Zurueck Aus Afrika
mehr gespannt, wie ich dieses neue Abenteuer erleben werde. Die Zeit vergeht im Fluge, weil ich fast täglich beim Wandern bin. Es ist herrlich, doch langsam werde ich ungeduldig und kann es kaum erwarten, bis es endlich losgeht. Eine Woche vor der Abreise habe ich nun auch die ganze Ausrüstung beisammen. Da wir alle Klimazonen von der Savanne bis zu arktischen Gletscherbedingungen durchwandern, muss alles gut überlegt sein. Viele Bekannte bewundern meinen Mut, was mir etwas peinlich ist, weil ich nicht weiß, wie das Unternehmen ausgehen wird.
Vier Tage vor Abflug erhalte ich endlich die letzten Unterlagen und die Teilnehmerliste. Wir sind eine kleine Gruppe von sechs Leuten, was ich sehr positiv finde. Auf Grund der angegebenen Namen versuche ich mir die Personen in etwa vorzustellen und komme zu dem Schluss, dass drei von ihnen sicherlich ältere, durchtrainierte Bergsteiger sein müssten. Außerdem erahne ich noch ein jüngeres Paar. Ich bin froh, dass wenigstens noch eine Frau dabei sein wird, weil ich sonst befürchten müsste, dass mir die Männer davonstürmen.
Am Tag vor meiner endgültigen Abreise wird gepackt. Erstaunlicherweise habe ich immer noch kein Reisefieber. Der Abschied von Markus und meiner Tochter Napirai, obwohl sie gut versorgt ist, fällt mir trotz der Vorfreude recht schwer. Nun sitze ich endlich im Zug nach Zürich, wo ich drei Stunden später von Madeleine abgeholt werde. Da mein Flug um sieben Uhr früh beginnt, muss ich bei ihr übernachten.
Eigentlich begreife ich erst allmählich, dass es losgeht, als das Flugzeug Richtung Amsterdam abhebt. Dort werde ich eventuell auch die anderen Mitstreiter kennen lernen können. Tatsächlich stehe ich eineinhalb Stunden später an dem Gate, an dem in Kürze der Weiterflug zum Kilimandscharo-Airport eingecheckt wird. Erstaunlich viele Leute wollen in dieses Flugzeug steigen. Allerdings sind die meisten eher in Richtung Safari unterwegs. Ich schaue mich nach meinen möglichen Reisegefährten um. Nach etwa einer halben Stunde bin ich fast sicher, alle erkannt zu haben. Da aber auf ihrer Seite kein großes Interesse auszumachen ist, spreche ich niemanden an. Das Bild, das ich mir auf Grund der Namen gemacht hatte, bestätigt sich definitiv neun Stunden später nach der Landung. Unsere Gruppe besteht aus einem Rentner, der schon bald erzählt, dass er bereits zwei Mal auf dem angestrebten Gipfel war, einem zweiten Rentner, ich nenne ihn Franz, und dessen 34-jährigem Sohn Hans sowie einem jungen Paar Mitte 20. Durch meine im Außendienst erworbene Menschenkenntnis sehe und spüre ich gleich, dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten. Na ja, irgendwie werden uns der Berg und das gemeinsame Ziel schon zusammenschweißen.
Auf dem Kilimandscharo-Flughafen schlagen uns auch abends um neun Uhr noch fast 30 Grad entgegen. Es ist herrlich, obwohl sich das Gefühl wie damals vor 13 Jahren in Mombasa, »nach Hause zu kommen«, nicht einstellt. Wir fahren in eine nahe gelegene schöne Lodge, wo wir die erste Nacht verbringen. Um fünf Uhr werde ich wach und habe Durchfall, den ich gleich radikal mit Imodium behandle. Später treffen wir uns zum Frühstück, bei dem man sich vorsichtig beschnuppert. Die Ersten erzählen von ihren höchsten Touren, wie Breithorn, Großglockner, Montblanc und wie sie alle heißen. Mein Gott, ich bin vielleicht gerade mal auf knappe 3000 Meter gewandert und mit der Bahn immerhin auf der Jungfrau gewesen, aber mehr kann ich nicht in die Waagschale werfen. Als ich noch höre, dass einer der älteren Herren erst kürzlich von einer zweiwöchigen Gletscher-Skitour zurückgekommen ist, die er als Vorbereitung absolvierte, überfallen mich die ersten Zweifel. Aber erst steht ja noch die Safari an!
Wir fahren fast fünf Stunden, bis wir den Tarangire-Nationalpark erreichen. Unterwegs sehe ich viele Kuhherden, die von Massai oder deren Kindern betreut werden. Mich würde interessieren, was Napirai bei diesem Anblick empfinden und denken würde. Erstaunt beobachte ich Krieger, die sich in ihrer traditionellen Kleidung, geschmückt, bemalt und mit Speeren bewaffnet auf Fahrrädern fortbewegen. Das kommt mir sehr seltsam vor. Überhaupt erlebe ich alles ganz anders als früher und in gewisser Weise als Fremde. Ich versuche, in mich hineinzuhören, um längst Vergessenes hervorzuholen, aber es gelingt mir nicht. Stattdessen vermisse ich meine Tochter und Markus.
Im Nationalpark werden wir zuerst zu unserer Zeltlodge gefahren, um
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