Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
wieder eingesetzt, deshalb haben wir zunächst nichts bemerkt!« Das zuvor
blasse Gesicht des Geschäftsführers hatte sich ungesund rot verfärbt.
»Wie viel
wurde denn insgesamt erbeutet?«
»Die haben
etwa 50 Prozent unseres Lagers geplündert! Signalkabel, insgesamt drei Tonnen! Das
bringt richtig Geld!«
»Ist irgendetwas
davon im Schrotthandel aufgetaucht? Das hat die Polizei doch sicher schon überprüft?«
»Nichts!
Wahrscheinlich wurde alles über die Grenze in Nachbarländer geschafft. Haben Sie
gewusst, dass man Maschinen zum Abisolieren sogar bei Ebay kaufen kann? Sie investieren
bis maximal 800 Euro. Das rechnet sich natürlich, bei den Preisen, die im Moment
für Blankmaterial gezahlt werden!«
»Ja – sieht nach einem hübschen Reingewinn
aus. Sie sagen, es wurde mehrfach eingebrochen?«
»Wir schätzen,
so drei- bis viermal. Geklaut haben die immer so um die 700 bis 1.000 Kilogramm
Kupferkabel. Es ist unglaublich!«
Paul Sommer
überlegte. Diese Mengen waren alles andere als belanglos. »Und nun haben die Diebe
auch hier in Ihrem Lager in Brandenburg zugeschlagen?«
»Ja. Beute
etwa eine dreiviertel Tonne.«
»Ich melde
mich in den nächsten Tagen wieder bei Ihnen. Ich würde mir den Tatort gern selbst
ansehen, um mir ein Bild machen zu können. Ich rufe sie an.«
Während
Paul zu seinem Wagen zurückging, überlegte er schon, welche nächsten Schritte einzuleiten
waren. Woher wussten die Diebe überhaupt, dass es in der Halle etwas zu klauen gab?,
war stets eine der ersten Fragen, die sich in einem solchen Fall aufdrängten. Insiderwissen?
Gab es einen Tippgeber direkt aus der Firma oder unter den Lieferanten? Wenn die
Halle ausbaldowert werden musste, ließen sich womöglich Spuren des heimlichen Beobachters
finden? Er konnte das Stöhnen der Kollegen jetzt schon hören, wenn er ihnen vorschlagen
würde, mehrere hundert Quadratmeter nach weggeschnippten Zigarettenkippen oder Papiertaschentüchern
abzusuchen, wobei allen klar war, dass Fundstücke gar nicht unbedingt mit dem Fall
zu tun haben mussten.
Ein anderes
Problem war natürlich der Abtransport dieser eher unhandlichen Beute. Eine Rolle
Kupferkabel konnte man schließlich nicht in der Hosentasche vom Platz tragen! Ein
Transportmittel war notwendig. Auto, LKW, was kam noch infrage? Und überhaupt: Kein
Schrotthändler würde eine Tonne von dem Zeug aufkaufen, ohne einen Zuschlag für
die Hehlerei zu verlangen – Kosten,
die mit eingeplant werden mussten. Ein regelmäßiges Geräusch störte seine Gedanken,
ein penetrantes Dudeln. Es dauerte eine Weile, bis Paul Sommer bemerkte, dass es
sich um den Klingelton seines eigenen Handys handelte. Er runzelte missbilligend
die Stirn. Seine Nummer war geheim, wer also …?
Einbruchsdezernat.
»Wir wurden
heute Morgen über den Diebstahl von Kupferkabel am Bahnhof Kaltheim informiert.
Paul, wir bräuchten dich hier vor Ort. Wo bist du denn gerade?«
Paul orderte
sein Tatortfahrzeug und schmunzelte in Vorfreude auf das gute Essen, das er diesmal
bei dem Vietnamesen genießen würde, dessen kleines Lokal beim Bahnhof Kaltheim um
die Ecke lag – die beste
vietnamesische Küche außerhalb des Landes!
»KOK Liebscher«,
stellte sich der Einsatzleiter vor, der seine Überraschung über den Aufzug Sommers
kaum verbergen konnte. Irgendwie hatte er sich den Fachmann der KT 5.1 für Täterfallen
völlig anders vorgestellt.
»Heute früh
um 7 Uhr, direkt
bei Dienstbeginn, hat die Bahn den Diebstahl gemeldet. Dort drüben«, Liebscher wies
vage in die gegenüberliegende Richtung, »auf Gleis 41 stand der Rungenwagen mit
dem Kabelmaterial über Nacht, denn es sollte gleich am Morgen zur Strecke nach Lehnitz.
Der ganze Waggon – leergemacht.
Dabei ist sogar eine Kontrollstreife gefahren geworden, alle zwei Stunden ist ein
Funkwagen hier vorbeigekommen. Letztes Abfahren um 4 Uhr.«
»Moment!«,
unterbrach ihn Sommer. »Wenn alle zwei Stunden eine Funkstreife hier kontrollieren
sollte, war das doch um 6 Uhr zum
letzten Mal!«
»Ja, stimmt
schon. Aber der Wagen wurde unterwegs von einem Bürger angehalten, der von einer
üblen Schlägerei berichtete. Natürlich haben die beiden Beamten übernommen. Zwei
Streithähne, ausländischer Herkunft, die zunächst ihre Ausweispapiere nicht vorweisen
konnten. Glücklicherweise fanden sie letztlich doch, als die Kollegen ihnen drohten,
sie auf die Wache mitzunehmen, um dort die Identität feststellen zu lassen. So erschienen
die Kollegen deutlich verspätet an
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