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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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der Mitschnitte möglich.
Bei diesem Verfahren muss der Verdächtige willig an der Aufklärung mitarbeiten.
Weigert er sich, müssen unbemerkt angefertigte Mitschnitte mit dem Original verglichen
werden. Bei der Sprachanalyse liegt das Augenmerk der Ermittler auf der Verwendung
regionaler Ausdrucksweisen, z. B. Dialekte, aber auch auf dem Wortschatz und eventuellen Lieblingswörtern,
Füllwörtern oder auffälligen Formulierungen. Soll der Standort des Anrufers während
des Telefonats ermittelt werden, liegt der Fokus des Beamten auf dem Herausfiltern
und Identifizieren von Hintergrundgeräuschen aus dem Mitschnitt.

Leichenwasser
     
    Heinrich und Gert Möbus hatten vor
einigen Jahren den Autohandel ihres Vaters übernommen.
    Leider erwies
sich das Geschäft als nicht so lukrativ wie erhofft, was natürlich nicht nur am
mangelnden Geschick der Erben, sondern auch an der wachsenden Konkurrenz lag. Es
geriet erst ins Schlingern, dann in Schieflage und bekam erschreckend rasch eine
derartige Schlagseite, dass ein Untergang kaum mehr abwendbar schien. Aber selbst
das war nicht die ganze Wahrheit.
    Kreative
Buchführung erwies sich als hilfreich in ihrer Situation, aber noch besser war,
dass die Brüder bald herausfanden, wie sich mit der richtigen Traute die Gewinne
durchaus maximieren lassen konnten.
    Gert hatte
sich vor einigen Monaten in der Kneipe um die Ecke mit ein paar Kumpeln über das
lästige Problem unterhalten und war dabei auf die Lösung gestoßen – praktisch auf eine Goldader. ›Ausländische
Abnehmer‹ waren dabei offensichtlich die Zauberworte. Ein bisschen illegal sei das
Ganze schon, ließ man Gert wissen, aber eben auch lukrativ. Und im Zweifel gelte
es, im entscheidenden Moment schlauer als die Polizei zu sein, aber dabei seien
die ›anderen‹ auch schon mal behilflich. Einer, Hans, bot sogar seine Unterstützung
beim Knüpfen der Kontakte an. Nun galt es nur noch, den von jeher eher zögerlichen
Bruder – Gert bezeichnete
ihn gern als totales Weichei der Extraklasse mit Gütesiegel – von der neuen Geschäftsstrategie
zu überzeugen.
    Das stellte
sich als nicht so schwierig dar wie erwartet. Bei dem Gespräch unter Brüdern räumte
Heinrich nämlich überraschend freimütig ein, er habe eine neue Flamme, Schmetterlinge
im Bauch, aber – wie immer – viel zu wenig Geld im Portemonnaie.
Gert versprach, diesen unbefriedigenden Zustand zu ändern, erklärte, wie der Deal
abzuwickeln sei, und versicherte, er wolle sich darum kümmern, dass die neuen Geschäftspraktiken
sich als gewinnbringend erwiesen.
    Wenige Tage
später stolzierte eine hochgewachsene, schlanke Gestalt über den Hof der Möbusbruder
und inspizierte die Gebrauchtwagen. Von denen hatten Gert und Heinrich zu ihrem
Leidwesen so einige, die sich längst als Ladenhüter erwiesen hatten. Manch einer
stand schon seit Jahren auf seinem ›Stammplatz‹. Der fremde Herr, der sich gründlich
umsah, erklärte, er sei Diplomat aus Moldawien und zeigte sich an einem älteren
Ford Mondeo interessiert, den die Brüder schon als unverkäuflich abgeschrieben hatten.
2.500 Euro wollten sie ursprünglich dafür – man einigte sich schnell auf 1.200 Euro bar auf die Hand. Während
der Abwicklung des Deals – der Diplomat
der Republik Moldawien bat darum, den Mondeo noch einige Zeit auf dem Platz stehen
lassen zu dürfen – kam man
ins Gespräch.
    »Sie haben
jede Menge Freifläche dort hinten auf dem Grundstück«, schnitt der Moldawier in
überraschend akzentfreiem Deutsch ein neues Thema an. »Wie wäre es, wenn Sie die
nutzen? Ich bin gerade dabei, einen Sammeltransport zusammenzustellen, da wäre es
toll, wenn ich die Autos hier bei Ihnen lagern könnte.«
    Gert und
Heinrich wechselten einen kurzen Blick.
    »Wie viele
Wagen werden es denn am Ende sein?«, erkundigte sich der vorsichtige Heinrich, der
fürchtete, der Autohandel Möbus könnte sich innerhalb kürzester Zeit in den Augen
der Kunden in einen Autofriedhof verwandeln. So etwas war direkt rufschädigend,
das würden sie auf keinen Fall zulassen.
    »So 20 bis
30 Autos im Monat. Soll Ihr Schaden nicht sein. Wir machen es so: Falls ich während
meines Aufenthalts in Ihrem schönen Land den ein oder anderen Wagen verkaufe, übernehmen
Sie die Abwicklung. Das hätte gleich mehrere Vorteile für Sie: Zum einen gibt es
auf Ihrem Platz Bewegung, was Ihren Nachbarn deutlich signalisiert, dass es Ihrem
Autohaus gut geht. An- und Verkauf brummen. Das würde natürlich auch Ihre

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