Zum weißen Elefanten
feierlich meinen Protest an. Dieses Ostergeschäft ist reiner Wahnsinn. Es ist viel wahrscheinlicher, daß du im Grab statt vor dem Altar endest.«
»Nein, das werde ich nicht. Ich werde nicht untergehen. Irgend jemand wird mir helfen.«
»Dann werde ich, sobald alles vorbei ist, herkommen und dich heiraten, und dann keine Dummheiten mehr.«
»Ich werde dir schreiben. Komm nicht, bevor ich schreibe, Philip. Dann werde ich bereit sein.«
19
Wenn Jane später an die darauffolgende Woche dachte, kam ihr alles wie ein Traum vor. Sie verbrachte sie in einer eigenartigen Verfassung zwischen Glück und Sorge. Zuweilen erinnerte sie sich an Philips sanft und zart gesprochene Worte, an diesen Ton, den Jane noch nie bei ihm gehört hatte: »Ich liebe dich sehr. Ohne dich würde das Leben keinen Spaß machen.« Das Schicksal, das Philips Liebeserklärungen an Jane nicht immer hold gewesen war, hatte durch die Eingebung dieser Worte vieles wiedergutgemacht. Das war genau, was sie hören wollte. Sie brauchte diese Bestätigung unbedingt.
Dann kamen dunkle Stunden, besonders nachts, wenn sie an Katherines gleichgültige Worte dachte: »Bist du sicher, daß du zurechtkommst, mein Schatz?« Die wenigen Tränen, die sie anmutig vergossen hatte, waren Jane kein starker Trost. Katherine waren immer leicht die Tränen gekommen, genau in der richtigen Menge und genau im richtigen Augenblick.
Freitagabend hatte Wilfrid Cunningham von seinem Hotel in der Stadt aus angerufen, und Katherine hatte den Hörer genommen und ein langes teures Gespräch über aufregende Einkäufe, die Reise am nächsten Morgen und alle Zukunftspläne geführt. Sie hatte einen liebenswerten Schluß gefunden. »Mein Schatz, ich werde dich so vermissen, und ich mache mir Sorgen um dich. Dieser schreckliche >Weiße Elefant< und diese gräßlichen Ostern. Bist du sicher, daß du damit fertig wirst? Ich werde jede Sekunde an dich denken, mein Liebling — und paß auf dich auf, meine Beste.«
Als Jane den Hörer auflegte, weinte sie. Das war eben Kit, warum hatte sie jemals mehr erwartet? Ihr blieb nur, sagte sie sich selbst fest, alle Zuneigung und alle Freude dieser Jahre in guter Erinnerung zu behalten und nie wieder zuviel vom Leben zu verlangen.
Zum Glück blieb wenig Zeit zum Nachdenken, wenig Zeit, um überhaupt an sich selbst zu denken. Unmittelbar bevor stand die Ankunft von zehn Gästen zu Ostern, und es waren nur zwei Hände da, um sie zu versorgen. Irgend etwas mußte schnell geschehen.
Jane hatte aus ihrer Verlobung mit Philip kein Geheimnis gemacht. Zuerst hatte sie es Nora erzählt, und dann die Carrs besucht. Zuletzt rief sie den >Fürsten< an, und bat ihn hereinzuschauen, wenn er das nächste Mal vorbeikäme. Er gab seiner Freude Ausdruck. »Ende gut, alles gut, wie ich immer gesagt habe. Jane, ich freue mich. Alle haben eine gute Meinung von Ihrem jungen Mann, und ich bin froh, daß Sie Ihr Haus nicht verkaufen. Das bedeutet, daß wir Sie oft sehen werden. Alte Freunde darf man nicht vergessen, wissen Sie. Aber was soll das mit Ostern?«
Jane ereiferte sich noch einmal und erhielt ein lautes Brummen der Mißbilligung zur Antwort. »Alles Unsinn. Reiner Stolz, mein Kind — und Stolz kommt vor dem Fall, wissen Sie. Sie würden besser tun, was Ihr junger Mann sagt. Nützt nichts, sich totzuarbeiten, hinter einer Menge Leute herzurennen, die es nicht wert sind.«
»Aber Mr. Enderby, mein Entschluß ist gefaßt. Ich werde es tun, ganz gleich, was geschieht.«
Er verarbeitete das langsam und sagte dann: »Also, ich habe eine Idee. Lassen Sie mir Zeit. Es hat keinen Zweck, die Dinge zu überstürzen. Aber ich habe eine Idee. Ja, versuchen Sie es bei anderen Leuten, wenn Sie wollen, aber ich glaube, daß sich meine Idee als gut erweist.«
Das war erfreulich, aber sie nahm ihn beim Wort und rief Nora an, die der Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegensah; da war die Freude über Janes Verlobung, die Aussicht, sie nicht ganz zu verlieren, und die Sorge über das Osterproblem.
»Wenn ich nur kommen könnte, aber sind Babys und Ehemänner nicht eine lästige Angelegenheit, ganz zu schweigen von Geschäften? Jane, ich werde mir den Kopf zerbrechen. Wenn nur die nette Meri, die mir geholfen hat, als du gehen mußtest, nicht geheiratet und die Gegend verlassen hätte. Aber es muß doch jemand zu finden sein. Schade, daß der >Fürst< verreist. Hua wäre bestimmt gekommen.«
Als sie aufgelegt hatte, sagte sie zu Hugh: »Ich könnte Katherine
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