Zurück in deine Arme
ist und deine alberne Eifersuchtsszene wäre uns allen erspart geblieben.
Die Jacht machte einen plötzlichen Schlenker, und Leilas Magen folgte der Bewegung. Aus Angst, vor versammelter Mannschaft von Übelkeit überwältigt zu werden, murmelte sie eine Entschuldigung und hastete unter Deck, wo die Toiletten waren. Dort gab sie ihrem Unwohlsein nach und sammelte sich noch einen Moment, bevor sie ihren Mund ausspülte und sich, nach einem prüfenden Blick in den Spiegel, auf den Rückweg machte.
Am Niedergang wartete Rafael auf sie.
„Bist du krank?“, fragte er knapp.
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Ich habe den Champagner wohl etwas zu schnell auf leeren Magen getrunken. Und dann das Schlingern der Jacht …“
„Eine einleuchtende Entschuldigung“, murmelte er. Der sarkastische Unterton sagte ihr sehr genau, was er wirklich von ihrer Erklärung hielt.
„Das ist die Wahrheit.“ Mit zitternden Fingern strich Leila sich eine Strähne aus der Stirn. „Seltsamerweise ermüden mich diese Partys momentan mehr als sie mir Spaß machen. Was würde ich für ein ruhiges Plätzchen geben …“
„Dann lass uns gehen.“
Wieder schüttelte sie den Kopf und legte eine Hand auf Rafaels breite Brust. „Nein, bleib ruhig hier und genieße deinen Erfolg. Das hast du dir wahrlich verdient.“
Als sie ihre Hand zurückziehen wollte, fing er sie ein und zog sie an die Lippen. „Ich denke nicht im Traum daran. Wenn wir gleich in der ersten Nacht getrennt Party machen, liefern wir den Paparazzi nur überflüssig Stoff für wilde Spekulationen.“
Und wieder einmal hatte er recht. Alles für die Show …
„Außerdem gefällt mir die Idee, dich endlich ganz für mich allein zu haben, mit jeder Sekunde besser.“ Seine Stimme klang jetzt sehr dunkel und samtig.
Leila zwang sich zu einem Lächeln. „Dann nichts wie weg hier.“
3. KAPITEL
Auf der kurzen Tour von der Jacht zurück zum Hafen behielt Rafael seine Gedanken für sich. Er sagte auch nichts, als das Speedboot an Geschwindigkeit zulegte und Leila sich an seiner Hand festklammerte. Das mühsam unterdrückte Beben ihres zarten Körpers bestätigte seine Befürchtung. Egal, wie sehr sie versuchte sich zusammenzureißen, seiner Frau ging es gar nicht gut.
Er schaute hinüber zu La Croisette , dem Prachtboulevard, wo sich Horden von Paparazzi und Celebrities tummelten und es nur um eines ging: sehen und gesehen zu werden. In den Baldachinzelten entlang des Strands galt das gleiche Prinzip, nur ging es dort etwas exklusiver zu.
Früher hatten sie dieses Theater bereitwillig mitgespielt, heute hätte er Leila lieber ganz für sich gehabt. Die Frage war nur, ob sie die intime Zweisamkeit genauso herbeisehnte wie er.
„Möchtest du vielleicht noch ein wenig herumflanieren, bevor wir uns zurückziehen?“, fragte Rafael, als sie ins volle Rampenlicht traten, das vom Palais du Cinéma bis zum Strand schien. Leila schaute auf das bunte Gewimmel, in das sie gleich eintauchen würden, und schauderte. „Oder wollen wir noch ein Stück am Wasser entlanggehen?“
„Das wäre mir viel lieber.“ Die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Alles ist besser als zurück ins Rampenlicht.“
Innerlich stimmte er ihr unbedingt zu, trotzdem wuchsen Rafaels Unruhe und Besorgnis. Leila hatte sich verändert, ohne dass er hätte sagen können, worin die Verwandlung eigentlich lag. Sie wirkte verschlossen und distanziert.
„Was für eine gute Idee das war!“, rief sie plötzlich aus, streifte die unbequemen High Heels von den Füßen und grub die nackten Zehen wohlig in den noch warmen Sand. Zum ersten Mal, seit sie in Cannes waren, wirkte sie entspannt und fast glücklich. Sein Herz zog sich vor Liebe und Sorge zusammen. Warum konnte ihr Lächeln nicht immer so strahlend und offen sein?
War sie noch glücklich in ihrem Beruf? Oder wurde ihr der Druck der schnelllebigen Branche zu viel? Vielleicht war es tatsächlich der perfekte Zeitpunkt, um einen Gang zurückzuschrauben und sich auf ihre ursprünglichen Pläne zu besinnen.
„Fühlst du dich besser?“, fragte er liebevoll.
„Viel besser! Die frische Meeresbrise tut unglaublich gut.“ Ganz tief sog sie die würzige Luft ein. „Wie habe ich das vermisst.“
„Den Strand?“
„Den Frieden und das Alleinsein mit dir …“
Also genau das Gegenteil dessen, weshalb sie hergekommen waren. Möglicherweise hatte er mit seiner Vermutung direkt ins Schwarze getroffen. „Wenn das so ist, warum
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