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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Wahrheit dieser wundervollen Geschichten und der Existenz der winzigen Ungeheuer überzeugt gewesen. Das war ein Grund, warum sie sich nachts noch immer nicht ins Freie wagte. Bis zu diesem Tag war Anna in der Finsternis vor Angst wie versteinert – sie fürchtete die Dunkelheit fast so sehr wie das Wiedersehen mit Ethan Knight.
    Ihr zwölfjähriger edler Ritter war zu einem sehr gut aussehenden Mann herangewachsen. Das Blau seiner Augen war sogar noch intensiver, als Anna es in Erinnerung hatte.
Und Ethans kraftvolle Statur war trotz seiner lose sitzenden Arbeitskluft nicht zu übersehen gewesen.
    In den vergangenen achtzehn Jahren hatte Anna sich an raue Burschen gewöhnt, da sie seit ihrem elften Lebensjahr in den Sägebetrieben ihres Vaters in Quebec herumgehangen und schließlich dort gearbeitet hatte. Sie hatte vier stämmige Halbbrüder, einen kräftigen und autoritären Vater und drei Onkel väterlicherseits. Bis auf ihre Stiefmutter und eine abwesende, zu bloßer Erinnerung verblasste Mutter war Anna in einer durch und durch männlichen Welt aufgewachsen und hatte gelernt, über Geschlechtszugehörigkeit hinwegzusehen. Meist fielen ihr Muskeln gar nicht auf.
    Heute aber waren sie ihr aufgefallen.
    Ethan Knight konnte einer Frau sogar im Schlaf den Verstand rauben. Und Anna war klar, dass ihr Zorn sich nicht nur an Ethans dämlichem Auftritt entzündet hatte, sondern ebenso an der Tatsache, dass sie sein Äußeres bemerkt hatte. Als sie ihn vor ihren Lader treten sah, war ihr erster Gedanke gewesen, dass sie ihr Gerät mit Freuden im Graben landen lassen würde, damit diesem Prachtkörper kein Leid geschah. Warum war ihr ausgerechnet das in den Sinn gekommen?
    Anna befürchtete, dass es an ihren Genen lag. War das Erbe ihrer Mutter in ihr so tief verwurzelt, dass ihre wahre Natur sich unbeabsichtigt Bahn gebrochen hatte? Sie hatte seit der Pubertät erfolgreich gegen ihre Hormone angekämpft, warum also hatten sie sich heute durchgesetzt? Und warum ausgerechnet im Zusammenhang mit Ethan Knight?
    Anna weigerte sich, nach den Gründen zu forschen.
    Schließlich hielt sie mit ihrem Truck vor dem Hauptgebäude
von Fox Run Mill an, schaltete den Motor aus und stützte ihre Stirn mit einem Seufzer auf das Lenkrad. O Gott, diese Schmerzen. In ihrem Kiefer hämmerte es so stark, dass sie befürchtete, etliche Zähne hätten sich gelockert. Ethan Knights Schlagkraft war beachtlich.
    Das Scharren winziger Krallen auf der Windschutzscheibe und das Geflatter kleiner Flügel auf dem Glas ließen Anna aufblicken. Charlie hockte auf dem Scheibenwischer. Die kleine Meise pickte mit dem Schnabel auf die Scheibe, und Anna lächelte, um im nächsten Moment aufstöhnend nach ihrem Kinn zu fassen. Sie öffnete die Tür und glitt aus der Fahrerkabine. Sofort ließ Charlie sich auf ihrem Kopf nieder.
    »Ich habe keine Körnchen, Kleiner«, sagte sie zu ihrem kleinen Freund, der sich nun über ihr Haar zu ihrer Schulter durcharbeitete. »Du musst warten, bis wir im Haus sind.«
    Nun kamen weitere Meisen, die in wildem Sturzflug auf ihr landeten. Bis Anna es auf die Veranda des alten Hauses geschafft hatte, war sie mit Vögeln behangen, die per Anhalter zu ihrem Abendessen wollten. Sofort hob sich ihre Laune.
    Diese kleinen Wichte waren in ihrem Leben seit einiger Zeit die einzige wahre Konstante. Wenn sie ins Freie trat, kamen sie aus dem Schutz des Waldes, der Fox Run Mill umgab, und waren immer gegenwärtig, immer verspielt und immer hungrig.
    Samuel musste sie gezähmt haben. Von Geburt an bis zum elften Lebensjahr war Annas Leben auf Fox Run voller Wunder und Entdeckungen gewesen, als sie das Gelände der alten Sägemühle erkundet hatte, ein längst untergegangenes
Imperium, das über viele Altersgruppen weitervererbt worden war. Sie konnte sich nicht annähernd ausrechnen, wie viele Generationen von Meisen Samuel im Laufe der Jahre durchgefüttert hatte.
    Diese Generation aber hatte einen kleinen Teufelskerl hervorgebracht, den sie Charlie nannte. Er war der keckste der Bande und geriet zuweilen in größere Kalamitäten, als sein rasch schlagendes Herz bewältigen konnte. Immer wieder drängelte er sich auf der Suche nach Körnchen in eine Tasche, die er entdeckte. Wie oft hatte Anna den in Panik geratenen kleinen Vogel aus hemmenden Kleidungsstücken befreit und ihn dann zehn Minuten lang beruhigen müssen.
    Trotz allem lernte er nichts dazu. Erst letzte Woche hatte ein argloser Besucher – der Vertreter einer Baufirma

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