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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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Dieses dumme Geschwätz
über Stress am Arbeitsplatz und wie schön es die Harzer hätten, die sich dem ganzen
Druck nicht aussetzen müssten. Die wären doch so richtig gut dran, der ganze Tag
frei für Sport! Was wisst ihr denn schon! Mir wäre so eine Portion Leistungsdruck
schon ganz angenehm, dann könnte ich mir die Mitgliedschaft in eurem Sportclub auch
leisten. Ihr widerwärtigen Snobs – ich werde euch heut mal rennen lassen!«
    Als es zu
dämmern begann, tauschte Arne seine blaue gegen eine schwarze Jeans, zog einen schwarzen
Rollkragenpullover, einen ebenso dunklen Kapuzensweater und dunkle Lederhandschuhe – Überbleibsel aus besseren Tagen – an, nahm den Rucksack und machte
sich auf den Weg. Kurz vor dem Sportzentrum setzte er die Kapuze auf, trabte von
der bunten Mauer her an das Gebäude heran, schlüpfte wieder in die Latexhaut. Den
geheimen Aufstieg der Sprayer zu finden, war ein Kinderspiel. Nun war nur noch die
Buttersäure günstig zu platzieren. Er staunte selbst darüber, dass seine Hände kein
bisschen zitterten, als er die widerlich stinkende Flüssigkeit in das Katzenschälchen
goss und unter dem Ansaugrohr abstellte. Jetzt noch ein paar der leeren Spraydosen
abgelegt. So!
    Behände
kletterte er wieder vom Dach, warf im Vorübergehen den Erpresserbrief in Georgs
Kasten und kehrte in seine Wohnung zurück, damit er das nun einsetzende Chaos nicht
verpasste.
    Und richtig.
Er hatte sich kaum in einen Stuhl gesetzt und in eine Decke gewickelt, da kamen
auch schon die ersten Feierabendsportler aus der Halle gerannt. Ihre aufgeregten
Stimmen waren bis zu ihm herauf zu hören. Georg lief zwischen den Leuten herum,
es wurde diskutiert, gestikuliert. Es dauerte auch gar nicht lang, bis Blaulicht
und Sirenengeheul auf den Zufahrtstraßen die Ankunft der Polizei meldete. Zufrieden
registrierte Arne, dass auch einige Rettungswagen geordert worden waren. Ein riesiger
Affenzirkus! Er klatschte in die Hände. Mit ein bisschen Glück würde dieses Ereignis
Georg in eine tiefe Krise stürzen!
    »Schade,
dass ich dein Gesicht nicht sehen kann, wenn du den Brief aufmachst! Die Augen werden
dir übergehen!«, freute sich Arne, der Erpresser und Rächer. Der Feierabendbiertrinker
bedauerte den Verlust seines Stammplatzes. Aber das hat Georg mir ja einbrockt,
dachte er, daran trage ich selbst nun wirklich keine Schuld.
    Erst als
sich draußen eine gewisse Ruhe einstellte, setzte er sich mit einer Stulle vor den
Fernseher. Da! Im lokalen Sender kam schon ein Bericht über ihn! Und der Brief war
auch schon entdeckt worden. Arnes Brust schwoll an vor Stolz. Die Polizei hatte
noch keine Vorstellung von der Substanz, die verwendet worden war, es werde in alle
Richtungen ermittelt, man prüfe die gesundheitliche Gefährdung zur Stunde noch,
die drei Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, konnten es inzwischen
wieder verlassen. Arne war zufrieden. Er hatte nicht erwartet, dass jemand sich
wegen eingeatmeter Buttersäuredämpfe im Krankenhaus behandeln lassen musste, glaubte
sich daran erinnern zu können, dass diese Säure völlig unbedenklich war, aber letztlich
war ja niemand gesundheitlich zu Schaden gekommen. Hysteriker bestimmt, Hypochonder,
die in jeder Lage gleich das Schlimmste befürchteten, beruhigte er sein schlechtes
Gewissen. Und die Ernsthaftigkeit seiner Forderung unterstrich es allemal.
     
    In dieser Nacht konnte Arne wieder
nicht schlafen. Das lag vielleicht daran, dass er es nicht gewohnt war, allein in
diesem breiten Bett zu liegen. Aber das war nicht der einzige Grund. In Gedanken
ging er wieder und wieder das Szenario durch, das er beobachtet hatte. Polizei überall,
wohlgeordnetes, überlegtes Vorgehen, alles stimmig, jeder wusste, was er zu tun
hatte. Und Zweifel machten sich breit. Hatte er seine Gegner unterschätzt? Der Übergabeort
war von ihm gewählt worden, weil er das Terrain gut überblicken konnte. Kein störendes
Buschwerk, keine Hütten oder Schuppen. Doch das galt natürlich für die Polizisten
ebenso. Es wäre gar keine Schwierigkeit den Mülleimer unter permanenter Beobachtung
zu halten. In dem Moment, in dem er die Zeitung an sich nähme, wäre er verloren.
    Was tun?
    »Ich kann
Georg anrufen und telefonisch einen anderen Übergabeort vereinbaren«, murmelte er
der Bettdecke zu. »Aber Georg hat kein Interesse, zu schweigen. Er will sicher sein,
dass der Täter im Gefängnis landet. Schon wegen seiner Sportler. Der wird natürlich
sofort die Polizei informieren.

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