Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
zurückrief – wieder die joviale Stimme. »Ja,
wie ich sehe, wurde in dieser Angelegenheit bereits mit Eberswalde Kontakt aufgenommen.
Und hier habe ich einen Vermerk: Die Kollegen kommen morgen früh – ja, na klar früh. Im Dunkeln sehen
sie ja nichts.«
Das schien
logisch. Lotti kühlte langsam herunter. »Wir werden ja sehen, ob das auch wirklich
klappt!«, gab sie noch schnippisch zurück, dann legte sie auf.
Doch tatsächlich:
Bei Tagesanbruch konnte Frau Bergemann eine wahre Karawane von Fahrzeugen beobachten,
die vor dem Tor des Schrottplatzes hielt. Blaulicht, Blaulicht ohne Ende. Lotti
Bergemann griff nach dem Feldstecher. ›Kriminalpolizei Tatortdienst‹ entzifferte
sie auf zweien der fünf Fahrzeuge. Die anderen waren alle grün. Müssen noch alte
Wagen sein, dachte Lotti schon wieder ein bisschen beleidigt, die neuen sind ja
blau. Na ja, passt dann auch irgendwie zum Schrottplatz!
Die Beamten warteten nicht auf Leo
Krause, der in aller Herrgottsfrüh telefonisch von diesem Einsatz in Kenntnis gesetzt
und aufgefordert worden war, sich unverzüglich vor Ort einzufinden. Man griff in
bewährter Manier auf den herbeigeorderten Schlüsseldienst zurück.
»Scheiße!«,
entfuhr es dem Einsatzleiter Kriminalhauptkommissar Nöhle, als das große Tor aufgestoßen
wurde. »Alles blitzblank! So einen sauber gefegten Schrottplatz habe ich in meinem
ganzen Leben noch nicht gesehen!«
Leo Krause
erschien etwas später, das von ihm bekannte leichte Lächeln im Gesicht, als habe
er gerade ein besonders gutes Geschäft abgewickelt. »Guten Morgen! Kann ich Ihnen
irgendwie behilflich sein?« Freundlichkeit guckte aus jedem Knopfloch, doch Bernhard
Nöhle empfand deutlich den nur knapp darunterliegenden Sarkasmus.
»Vielleicht!
Anwohner haben sich über anhaltenden Gestank von Ihrem Schrottplatz beschwert. Und
ehrlich gesagt, rieche ich noch immer etwas.«
»Ach, die
meckern laufend«, wischte Krause die Anschuldigung vom Tisch. »Beim Schrotthandel
wird eben keine Lavendelseife verkauft. Da riecht es schon mal, das, womit ich handle,
duftet nicht. Aber da drüben«, er wies vage in nördliche Richtung, »ist eine Agrargenossenschaft.
Die verbrennen manchmal Altöl, da bin ich ziemlich sicher. Ich war schon mehrfach
dort und habe denen gesagt, dass sie das lassen sollen. Ist ja schließlich nicht
nur verboten, sondern auch noch umweltschädlich!« Ganz entrüsteter Ehrenmann. Nur
gut, dachte Krause, dass ich die Schlacken sofort entsorgt habe. Hausmülldeponie – schließlich müssen in diesen Zeiten
doch alle zusammenhalten und die Leute vom Sicherheitsdienst sind nun wirklich schlecht
bezahlt. Jeder Kabelberg war auf einem großen Stahlblech aufgeschichtet gewesen,
so ließ sich alles schnell und problemlos abfahren. Die riesigen Bleche standen
längst schon wieder unschuldig in einer seiner Lagerhallen. Die sauberen Kabelreste
hatten noch in derselben Nacht seinen Hof verlassen und waren zu ihrem neuen Besitzer
gefahren worden – alle hatten
Hand in Hand gearbeitet, wie es sich gehört. »Sehen Sie, bei mir riecht es vielleicht
nicht immer toll, aber richtigen Gestank produziere ich nicht. Und schon gar nicht
so, dass er die Leute dort in den Wohnblocks stören könnte.«
Kein Risiko,
schätzte Krause die Lage ein.
»Wir glauben,
dass Sie vor drei Tagen nachts etwas auf Ihrem Gelände verbrannt haben.«
»Ich? Aber
nein!« Er trat näher an den Kriminalhauptkommissar heran und meinte vertraulich:
»Es gibt schon Leute, die gelegentlich hier in der Gegend ihren Müll abladen und
anstecken. Ich sage da nichts.« Er setzte augenzwinkernd hinzu: »Sehen Sie, ich
bin ja nicht besser als die Polizei erlaubt.«
»Wir möchten
gern einen Blick in Ihre Bücher werfen. Nur um sicherzugehen.«
»Selbstverständlich,
kein Problem. Meine Bücher sind sauber. Was anderes ist für mich undenkbar. Gute
Erziehung«, grinste Krause selbstgerecht.
In dem Moment
trat Jürgen Biedermann hinzu. Unscheinbar, schmalgesichtig, mit langer Nase, deren
Endstück ausgesprochen bewegungsfreudig war. Sah aus, als schnupperte er. Man erwartete
fast, seitlich Tasthaare entdecken zu können. Deshalb hatte ihm vor Jahren schon
irgendjemand voller Respekt den Namen Spitzmaus verliehen.
Spitzmaus
hatte offensichtlich Witterung aufgenommen. Altöl, Agrargenossenschaft? Nein! Süßlicher
Geruch, der bei der Verbrennung von Polystyrol entsteht. Polystyrol und Kabelummantelung,
das wollte nicht so recht passen. Die Nase der Spitzmaus
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