Zurueck Aus Afrika
doch kein Interesse an den zurückgelassenen Sachen hätten. Auf meine irritierte Frage nach dem Grund erhalte ich die trockene Antwort, dass das Kinderzimmer sich ohne Matratze schlecht verkaufen ließe. Zudem sei beim Kleiderschrank die Rückwand aus Sperrholz und nicht aus festem Holz. So etwas wollen ihre anspruchsvollen Kunden eben nicht! Aja, dann seien noch zwei Aufkleber am Bücherregal. Auch bei allen anderen Gegenständen wird gemeckert, gerade so, als sei Voraussetzung, dass die Möbel ungebraucht sind! Als ich etwas unwirsch entgegne, das sei wohl ein Witz, schließlich hätte ich nicht im Müll gewohnt, erklärt mir der dreiste Angestellte, sie würden die Sachen schon mitnehmen, wenn ich dafür bezahle. Nun bin ich wirklich wütend und sage, sie sollen alles stehen lassen und die Wohnung verlassen. Den Sinn dieser Organisation verstehe ich von diesem Tag an nicht mehr.
Mit großer Empörung fahren wir am selben Tag die lange Strecke zurück, um den Mietwagen wieder abzugeben. Zuvor müssen wir noch die vielen Möbel aufladen und das komplette Kinderzimmer auseinander bauen. Napirai ist enttäuscht, dass ihr schönes Zimmer nicht einmal beim Brockenhaus Anklang findet. Wir beladen den Lastwagen mit dem ganzen Rest und fahren ihn zu einem Kollegen in Wetzikon, der unsere Notlage versteht und sich angeboten hat, die Sachen am Montag zur Müllverbrennungsanlage zu bringen. Als wir alles bei seinem offenen Unterstand abgeladen haben, ist es bereits nach 22 Uhr. Bevor wir einsteigen, erblicke ich im gegenüber liegenden Garten eine Gruppe von Afrikanern, die uns neugierig beobachtet, während ihr Gartenfest offensichtlich dem Ende zugeht. Mir kommt eine Idee und ich sage zu Markus: »Geh doch schnell rüber und sage diesen Leuten, dass alles, was hier steht, gratis mitzunehmen ist.« Er erntet ein freundliches Nicken. Total erschöpft, aber stolz, alles gemeistert zu haben, bringen wir den Lastwagen endlich zurück und fahren eine halbe Stunde später in unserem Wagen noch einmal bei dem Unterstand vorbei. Zu unserer großen Freude stellen wir fest, dass alle Gegenstände einen glücklichen Besitzer gefunden haben. Am nächsten Tag erzähle ich Napirai, dass wohl in Zukunft irgendwo ein afrikanisches Kind in ihrem ehemaligen Bett schlafen und viel Freude an der Kinderzimmereinrichtung haben wird. Jetzt leuchten auch ihre Augen.
Drei Monate nach unserem ersten Italienisch-Kurs wohnen wir nun alle glücklich in Lugano. Napirai lebt sich immer besser ein, obwohl sie natürlich noch sehr an den ehemaligen Freundinnen hängt. Aber drei Stunden Zugfahrt ist ja keine unüberwindbare Distanz. Wir leben immer noch in der Schweiz und nicht in Afrika und bis heute bereut niemand von uns den spontanen Ortswechsel. Unsere Wohnung befindet sich in einer älteren Villa und die Besitzerin ist für uns als Freundin und moderne Oma ein wahrer Sonnenschein.
Seitdem ich hier im Tessin bin, verspüre ich immer häufiger das Bedürfnis, den vielen Leserinnen und Lesern einen Wunsch zu erfüllen und die Fortsetzung meines Erstlingswerkes zu schreiben. Nie wäre ich vorher nur auf den Gedanken gekommen! Aber hier, bei den manchmal fast tropischen Temperaturen und dem wunderschönen Blick auf den See sowie den vielen interessanten Bekanntschaften, wird es mir sicher leicht fallen. Endlich kann ich auf diese Weise die vielen Fragen beantworten, die mich selbst heute noch täglich erreichen. Ich freue mich auf diese Arbeit und fühle mich glücklich und zufrieden. Die Pläne für ein Hotel verschiebe ich auf unbestimmte Zeit.
Aufs Neue staune ich, wie eine bestimmte Sekunde im Leben alles entscheiden kann und den gewohnten Rhythmus urplötzlich in eine andere Richtung lenkt. Man muss nur den Mut haben, es zuzulassen!
Aufbruch zum Kilimandscharo
Während des Schreibens im folgenden halben Jahr spüre ich immer wieder Heimweh nach Afrika und auch den Wunsch, zu wissen, wie mein Empfinden beim Betreten afrikanischen Bodens wäre. Kürzlich kam ein Trekkingkatalog ins Haus, da ich schon lange den Wunsch hege, auf eine entsprechende Tour zu gehen. Beim Durchblättern fällt mein Blick auf den Kilimandscharo. Als ich beim Lesen feststelle, dass man heute von Europa direkt zum Kilimandscharo fliegen kann, ohne kenianischen Boden zu betreten, verspüre ich den urplötzlichen Wunsch, auf diese Weise nach Afrika zurückzukehren. Auf das Dach von Afrika!
Interessiert studiere ich die verschiedenen Besteigungsrouten. Von Neugier getrieben
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