«
»Da spricht das arme Kind reicher Eltern ... Wie soll ich das bezahlen?«
Patrick kramte in seiner Tasche und zog ein erscheckend dickes Geldbündel heraus. »Hier, das kann ich Ihnen leihen.«
Pollys Mund wurde trocken. »Woher hast du das?«
Patrick erriet ihre Gedanken und grinste breit. »Ich deale mit Crack – was denken Sie denn? Quatsch. Einer der Kunden hat seine Rechnung bar bezahlt.«
»Patrick, ich kann nicht Davids Geld nehmen, um ...«
»O doch, Sie können. Sie können den Rest Ihres Lebens damit verbringen, es ihm zurückzuzahlen – mit Freundlichkeiten.«
»Patrick, manchmal bist du wirklich unmöglich.«
»O Mummy, bitte schimpf mich nicht.«
Polly stöhnte. »Patrick, wenn du mich je ›Mummy‹ nennst, drehe ich dir den Hals um.«
Patrick seufzte betrübt. »Ich seh schon, ich bekomme eine richtig böse Stiefmutter.«
»Hör auf mit dem Unsinn. Du kannst die Makkaroni essen oder über den Kopf gestülpt bekommen – such’s dir aus.«
Es war erstaunlich einfach, einen Wagen zu mieten. Der Angestellte der Leihfirma war äußerst hilfreich, bis Polly – veranlaßt durch seinen schottischen Akzent – ihr Ziel nannte. Er benahm sich sofort, als hätte Polly eine Exkursion durch Sibirien vor.
»Dann brauchen sie bessere Reifen als die.« Er versetzte einem der aufgezogenen Reifen einen verächtlichen Tritt. »Mit denen kommen Sie nicht weit – nicht wenn das Wetter schlecht ist ... Jimmy!« brüllte er. »Montier anständige Reifen auf den Wagen. Die Lady fährt in den Norden.«
Jimmy, auch ein Schotte, bestand darauf, Pollys Straßenatlas und die Route, die Alan sorgfältig für sie ausgearbeitet hatte, zu kontrollieren, und nannte ihr ungeheuer komplizierte Alternativstrecken.
Als Polly den beiden endlich, tief gerührt und zugleich verwirrt von so viel Fürsorge, entkam, war es kurz vor elf – eine Stunde später, als geplant.
Am Morgen hatte sie Selina bei Bridget abgeliefert – dort konnte sie fast den ganzen Tag auf Cherrys Schulter hocken und sich eine ordentliche Speckschicht anfressen. Irgendwie verführte Bridgets Haushalt jeden Besucher dazu, sich mit essen zu trösten.
Bridget hatte ihr alle guten Wünsche mit auf den Weg gegeben, und Alan hatte den Weg, den sie fahren mußte, und jede Kreuzung genau angegeben und ihr gesagt, welche
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