Zurueck Aus Afrika
und mir ist klar, dass ich viel Aufbauarbeit leisten muss.
Am Abend sitzen wir nervös beim Essen und warten auf den Anruf der Wohnungsverwaltung. Langsam verstreicht die Zeit und meine Hoffnung beginnt bereits zu schwinden, als es kurz vor zehn klingelt. Tatsächlich, es ist die nette Dame von der Wohnungsverwaltung. Sie entschuldigt sich für den späten Anruf und fragt mich, ob ich denn schon eine Arbeit hätte und welche. Ich bin sofort wieder hellwach und gebe freudig Auskunft. Dann höre ich einen tiefen Atemzug und sie sagt: »Gut, ich mache bei Ihnen eine Ausnahme, denn seit ich Ihren Brief gelesen habe, gehen Sie und Ihre Tochter mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich werde Ihnen den Vertrag zustellen. Den genauen Einzugstermin kann ich Ihnen allerdings noch nicht mitteilen, weil die Erben der verstorbenen Vormieterin noch einiges regeln müssen.« Mit Tränen in den Augen bedanke ich mich und kann mein Glück kaum fassen. Sogar meine Mutter glaubt langsam: »Trotz allem bist du wirklich ein Glückspilz, ich gratuliere dir. Aber jetzt werden eine Menge Ausgaben auf dich zukommen.« Ich entgegne, dass ich doch nur das Nötigste zum Leben brauche. Sofort rufe ich Madeleine an und gemeinsam freuen wir uns auf meinen baldigen Einzug. Da ich keine Möbel besitze, wird der Umzug leicht zu bewerkstelligen sein.
Ein paar Tage später ruft mich ein mir unbekannter Mann an. Es stellt sich heraus, dass es ein Sohn der Vormieterin ist. Er hätte durch die Verwaltung von meiner Geschichte erfahren und wolle mir einen Vorschlag unterbreiten. »Ich habe gehört, dass Sie in die Wohnung meiner verstorbenen Mutter ziehen werden, und soviel ich weiß, besitzen Sie nichts, weil Sie gerade aus dem Ausland zurückgekommen sind. Nun möchte ich Ihnen vorschlagen, sich die Wohnungseinrichtung anzuschauen. Was Sie haben möchten, können Sie übernehmen. Den Rest lasse ich vom Sperrmüll abholen. Als Gegenleistung müssten Sie die Endreinigung übernehmen. Ist Ihnen das recht?« Ich bin überwältigt und gerührt. Dankend nehme ich an und wir vereinbaren einen Besichtigungstermin. Langsam wird mir mein Glück fast unheimlich. Zur Besichtigung kommt meine Mutter als Beraterin mit. Als ich die Wohnung betrete, bin ich sofort begeistert und weiß, dass wir uns hier wohl fühlen werden. Nach meinen kenianischen Hüttenbehausungen erscheinen mir das große helle Wohnzimmer, das Schlafzimmer, die offene Küche und das kleine Bad wie ein Palast. Die Möblierung ist zwar etwas altmodisch, aber mich stört das überhaupt nicht, da alles sauber und gepflegt aussieht und sich mit etwas Geschick mehr Farbe hineinzaubern lässt. Eine komplette Kücheneinrichtung, vom Porzellangeschirr mit Goldrand bis zur Bratpfanne, von der Knoblauchpresse bis zum Schneebesen, ist vorhanden und im Wandschrank im Korridor stapeln sich Handtücher und Bettwäsche. Schnell ist mir klar, dass ich hier einziehen und gleich wohnen kann. Es fehlen nur Napirais und meine Kleider. Und das alles, ohne einen Franken aus der Hand zu geben! Wieder danke ich dem lieben Gott für all das Glück, das ich in diesem letzten Monat erfahren durfte.
Während ich begeistert die Räume inspiziere, kommt mir plötzlich der Gedanke, dass mir mit dieser Wohnung eventuell etwas zurückgegeben wird. Bevor ich nämlich endgültig nach Kenia aufbrach, hatte ich eine ähnliche kleine Wohnung. Da ich überzeugt war, dass ich nie wieder zurückkehren würde, übergab ich die Wohnung mit der kompletten Einrichtung einem Studenten für den Preis meines Flugtickets. Auch er konnte damals sein Glück kaum fassen. Ich sehe den jungen Burschen, der das Technikum besuchen wollte, mit seiner Mutter noch vor mir, wie sie mich erstaunt fragten, ob ich wirklich nichts mehr brauche. »Nein, dort, wohin ich gehe, braucht man das alles nicht«, sagte ich lachend.
Und so betrachte ich das heute als »Retourgeschenk«. Ich bedanke mich nochmals bei dem netten Herren und erkläre ihm, wie unendlich viel leichter er mir mein Leben mit dieser Geste macht. Er wirkt fast verlegen und verabschiedet sich schnell. Auf der anderen Seite öffnet sich die Tür und meine zukünftige Nachbarin erscheint. Ich stelle mich vor und sage ihr, wie sehr ich mich freue hier einzuziehen. Als noch zwei Mädchen den Kopf zur Tür herausstrecken, ist mir klar, dass wir auch für Napirai das Paradies gefunden haben.
Die Arbeitswoche vergeht schnell und ich kann die ersten größeren und kleineren Erfolge verbuchen. In der letzten
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