Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
zu necken und erwähnten sie anschließend nie wieder. Selbst Beth sang nicht mehr jedesmal, wenn sie Polly sah. »Up on the Roof«.
Aber in künstlerischer Hinsicht war Polly wie gelähmt. Der Ton, der früher stets ein gefügiger und unterwürfiger Verbündeter gewesen war, zeigte sich plötzlich störrisch und weigerte sich, ihre Ideen in materielle Gegenstände umzusetzen.
Davids höhnische Bemerkung, daß sie sich vor dem Vergleich mit anderen ›professionellen‹ Töpfern fürchtete, nagte unerbittlich an ihr. Sie hatte seinen Stolz verletzt, und er hatte versucht zurückzuschlagen. Aber war etwas Wahres an seinen Vorwürfen? War ihre Armut, die ihr verwehrte, sich voll und ganz der Töpferei zu widmen, wirklich der Puffer, der sie vor der rauhen Wirklichkeit des Lebens abschirmte?
Sie akzeptierte jetzt, auch wenn sie das nie einer Menschenseele eingestehen würde, daß sie bis über beide Ohren in David verliebt war. Sie liebte seine verstaubte Art, seine pedantische Redeweise, seine Förmlichkeit und seinen extrem trockenen Humor, der sie so oft überrascht hatte.
Außerdem fühlte sie sich sexuell so sehr zu ihm hingezogen, daß es beinahe an Besessenheit grenzte. Sie verstand immer noch nicht, wieso ihn ihr Vorschlag, daß sie seine Geliebte bleiben könnte, so sehr aufgebracht hatte. Es wäre eine so gute Lösung. Und eigentlich bestanden doch sonst immer die Frauen auf geregelten Verhältnissen. Warum hieß es für David in dieser Beziehung entweder alles oder nichts?
Und obwohl sie verzweifelt hoffte, sie würde sich wieder mit dem Leben abfinden, für das sie sich so hitzig eingesetzt hatte, war sie bis jetzt in dieser Richtung noch keinen Schritt weitergekommen.
Kapitel 26
F ast vierzehn Tage, nachdem David für immer aus ihrem Leben gestürmt war, versuchte Polly, Interesse für ihre Makkaroni mit Käse aufzubringen, die sie drei Tage zuvor gekocht und noch immer nicht aufgegessen hatte, als jemand an ihre Tür klopfte.
Sie öffnete und brauchte eine ganze Weile, bis sie Patrick erkannte. Er trug einen Anzug, der viel zu weit an den Schultern war, etwas Ähnliches wie eine Regimentskrawatte und ein schneeweißes Hemd. Sein langes Haar war zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden.
Erst als sie ganz sicher war, daß wirklich Patrick vor ihr stand, machte sie die Tür weiter auf.
»Patrick. Wie schön, daß du dich mal blicken läßt. Komm rein, Hast du Hunger? Kann ich dich für Makkaroni mit Käse begeistern?«
Patrick kam herein – ganz langsam, und Polly merkte, daß er seine übliche lässige Haltung abgelegt hatte.
»Warum der Anzug, Patrick? Warst du bei einem Vorstellungsgespräch oder so was?«
Er schüttelte den Kopf.
»Tee, Kaffee, ein Glas Wein?«
Wieder schüttelte er den Kopf.
»Was kann ich dann für dich tun?«
Endlich machte er den Mund auf. »Ich bin hier, um herauszufinden, warum Sie so hart mit meinem Dad umspringen.«
»Was soll das heißen?«
»Er ist gegangen, verstehen Sie?«
»Was meinst du mit ›gegangen‹? Melissa sagte, er ist geschäftlich unterwegs, aber ...«
»Er ist nicht geschäftlich unterwegs – er ist weg.«
»Ich verstehe kein Wort.«
»Er ist weg, ohne Vorankündigung auf und davon. Hat das Geschäft verlassen und sich auf unbestimmte Zeit Urlaub genommen.«
Polly fühlte sich, als hätte man ihr einen Magenschwinger versetzt. Sie war viel zu aufgeregt, um loszuheulen.
»Es ist wirklich komisch«, fuhr Patrick fort.
»Komisch?« Polly hatte in ihrem ganzen Leben nie etwas weniger Komisches gehört. Daß David allem den Rücken kehrte und einfach so verschwand kam ihr genauso unwahrscheinlich vor wie die Möglichkeit, daß sich die Erde plötzlich in die andere Richtung drehte. Trotzdem schien exakt das eingetroffen zu sein.
»Die reinste Ironie – wenn Ihnen das lieber ist.«
»Was ist die reinste Ironie?« Es hatte keinen Zweck, Patrick zu bedrängen und ihn zur Eile anzutreiben.
»Daß er sich ausgerechnet Sie von all den Frauen, die seit Mums Tod hinter ihm her waren, ausgesucht hat, um sich zu verlieben.«
»Was ist daran so eigenartig?«
Sie redete leise, weil sie fürchtete, daß eine falsche Reaktion Patrick wieder zum knappen Nicken und zur Einsilbigkeit treiben würde. Sie wollte unbedingt alles hören, was er ihr über seinen Vater und seine Gefühle ihr gegenüber zu sagen hatte.
Patrick starrte traurig ins Feuer. »Daß Sie ihn nicht haben wollen. Sie haben sich ungeheuer angestrengt, ihm zu zeigen,
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