Zurueck Aus Afrika
Zwischenzeit hat er sich nämlich erfolgreich um eine Stelle im Tessin beworben und ist nun schon vor uns vorläufig in eine Ferienwohnung umgezogen, damit er die neue Arbeit beginnen kann. Napirai kann noch fast bis zu den Sommerferien die Schule besuchen, bevor wir nach langem Suchen in unsere neue schöne Wohnung ziehen können. Sie zu finden war wieder mit einer großen Portion Glück verbunden. Hatte ich zuvor alle möglichen Tessiner Zeitungen studiert sowie täglich im Internet Ausschau gehalten und wöchentlich bis zu zwei Mal eine sechsstündige Hin- und Rückfahrt auf mich genommen, nur um festzustellen, dass die entsprechenden Wohnungen zu klein oder nicht am gewünschten Standort lagen, so fand ich unsere Traumwohnung bei einem zufälligen Blick in eine Zürcher Zeitung. Wochenlang war ich nicht auf die Idee gekommen, in dieser Zeitung zu suchen. Doch als Markus schon zwei Monate im Tessin lebte und wir wieder eine Wohnungsabsage erhalten hatten, weil der Vermieter eine einheimische Familie bevorzugte, schaute ich ohne große Hoffnung in jene Zeitung und entdeckte unter der Rubrik Tessin lediglich ein einziges, und wie sich herausstellte, nur einmal geschaltetes Inserat unserer heutigen Wohnung: Mietbeginn ab sofort.
Da wir nun unsere neue Adresse kennen, möchte ich Napirai noch vor den Sommerferien bei der zuständigen Schule anmelden. Mit meinem spärlichen Italienisch vereinbare ich telefonisch einen Termin, an dem wir die Schule besichtigen und den Klassenlehrer kennen lernen können, denn ich halte es für wichtig, dass Napirai noch vor den Ferien einen Blick auf ihre zukünftigen Mitschüler und die Örtlichkeit werfen kann. Zwei Tage bevor die Schule schließt, fahren wir mit einem recht mulmigen Gefühl in das Tessin. Aber die zuständigen Lehrer sind so freundlich und nett, dass meiner Tochter ein Großteil ihrer Angst genommen wird. Nun kann sie dem neuen Schuljahr mit Neugier und auch etwas Freude entgegen sehen.
Zurück in der deutschen Schweiz beginne ich sofort, unseren Umzug zu organisieren. Markus kann mir nicht viel helfen, da er ja bereits im Tessin arbeitet. Als mir klar wird, wie hoch die Kosten mit einem professionellen Umzugsunternehmen wären, beschließe ich, den Umzug selbst in die Hand zu nehmen. Bei einer Autovermietung schaue ich mir den größten Lastwagen an, den man mit PKW-Führerschein fahren darf, und komme zu dem Entschluss, dass dieser ausreichen muss. Alles, was keinen Platz findet, wird in den kommenden Tagen verkauft oder verschenkt. Nur das Wichtigste wird verpackt und das ist immer noch mehr als genug. Nicht für alles finden wir Abnehmer. Napirais komplettes Mädchenzimmer, das erst fünf Jahre alt ist, und einiges mehr bleibt übrig. Wir verständigen ein nahe gelegenes Brockenhaus, eine Einrichtung, der man nicht mehr benötigte Möbel umsonst überlassen kann. In großen Lagerhallen werden sie zu günstigen Preisen verkauft, und der Erlös wird gemeinnützigen Zwecken zugeführt. Sofort erklären sich die Mitarbeiter des Brockenhauses bereit, am vereinbarten Tag den Rest abzuholen.
Der große Tag rückt immer näher und Markus und ich wissen noch nicht, wer uns beim Einpacken helfen wird, da es nicht meiner Art entspricht, bei Freunden über Umzugsprobleme zu quengeln. Irgendwie, denke ich, werden sich die wahren Freunde schon melden. Und tatsächlich: Vier Tage vor dem Umzug kündigt Anneliese tatkräftiges Zupacken an. Auch Anna erscheint mit ihrem mittlerweile kräftigen Sohn und einer ihrer erwachsenen Töchter am Umzugstag. Mein Vater, zu dem ich seit seiner Scheidung von meiner Mutter lange Zeit kaum mehr Kontakt hatte, kommt, um uns beim Einpacken zu helfen. Ich bin wirklich gerührt. Auch Napirai wird von zwei Freundinnen unterstützt und so ist am Abend vor der langen Fahrt in den Süden unser Hab und Gut sicher verstaut. Alles, was nun keinen Platz oder Abnehmer gefunden hat, soll morgen von dem Brockenhaus während unserer Abwesenheit abgeholt werden. Zum letzten Mal schlafen wir in der leeren Wohnung auf Luftmatratzen. Am frühen Morgen startet Markus, begleitet von meinem Vater, mit dem Lastwagen. Ich fahre mit unserem voll gestopften Auto hinterher. Napirai verbringt ihren letzten Schultag in Bäretswil.
Im Tessin schleppen wir bei tropischen Temperaturen von 35 Grad alles hoch in unsere neue Wohnung. Während dieses Schweiß treibenden Unternehmens klingelt plötzlich mein Handy. Ein Mitarbeiter des Brockenhauses teilt mir mit, dass sie nun
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