Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Männer in Planen ein und verluden sie in einen Transporter, einen
alten T4 von VW, der nicht zu der moldawischen Gebrauchtwagenabteilung gehört hatte.
Danach hoben sie eine Schubkarre und eine Motorsäge hinein.
»Mann, ist
das kalt!« Heinrich rieb sich die Hände und Gert klatschte ihm ein paar warme Handschuhe
vor die Brust. »Hier. Zieh die an!«
Der Jüngere
schob sich hinters Steuer und fuhr los. Ruhig und ohne jede Hast. Heinrich war gegen
seinen Willen beeindruckt.
Nicht lange
und sie erreichen einen Waldparkplatz.
»Dort unten.
Ich habe mir das gestern schon alles angesehen. Hat sich nicht viel verändert seit
unserer Kindheit. Es ist nicht sehr weit – aber die Kerle sind schwer. Wir laden sie in die Karre und los!«
»Beide?«
Gert überlegte.
Stieg aus und war plötzlich von der Dunkelheit verschluckt. Heinrich, der sich mit
den Leichen als einziger Gesellschaft unbehaglich fühlte, ging ihm eilig ein Stück
nach. Entdeckte den Bruder auf dem zugefrorenen See – ein kleiner schwarzer Punkt auf
makelloser Fläche.
»Neumond
wäre günstiger gewesen«, schimpfte Heinrich. »Mann, ist ja wie auf dem Präsentierteller.«
Gert war
rasch zurück.
»Morgen
wird man unsere Spuren im Schnee sehen! Die Reifenspuren, unsere Schuhe, die Karre – alles!«, wimmerte Heinrich verzweifelt.
»Noch bevor wir den Laden aufschließen kommen, sind die anderen da – oder die Polizei!«
»Es schneit!
Guck doch mal. Bis zum Morgen siehst du nichts mehr. Und Eisfischer kommen auch
früh, noch vor Tagesanbruch. Die nehmen Schubkarren, um ihr Zeug aufs Eis zu schaffen.
Niemand würde sich was bei Spuren hier denken. Wir gehen raus, bis zu der Stelle,
wo das Wasser mehr als 20 Meter tief
ist. Du weißt schon, die, zu der wir als Kinder nicht rausschwimmen durften, weil
Mama solche Angst um uns hatte.«
Heinrich
blieb skeptisch.
»Das Eis
trägt. Aber besser wir gehen kein Risiko ein und karren einen nach dem anderen hin.
Wir haben die Planen ja mit Seil umwickelt. Zum Beschweren nehmen wir die Hohlblocksteine,
von unserem Umbau, die habe ich schon heute Nachmittag eingeladen. In so einer Situation
muss man nur an alles denken – und schon
funktioniert die Sache ohne Probleme. Die stopfen wir unter die Plane, dann können
die Leichen nicht zur Oberfläche auftreiben. Los!«
Ächzend
hoben sie ein Paket heraus. Gert zog sofort mit der Karre los. Kam zurück. Das zweite
verdächtige Paket wurde umgeladen.
»Nimm die
Kettensäge. Los!«, verlangte er, und Heinrich griff zu.
Während
Gert den zweiten Leichnam auf der Eisfläche zwischenlagerte, befestigte Heinrich
die Betonblöcke an den Planen. An die toten, langsam auskühlenden Körper darin wollte
er gar nicht denken.
»So, los!«, kommandierte Gert und
sein Bruder fragte sich, ob es nun für immer so bleiben würde. Gert gab Befehle
und er musste gehorchen. Zu diesem unpassenden Zeitpunkt wollte er darüber keine
Diskussion vom Zaun brechen, aber gefallen lassen würde er sich das auf Dauer nicht,
beschloss Heinrich. Er packte die Säge und schnitt ein sauberes Loch in die erstaunlich
dicke Eisschicht. Das Jaulen des Motors war weithin zu hören.
»Wenn jetzt
einer kommt, erwischt der uns mit zwei Toten hier!«
»Quatsch
nicht. Es ist mitten in der Nacht. Bei der Kälte kommt keiner gucken!« Mit einer
Brechstange schob Heinrich das runde dicke Trennstück ächzend und schwitzend zu
einem guten Teil unter das Eis, bis das Loch für das ungewöhnliche Fischfutter groß
genug war.
Mit einem
lauten Platschen versanken die Opfer im Wasser. Es gurgelte noch ein wenig, dann
war nichts mehr zu hören. Mit viel Kraftaufwand wurde das dicke Runde wieder zurück
geschoben.
»Passgenau«,
grinste sich Gert eins. In einer Stunde würde keiner mehr erkennen, wo das Loch
war. Er schaute noch einmal – mit sich
und der Welt des Autohauses mit Familientradition im Reinen – in den Himmel. Dank an Frau Holle.
Sie wird den Rest schon richten.
»Mach schon!«,
forderte der Jüngere und sah ungeduldig zu, wie der Bruder versuchte, lockeren Schnee
über die Fuge zu schieben. »Ich bring schon mal die Karre und die Säge zum Auto
zurück!«
Heinrich
war wieder mit seinen Ängsten allein.
Den Rest der Nacht verbrachten die
Brüder mit Hausarbeit. Pünktlich zur Ladenöffnung beseitigten sie die allerletzten
Spuren ihrer nächtlichen Aktivitäten und betrachteten zufrieden das Ergebnis.
»Nichts
mehr zu sehen«, beruhigte Gert den blassen Bruder. »Uns kann keiner
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