Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Gewinnausschüttung
beteiligt waren, finden wir es raus!«
Gert seufzte
erleichtert. Heinrich sei Dank! Sein Misstrauen hatte das Autohaus vor dem Untergang
gerettet. Über die Firmenkonten waren seiner Halsstarrigkeit wegen keine Fremdgelder
geflossen.
Eines Abends, kurz vor Geschäftsschluss,
betraten zwei Herren in feinem Zwirn und Kaschmirmänteln den Verkaufsbereich. Das
roch nach einem guten Geschäft – Gert wusste, woran man potenziell gute Kunden auf den ersten Blick
erkannte.
Die Männer
sahen sich interessiert um, begutachteten die Neuwagen und unterhielten sich in
einer fremden Sprache, die weder Heinrich noch Gert beherrschten. Den Brüdern würde
es blümerant, als die Herren nicht im geringsten den Eindruck machten, sie wollten
das Geschäft in der nächsten Zeit wieder verlassen, um zu ihren wartenden Familien
zurückzukehren. Im Gegenteil. Es wirkte so, als hätten diese Kunden viel Zeit mitgebracht.
»Kann ich
Ihnen zu einem der Modelle nähere Auskünfte geben?«, erkundigte sich Heinrich devot
und erschrak unter dem eisigen Blick des Fremden.
»Ja, zu
Ihrem neuen Geschäftsmodell«, gab der Kunde grinsend und in stark akzentgefärbtem
Deutsch zurück.
Diese Sprechweise
war den Möbusbrüdern schon beinahe vertraut. Moldawier! Auch Gert spürte die Kälte,
die sich im Raum ausbreitete. Besonders, als die beiden einen Revolver als argumentative
Stütze auf den Schreibtisch legten.
Die Fremden
machten die Brüder in freundlichem Ton darauf aufmerksam, dass sie durch ihr Verhalten
die sonst reibungslos funktionierenden Abläufe fundamental störten. Die Einnahmen
aus den letzten Verkäufen seien noch nicht auf den entsprechenden Konten eingegangen
und die teilnehmenden Partner zeigten zunehmende Besorgnis. Daher sei man übereingekommen,
zwei befreundete Herren zu den Brüdern zu entsenden, um sie auf ihren Verzug aufmerksam
zu machen.
Heinrich
schluckte. Das sind echte Killer, wurde ihm klar, die werden nicht lange fackeln.
Auch Gerts Gesicht hatte eine ungesunde Färbung angenommen, Heinrich bemerkte, dass
die Hände des Bruders leicht bebten. Na, wenn sogar Gert Angst hat, ist die Lage
wohl wirklich ernst, erkannte der Ältere und seine eigene Panik erreichte einen
neuen, bisher unerreichten Pegelstand.
Nun ließen
die Fremden die Brüder wissen, dass sei alles nicht so dramatisch, noch könne man
die Angelegenheit ohne größeres Aufheben bereinigen. Der Verbund erwarte lediglich
die Herausgabe der ›widerrechtlich‹ eingenommenen Gelder und fordere die gleiche
Summe als eine Art Schmerzensgeld. Die Brüder sollten das am besten sofort aus der
Welt schaffen, das Geld abheben und den Besuchern übergeben, sonst … Der größere
der beiden spielte verträumt an der Sicherung seines Revolvers.
Gert zuckte
zusammen. »Welche Einnahmen?«, wagte er sich vor. »Wir sollten nur 200 Euro pro verkauftem Wagen bekommen – bar. Doch wir haben ja keinen
einzigen ausgeliefert. Der Techniker war noch nicht da! Da können die doch nicht
eine solch horrende Summe einfordern. Das können wir – so ganz nebenbei – nicht mal eben fix bei der Bank
abheben.«
»Und wo,
meine Freunde, sind dann die Autos?«, erkundigte sich der Größere süffisant.
»Beim Zoll.«
Gert legte eine Quittung vor.
»Was für
eine fantasievolle Geschichte. Wären sie beim Zoll, hätten wir schon davon gehört.
So weit weg ist Moldawien auch wieder nicht. Ihr seid schlechte Lügner! Glaubt ihr
denn, wir wissen nicht, wie man so einen Wisch fälscht oder sich organisiert?« Verächtlich
fegte der Fremde die Quittung vom Tisch. »Wir wollen das Geld sofort – und wir nehmen es für unsere Auftraggeber
mit. Jetzt! Oder …« Wieder
griff er nach dem Revolver, ließ die Trommel herausschnappen, klickte sie wieder
ein, spielte am Abzug, wobei er die Waffe wie zufällig mal auf Heinrich, mal auf
Gert richtete.
»Das geht
nicht!«, widersetzte sich Gert und Heinrich brach der Schweiß aus.
»Nein?«,
lächelte der Kleinere drohend.
»Nein. Wir
haben natürlich ein Limit. So viel Geld rückt der Automat sowieso nicht raus.«
Die Besucher
berieten sich kurz und für die Brüder unverständlich. Dann stand der Größere auf
und zückte sein Handy, hielt Rücksprache mit seinen Auftraggebern. Denen schien
diese Entwicklung ebenfalls nicht zu gefallen. Es entspann sich eine reges Hin und
Her der Argumente, in dem schließlich die Gier nach dem Geld siegte.
»Gut. Wir
kommen morgen wieder. Keine Polizei – sonst seid ihr
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