Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
werden«, stellte er bedauernd fest. »Wir hätten nämlich gern spätestens bis Mitte Juni sämtliche Verträge unter Dach und Fach. Bis dahin müssten Sie mir also bitte Bescheid geben, falls Ihrerseits auch weiterhin Interesse an der Anstellung besteht.«
Also gab es noch etwas, worüber Laney sich nachts während der endlos langen Stunden Gedanken machen konnte, wenn sie wach im Bett lag und ihr Deke derart fehlte, dass es körperlich zu spüren war. Es war ein dumpfer Schmerz, der ihr richtiggehend in der Seele wehtat.
Hätte irgendjemand ihr erzählt, dass man sich sogar mit Zwillingen erschreckend einsam fühlen konnte, hätte sie ihm nicht geglaubt. Sie hatte sich das Leben mit zwei Kindern mehr als erfüllend vorgestellt. Doch sie füllten nicht die Lücke, die von Deke hinterlassen worden war, und mit jedem anbrechenden Tag schlug sie lustloser die Augen auf.
Das schockierte sie nicht nur, sondern ließ sie regelrecht in Panik geraten. War es ihrer Mutter ebenso ergangen? Hatte sie sie nicht geliebt, weil sie selber ungeliebt gewesen war?
Keuchend fuhr sie aus dem Schlaf. Natürlich war es so. Wie sollte ein Mensch Liebe geben, ohne dass er selbst Liebe erfuhr? Enthielt sie vielleicht ihren eigenen Kindern unbewusst dasselbe vor, was ihr von ihrer Mutter vorenthalten worden war?
Früh am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Laney hatte sich die halbe Nacht schlaflos im Bett gewälzt und war deshalb froh gewesen, als die Sonne endlich aufgegangen war.
Mrs Thomas war in der Waschküche, und die Kinder machten frisch gebadet und gefüttert ihr gewohntes morgendliches Nickerchen, weswegen sie alleine in der Küche saß.
Sie starrte auf das Telefon, ging dann aber an den Apparat und fragte mit wild klopfendem Herzen: »Hallo?«
»Guten Morgen.«
Die Worte kamen ihr wie Tropfen goldenen Honigs – rein und warm und süß und sinnlich – vor. Sie erinnerte sich an das erste »Guten Morgen«, das er je zu ihr gesagt hatte, als sie in seiner Wohnung in New York gewesen war. Damals war er ein Fremder für sie gewesen, doch inzwischen war er ihre Seele, ihre Liebe, ihre Lust.
»Guten Morgen.«
Ohne Umschweife erklärte er: »Ich gehe davon aus, dass die Geschworenen am Donnerstag zusammentreten werden und es spätestens am Freitag unseren Freispruch geben wird.«
Sie umklammerte den Hörer fester und lächelte über sein Übermaß an Selbstvertrauen.
»Ich werde es nur einmal sagen, Laney. Ich komme dieses Wochenende zu euch runter und erwarte, dass du bis dahin packst.« Er zögerte, fügte dann aber nachdrücklich hinzu: »Ich hole dich und die Kinder nach New York.«
»Den Teufel wirst du tun«, erklärte sie, ließ den Hörer fröhlich wieder auf die Gabel fallen, sprang mit einem breiten Lächeln auf und rief: »Mrs Thomas, helfen Sie mir packen!«
Die Haushälterin kam aus dem Flur geschlurft. »Packen?« , fragte sie und lächelte zurück. »Dann kommt er Sie also holen?«
»Nein. Ich fliege hin. Gehen Sie nicht dran!«, rief sie, als das Telefon von neuem läutete. »Lassen Sie es einfach klingen, bis ich weg bin. Kommen Sie, wir haben alle Hände voll zu tun.«
Während Mrs Thomas die Kommoden mit dem Babyzubehör in Angriff nahm, buchte Laney einen Flug, und bereits anderthalb Stunden später war sie für die Abreise bereit. Deke hatte seinen Cadillac vor seiner Rückkehr nach New York wieder in Tulsa abgegeben, und so rekrutierte Mrs Thomas ihren Mann, um den kleinen Trupp in Laneys Kombi zum Flughafen zu bringen und das Gefährt danach einfach wieder in ihrer Einfahrt abzustellen, bis sie wüsste, ob sie ihn verkaufen wollte oder weiterhin behielt.
Nachdem sie ihre Taschen aufgegeben hatten und das Abfluggate erreichten, wurden Mrs Thomas’ Augen feucht, denn in diesem Augenblick wurde ihr offenkundig klar, dass sie »ihre Babys« – das hieß Mandy, Todd und Laney – erst einmal nicht wiedersehen würde, weil New York schließlich nicht gerade um die Ecke war.
»Vergessen Sie ja nicht, Deke anzurufen, nein?« Laney hatte fürchterliche Angst, dass ihr Plan fehlschlagen
und sie ganz alleine mit zwei Säuglingen am Flughaften LaGuardia stehen würde, gäbe Mrs Thomas Deke nicht noch rechtzeitig Bescheid.
»Nein, sobald Sie in der Luft sind, rufe ich ihn über das Festnetz in seiner Firma an. Flug Nummer 345, Ankunft in New York siebzehn Uhr zehn.«
»Ja, und bestehen Sie darauf, dass ihm jemand die Nachricht weitergibt, falls er nicht persönlich zu erreichen ist. Danke
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