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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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zuschickte. Polly hatte nie vergessen, wie groß ihre Freude gewesen war, weil sie endlich einmal genug zu lesen gehabt hatte.
    »Guten Tag. Ich bin Hugh Bradley.« Die volltönende Stimme drängte sich in ihre Reminiszenzen, und ein langer Arm kam über den weiten Raum vom Nebenplatz auf sie zu, bis sie sich entschloß, ihm auf halbem Weg entgegenzukommen und ihm ihre Hand zu reichen.
    »Polly Cameron.« Verstohlen rieb sie sich die Finger der rechten Hand.
    »Ist Ihre bessere Hälfte auch hier?«
    Polly richtete ihr Besteck neu aus und riß die riesige gefaltete Leinenserviette auf. »Nein, ich habe keine bessere Hälfte.«
    »Geschieden, verwitwet oder in einem eheähnlichen Verhältnis lebend?«
    Wollte er wissen, ob sie noch zu haben war, oder nur eine Unterhaltung in Gang bringen?
    »Nein. Ich bin Single. Ist Ihre Frau hier?«
    Sie lächelte herzlich, wohl wissend, daß er elastisch dehnbare Arme und Beine haben müßte, wenn er ihr Knie tätscheln oder Spielchen mit den Füßen treiben wollte.
    Hugh nickte und deutete mit dem Kopf zum anderen Ende des Tisches. »Thalia – sie sitzt neben Sheldon.«
    »Oh.« Polly wartete darauf, daß er die Partie mit einem neuen Eröffnungszug noch einmal beginnen würde.
    »Und was tun Sie beruflich?« versuchte er es prompt.
    Ihre massigen Ohrclips machten sich schmerzhaft bemerkbar. Polly nahm sie unauffällig ab, während sie darüber nachdachte, welche der vielen möglichen Antworten Hugh am besten gefallen würde. »Ich bin Kellnerin«, wäre zu ungeschliffen und würde die anderen Aspekte ihrer beruflichen Pflichten wie Tellerwaschen und ähnliches nicht berücksichtigen. »Ich kreiere Salate«, würde zu viele Erklärungen nötig machen. Es wäre hübsch, wenn sie sich als Töpferin bezeichnen könnte, aber das würde sie erst tun, wenn sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdiente. »Ich arbeite in einem Vollwertkostcafé«, sagte sie und entschied sich damit für das Unkomplizierte. »Und was machen Sie?«
    Bevor ihr Hugh davon erzählen konnte, wurden sie von dem Mädchen unterbrochen. Das arme Ding schwankte und taumelte unter dem Gewicht der riesigen aufeinander gestapelten Suppenteller. Sie stellte einen auf jeden Platz, und Polly machte eine erstaunliche Entdeckung – die Teller waren kalt. Ein anderes Mädchen, möglicherweise die Zwillingsschwester des ersten, folgte mit der vollen Terrine die sie mit waghalsigen Manövern über die eingezogenen Schultern der Gäste hievte.
    Polly beobachtete ängstlich, ob nicht doch ein Tropfen daneben ging oder sogar – der Himmel möge es verhüten – eine ganze Ladung Suppe überschwappte und in einem einzigen Augenblick die mehrere hundert Pfund werte, von geübter Schneiderhand geschaffene Eleganz ruiniert wurde. Glücklicherweise erwies sich das Mädchen, obwohl winzigklein, als eine sehr akkurate Schöpfkünstlerin. Nachdem endlich alle bedient waren und Melissa die Leute aufforderte, »kräftig zuzugreifen«, war die Suppe ebenso kalt wie die Teller.
    Hugh, der vollkommen vergaß, daß er Polly eigentlich mit seiner Lebensgeschichte beglücken wollte, schaufelte eine gehörige Prise Salz in seine Bouillon mit Eiersticheinlage und getrockneter Petersilie und schlürfte sie im Nu in sich hinein.
    Polly war beeindruckt. Neben ihr saß ein Mann, der sich nicht um die Feinheiten der Etikette kümmerte und offenbar einen herzhaften Appetit hatte. »Möchten Sie meine Suppe auch noch haben?« fragte sie ihn. »Ich bin nicht sehr hungrig.«
    »Und ich komme fast um vor Hunger«, gestand Hugh. Sie vergewisserten sich beide, daß Melissa, die ihren Suppenlöffel geziert von sich spreizte, zu sehr in ein Gespräch vertieft war, um ihre Transaktion zu bemerken. Dann tauschten sie die Teller. Hugh vernichtete Pollys Suppe mit derselben Geschwindigkeit wie seine eigene. »Ich war den ganzen Tag auf dem Golfplatz«, erklärte er.
    »Golf?« Was könnte sie wohl zum Thema Golf beisteuern? Gar nichts. »Und was, sagten Sie, tun Sie beruflich?«
    Hugh, dem es offenbar auf der Seele brannte, endlich jemandem zu erzählen, welche Probleme er gehabt hatte, einen Ball aus dem Bunker zu bekommen, und sich dieser Möglichkeit durch Pollys Frage schnöde beraubt sah, wurde wesentlich zurückhaltender.
    »Oh, ein bißchen dies, ein bißchen das. Grundsätzlich könnte man wohl sagen, ich kümmere dich um mein Vermögen.«
    Polly brachte in exakt dem richtigen fragenden Tonfall ein »Oh?« zustande.
    »Ja.« Hugh kratzte hoffnungsvoll

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