Zurück in deine Arme
treibst du deine Karriere dann so gnadenlos voran?“
„Wenn ich es nicht täte, könnte ich mich nicht an der Spitze halten und wäre in weniger als einem Jahr vergessen.“
Er fühlte, wie sein Hals eng wurde. „Das hört sich an, als hättest du vor, noch eine ganze Weile so weiterzumachen.“
„Unbedingt!“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
Hatte er sich doch getäuscht? Was war mit ihrem Traum von einer eigenen Familie? Einem Heim, dessen Seele seine Frau sein sollte, als treu sorgende Mutter und entspannte Geliebte. Und nicht eine Model-Mutter, die mit ihren Kindern im Schlepptau von einem Termin zum nächsten jettete.
„Und was ist mit Kindern, Leila? Ich dachte, wir wären uns beide einig, dass du deine Karriere irgendwann zurückschraubst, um Mutter zu sein. Willst du mir etwa sagen, dass sich deine Einstellung zu diesem Thema geändert hat?“
Während sich das Schweigen zwischen ihnen immer weiter ausdehnte, versuchte Rafael, seine auflodernden Emotionen zu beherrschen. Nichts war zu hören außer dem sanften Plätschern der Wellen und heißen Beats, die in der lauen Abendluft pulsierten.
Er hatte ihr eine simple Frage gestellt. Eine, die zu Beginn ihrer Ehe ganz in ihrem Sinn gewesen war. Die Antwort hätte sofort erfolgen sollen.
„Es gibt viele Frauen, die Arbeit und Kinder locker unter einen Hut bringen, Rafael.“
Was sie sagte, hörte sich nicht nach Leila an, sondern wie eine Parole, die sie irgendwo aufgeschnappt und übernommen hatte, um ihn darauf vorzubereiten, dass sie beide nicht mehr an einem Strang zogen, was ihre Familienplanung betraf.
Innerlich knirschte Rafael mit den Zähnen. Am liebsten hätte er seine Frau bei den Schultern genommen und sie durchgeschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. Doch das würde zu nichts führen. Er musste sein Temperament beherrschen und Ruhe bewahren. „Die meisten Frauen behalten ihre Jobs nur, weil sie es sich nicht leisten können aufzuhören.“
„Da stimme ich dir nicht zu“, widersprach sie sofort. „Es gibt genauso viele Frauen, die weiterarbeiten, weil es ihrem Leben einen Sinn gibt.“
„Du willst sagen, Mutter zu sein reicht dazu nicht?“
Er wünschte, er könnte ihr Gesicht sehen, doch es war zu dunkel. Dafür war ihre Anspannung so spürbar, dass es gar keiner Worte bedurfte.
„Ich kann mir nichts Erfüllenderes vorstellen als von dem Mann, den man liebt, ein Kind zu bekommen“, sagte sie nach einer langen Pause. „Was aber nicht heißt, dass ich deshalb auf meine Karriere verzichten will. Ich liebe meine Arbeit, Rafael. Durch sie bin ich in der Lage, vielen jungen Mädchen mit Essstörungen zu helfen. Ich kann für eine Veränderung in ihrem Leben sorgen.“
Natürlich wusste er von Leilas Projekt in Rio und war unglaublich stolz auf seine Frau. Als er von dem finanziellen Engpass erfahren hatte, hatte er ihr angeboten, die Klinik unter die Schirmherrschaft seiner Firma zu stellen, doch sie dankte ihm nur für seine Großzügigkeit und lehnte ab. Danach hatten sie das Thema nicht mehr berührt.
„Was ist mit deiner Managerin? Kann sie sich nicht um diese Dinge kümmern?“
„Das tut sie bereits, aber ich habe das letzte Wort bei jeder Entscheidung. Und diesen Einblick und diese Einflussnahme will ich mir auch nicht nehmen lassen“, stellte Leila klar.
Sie hat ebenso viel Stolz wie ich, dachte er, und das gefiel ihm durchaus. Doch etwas anderes beunruhigte ihn. An vielen kleinen Dingen hatte er bemerkt, dass es für Leila zunehmend eine Art Manie geworden war, alles, was sie tat und was um sie herum passierte, bis ins Detail zu kontrollieren.
Ob sie ihre Ehe und ihre Zukunftspläne auch unter diesem Aspekt sah?
Sie wollte also weder ihre Karriere aufgeben noch ihr Charity-Projekt in andere Hände legen – auch nicht als Mutter. Selbstverständlich war es kein Problem, eine Nanny zu engagieren, die Tag und Nacht, selbst am Set während einer Foto-Session auf ihr Kind aufpassen würde. Aber war es wirklich das, was Leila anstrebte?
Er jedenfalls ganz bestimmt nicht!
Rafael spürte einen bitteren Geschmack im Mund, als er an seine eigene Kindheit dachte, in der er von einem Nachbarn zum anderen gereicht worden war, während seine Mutter anderer Leute Häuser putzte, um ihre kleine primitive Wohnung bezahlen und sie beide ernähren zu können.
„Leila, ich habe es einfach satt, unseren Plan von einer eigenen Familie immer wieder aufzuschieben“, platzte es aus ihm heraus. „Ich will
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