Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
irgendwelches
unverständliches Zeug. Danach wurde die Tür wieder geöffnet – diesmal stand der Chef selbst
da. Er wisse eigentlich nicht, was die Job-Agentur sich bei solchen Aktionen denke,
aber er habe überhaupt keine freien Stellen gemeldet. Er würde uns nun allen einen
Stempel auf den Schrieb drücken, der bestätigt, dass wir uns hier eingefunden hätten,
damit man nicht unsere Gelder einbehalte – mehr könne er leider nicht für uns tun.«
Er zog das
Schreiben aus der hinteren Hosentasche. Ziemlich zerknittert. »Da ist der Stempel.
Nächste Woche kommt Geld.«
»Das ist
auch notwendig. Wir haben da ein paar Außenstände. Zum Beispiel will die Klassenlehrerin
von …«
»Ich weiß!«,
maulte Arne. »Wir überweisen nächste Woche.«
Miriam fiel
neben ihm auf das Sofa. »Arne?«
»Mhm?«
»Dein Deckel
bei Georg, die Klassenfahrt, Julchen braucht neue Kleider für den Sommer – das wird knapp, oder?«
»Das ist
nicht nur knapp, es ist eigentlich nicht möglich. Aber ich werde es schon irgendwie
hinkriegen, mach dir keine Sorgen. Auf Papa ist Verlass!«, verkündete er mit unangebrachtem
Optimismus.
Seine Frau
kuschelte sich an seine Schulter. »Wetten? Beim Pferderennen?«
Daran hatte
Arne auch schon gedacht. Es war doch so einfach gewesen! Und wenn man geschickt
vorging, war die Polizei kein ernst zu nehmender Gegner, das hatte sie ja schon
unter Beweis gestellt.
Er nickte.
»Mal sehen, was geht.«
In jener Nacht lauschte er den regelmäßigen
Atemzügen seiner Frau, während er seinen nächsten Coup plante. Eine spektakuläre
Aktion, diesmal teurer für das Opfer.
Gegen Morgen,
als es hinter den Gardinen schon langsam grau wurde, hatte er eine geniale Idee:
Er würde die Gelegenheit nutzen und gleichzeitig Rache nehmen! Niemand hatte das
Recht, Arne sein Feierabendbier zu verweigern – gleichgültig, ob er nun Arbeit hatte oder eben nicht!
Ein Drohbrief
musste her. Den konnte er natürlich nicht von Hand schreiben. Es gab Spezialisten
beim LKA, die sich damit beschäftigen würden, zu großes Risiko. Drucken schien ihm
zu billig. Ein bisschen mehr Aufwand durfte es schon sein. Ein Brief aus aufgeklebten
Buchstaben kam seiner persönlichen Vorstellung am nächsten. Im Fernsehen zeigten
sie das auch immer. Georg, der Wirt der Sportlerkneipe, war von sehr einfacher Natur,
dem musste er bekannte Bilder anbieten, damit er den Ernst der Lage erkannte. Gleich
nach dem Frühstück stellte er sich auf seinen kleinen Balkon und starrte mit brennenden
Gedanken auf das Dach seiner – seit gestern
ehemaligen – Stammkneipe.
Seine Rache
war nah.
Die Wand
der daneben liegenden Sporthalle zum Kiez hin war frisch gestaltet, stellte er beiläufig
fest, hier tobten sich die Sprayer gern aus, schufen mal mehr und mal weniger gefällige
Kunstwerke. Aber bunt waren sie allemal – und Farbe war in seiner Gegend eher Mangelware. Außer Grau war nur
wenig anderes vertreten. Da taten die Bilder den Augen gut, egal, wie gelungen sie
waren. Aufs Dach zu kommen war leicht, er hatte die Sprayer oft genug dabei beobachtet.
Kein Problem.
Die Lüftung
der Sporthalle, die Luft ansaugte.
Ein bisschen
Buttersäure und die Sache ist erledigt, dachte Arne zufrieden und wandte sich nun
Überlegungen zur Übergabe des Geldes zu. Einen übersichtlichen Platz müsste er wählen,
wo jeder Fremde leicht auszumachen ist. Für Arne Lautenschläger war schnell klar,
wie und wo er die Zahlung inszenieren würde. Im Park! Das Geld in einer Zeitung
im Mülleimer. Er selbst könnte dann in aller Ruhe Zeitung lesend auf einer Bank
warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, das Geld an sich zu bringen.
Als Miriam
die Kinder in die Schule brachte, begann Arne mit den Vorbereitungen für den Text.
Das Wochenblatt
flatterte kostenfrei in alle Haushalte im Kiez, nun stand ein ungewöhnliches Recycling
der Artikel an. »Diesmal sind Sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen – beim nächsten Mal nehme ich ein
giftiges Gas! Wollen Sie wirklich riskieren, dass in Ihrer Halle Menschen sterben?
Wenn nicht, dann zahlen Sie …«, hier stockten Arnes Gedanken jedes Mal. Wie hoch sollte seine Forderung
ausfallen? Mit 15.000 Euro waren er und seine Familie nicht sehr lange ausgekommen,
was daran lag, dass er seiner Miriam diesen wundervollen Schmuck gekauft hatte.
Armband und Collier. Die Frau seines Herzens sollte schon sehen, dass sie ihm richtig
was wert war. Ein bisschen höher sollte die Forderung diesmal schon
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